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La mort dans l'âme / Der Pfahl im Fleische,  ein Roman von J.-P. Sartre

Zusammenfassung:

Nicht ganz zwei Jahre später, im Juni 1940, spielt die Handlung von La mort dans l’âme, als Paris vor dem Fall und die französische Armee vor der Kapitulation steht. Gomez ist im Exil in New York und muss sein Auskommen als Kunstkritiker suchen. Sarah ist mit Pablo unterwegs auf der Flucht wie Tausende von andern Parisern, die Paris zur Geisterstadt werden lassen. Als Jüdin musste Sarah alles daran setzen, den Deutschen zu entkommen. Boris trifft in Marseille seine Schwester Ivich, die Georges geheiratet hat, nachdem sie von ihm schwanger wurde. Boris bedauert, dass er nur verletzt wurde und nicht fiel. Ein letztes Mal fickt er nochmals Lola, um dann nach England überzusetzen. Er hofft so, seinem Schicksal zu entgehen, als Gymnasiallehrer alt und kahl zu werden. Daniel ist einer der wenige, der in Paris verbleiben will. Er, der Schuldige, triumphiert über die Tugendhaften, die Demokratie und die Heterosexualität. Die blonden schlanken Deutschen und ihre Herrschaft des Bösen gefallen ihm. An der Seine trifft Daniel auf Philippe, den er am Selbstmord hindert. Er nimmt ihn mit zu sich, um ihn mit Rimbaud und viel psychoanalytischem Geschwätz zu verführen, damit Philippe ein ähnliches Schicksal wie Lucien in L’enfance d’un chef erlebt.

Mathieu wartet unterdessen auf seine Gefangennahme. Er ist zusammen mit Charlot, der als Jude Angst vor der Gefangennahme durch die Deutschen hat, mit dem Elässer Schwartz, der nicht Deutscher werden will, und mit Pinette, der nur die Posthalterin zur Strecke bringen will. Die Generäle fliehen; die Soldaten bleiben verlassen zurück. Manche singen in der Kirche, andere besaufen sich. Die Elässer haben Angst, dass die französischen Soldaten den Deutschen noch Widerstand leisten und ihr Dorf zur Strafe abgebrannt wird. Mathieu ist sich bewusst, dass jede Gegenwehr sinnlos ist. Trotzdem ergreift er das Gewehr, um zusammen mit Pinette und andern Widerstand zu leisten. Er weiss, dass er umsonst sterben wird. Doch er will fertig sein mit allen Gewissensbissen. Keiner ist sein Richter. Er will seine Entscheidungen selbst treffen. Er hat entschieden, dass der Tod der heimliche Sinn seines Lebens war. Fünfzehn Minuten lang schiesst er vom Kirchturm auf die Deutschen, auf die Tugend, auf die Welt, auf all die verpassten Gelegenheiten in seinem Leben. Mathieu schiesst, er fühlt sich allmächtig, frei. Die Freiheit – das ist der Terror.

Der zweite Teil von La mort dans l’âme beginnt damit, dass Brunet im selben Dorf von den Deutschen gefangen genommen wird, in dem Mathieu vom Kirchturm heruntergeschossen hat. Die meisten anderen gefangenen Soldaten lassen sich gehen, waschen sich nicht mehr, liegen nur noch herum. Doch Brunet will als Kommunist ein Vorbild sein. Er wartet auf die Fortsetzung des Krieges als Klassenkampf. Wie Bariona will er bis zum Ende aktiven Widerstand leisten. Unterstützung findet er bei kommunistischen Arbeitern und bei Schneider. Dieser scheint ein intellektueller Parteigänger der Partei zu sein. Und er soll das Verbindungsglied zu den nicht-kommunistischen Linken bilden. So formiert sich um Brunet, den Redaktor der Humanité, langsam eine Gruppe innerhalb des Lagers. In Konkurrenz vor allem zu den Gruppen um die Priester, aber auch zu den Frankisten. Die Priester sagen, wie Jupiter in Les Mouches und Pétain in Vichy, dass die Niederlage die Strafe für vergangene Verfehlungen sei. Und an dieser Schuld und Sühne sollen sich die Soldaten freuen. Brunet schaut auf Disziplin. Im Lager das Leben zu geniessen ist nicht erlaubt. Er hat etwas gegen das kleine Glück der kleinen Leute – wie auch Brunet im Gegensatz zu Schneider nie das Individuum liebt. Und als guter Kommunist ist Brunet auch Puritaner. Nur Impotente reden übers Vögeln. Manchmal streiten sich Brunet und Schneider. Brunet, bestärkt durch die „objektiven Gesetze des Marxismus-Leninismus“, glaubt, dass die UdSSR und die KP nur vorübergehend Ruhe gegen die Nazis wahren, um dann besser zuschlagen zu können. Nach ihm wird die UdSSR den Arbeiter Europas nicht vergessen. Schneider ist da viel vorsichtiger. Nach ihm könnten die Nazis und die Kommunisten auch gemeinsame Sache gegen die Demokraten machen, wie es Hitler und Stalin schon in ihrem Nicht-Angriffs-Pakt im August 39 vormachten. Und überhaupt hat für Schneider die ganze organisatorische Arbeit von Brunet und ihm nur den Sinn, den Kriegsgefangenen wieder etwas Optimismus, Zukunft zu geben. Doch letztlich beurteilt er diese Arbeit als wirkungslos. Am Schluss von La mort dans l’âme werden Brunet, Schneider und ihre Mitgefangenen wie einst Sartre von Baccarat nach Trier gebracht.