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Les mains sales / Die schmutzigen Hände, ein Drama von J.-P. Sartre

Zusammenfassung:

Les mains sales spielen während der Zeit des Zweiten Weltkrieges in einem Lande namens Illyrien. Auf der einen Seite haben wir die Politiker. Dies sind Hoederer, Olga, Louis, die alle zur kommunistisch-sozialistischen Einheitspartei, der Partei des Proletariats, gehören. Auf der anderen Seite steht Hugo, ein kleiner disziplinloser Anarchist, ein wichtigtuerischer Intellektueller, ein Bourgeois. Hugo, der sich von seiner bourgeoisen Familie und Herkunft getrennt hat, möchte zur Partei gehören, und zwar nicht nur als Schreiberling der Parteizeitung. Er will eine echte Tat, einen Mord begehen, wie normale Parteimitglieder. So erhält Hugo den Auftrag vom kommunistischen Arm der Partei, Hoederer zu ermorden, weil Hoederer die Koalition mit der faschistischen Bewegung des Regenten und den liberal-nationalistischen Kräften des Pentagons sucht, einer Partei der Bauern und des Bürgertums. Hoederer will durch diese Politik verhindern, dass Hunderttausende im Kampf gegen die einmarschierende Rote Armee fallen, dass die Partei des Proletariats als Partei von Moskauer Gnaden angesehen wird, aber auch, dass die Partei alleine die Verantwortung für die bei Kriegsende zu treffenden schwierigen Massnahmen übernehmen muss und sich so der Chance beraubt, ihre Macht langfristig zu etablieren.

Hugo will nicht nur Intellektueller sein, der nichts mit den Händen schafft. Hugo, der eine Stelle als Sekretär bei Hoederer angenommen hat, um leichter an ihn heranzukommen, sucht den Gehorsam, der ihm von der Partei verlangt wird. Doch Hoederer zeigt ihm, dass er, als Intellektueller, hierzu nicht geschaffen ist. Hugo zögert, Hoederer zu ermorden. Für die Partei ist Hugo somit bald ein Verräter. Hugo zögert, weil er als Intellektueller zu viel denkt. Er denkt zu viel vor und zu viel nach der Tat. Ein richtiger Intellektueller ist eben nicht als Mörder zu gebrauchen, sondern nur zum Schreiben. Erst als Hugo Hoederer dabei ertappt, dass er seine Frau Jessica küsst, kann er ihn im Affekt umbringen. Hugo ist aber auch Intellektueller, weil er die Theorie – die revolutionäre Partei ergreift die Macht mit Waffengewalt und nicht durch einen politischen Kuhhandel – über die politische Machbarkeit stellt. Für Hugo ist der Sieg der Ideen wichtiger als die Ergreifung der Macht. Machtergreifung mittels Lügen und Taktik kommt für Hugo als typischen Intellektuellen nicht in Frage. Für Hoederer sind jedoch alle Mittel gut, wenn sie wirksam sind. Für diesen ist Reinheit eine Idee für Fakire und Mönche. Politik bedeutet für Hoederer, die Hände in Dreck und Blut zu tauchen. Man kann nicht regieren und gleichzeitig unschuldig wie kleine Kinder sein.

Nach zwei Jahren im Gefängnis, verurteilt wegen Mordes an Hoederer aus Eifersucht, wird Hugo freigelassen. Doch seine Tat ist für ihn etwas Externes, etwas, das ihm nicht gehört, jedoch immer bei ihm ist. Doch vergessen, verleugnen will er seine Tat nicht. Hugo, der sich schon dafür schämt, dass er nicht den Mut hatte, seinen Auftrag auszuführen, will seine Tat nicht ganz verdrängen. Er will der bleiben, der er ist. Doch damit ist er für die Partei nicht mehr verwendungsfähig – er wird erschossen. Seine Weigerung, seine Tat zu verleugnen, bedeutet, dass seine Ermordung letztlich ein Selbstmord ist. Mit diesem herbeigeführten (Selbst-)Mord gelingt es Hugo am Schluss doch noch, seine Freiheit zu verwirklichen.