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Dépaysement,  eine Erzählung von J.-P. Sartre

Zusammenfassung:

Audry ist in Neapel auf der Suche nach jener groben, schmutzig-rosigen Existenz, die ihn so fasziniert. Die Sachen bieten sie ihm nicht, denn wir können die Sachen nicht anbinden. Den Neptun-Tempel in Paestum kann man nicht besitzen. Er steht einfach da. Er drückt nichts aus, weder Eleganz, noch Liebe, noch Glaube. Der Tempel genügt sich selbst. Reisen heisst für Audry nicht drei, vier Stunden untätig vor einem Tempel stehen. Sein Ziel sind die Menschen. Doch nicht jene Menschen, die in den noblen Strassen, wie der via Roma spazieren gehen. Nicht die Bürolisten, nicht die Offiziere, die mit ihren Frauen am Meer entlang spazieren gehen, nicht die Amerikaner und Franzosen, die jetzt im Café Gambrinus Limonade drinken. Audry zieht es hin zum wahren Neapel, zu jenem der kleinen Strässchen, wo es diese unsittlichen, geheimen Zimmer gibt. Wo es nach Schweiss, nach fleischlicher Gemeinschaft riecht. Wo man gleichgültig das organische Leben geniesst. Dieses wahre Neapel zu finden ist ein Abenteuer, und Audry ist bereit, sich darauf einzulassen. Der Genuese und dessen Freund Renato schleppen ihn ab. Es wäre für Audry sein erster Mann. Was wartet auf ihn? Frauen, eine Junge, oder sogar Renato. Audry ist zu allem bereit. Sie schleppen ihn in ein Bordell, wo zwei Frauen mit Hilfe eines weissen Stabes die Positionen des Sexualverkehrs aus dem Haus der Kurtisanen in Pompei nachstellen. Bislang war er nur fünf Mal im Bordell, meist stock besoffen. Das letzte Mal war dies 1930 in Le Havre. Nein, die Vorstellung gefiel ihm nicht besonders. Doch Audry fühlt sich verwandelt, er fühlt sich frei. Jetzt weiss er, er war in Neapel.