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Kean, eine Adaptation von Alexandre Dumas' Schauspiel Kean, ou Désordre et génie durch J.-P. Sartre

Zusammenfassung:

Edmund Kean ist der bekannteste Hamlet-Darsteller im England des 19. Jhs., ein grössenwahnsinniger Schauspieler und gleichzeitig ein Don Juan, der über 1000 Frauen gehabt haben soll. Und wie Orestes, Hugo, Genet oder Götz ist er ein Bastard, ein Verräter, der plötzlich aufhört, seine Rolle zu spielen. Kean wird geliebt für die Rollen, die er spielt. Aber er wird geliebt nur als Schauspieler. Das Publikum liebt ihn, selbst der Prinz von Wales, der ihn in seiner Kleidung nachahmt, der dieselben Frauen verführt. Die adligen Frauen und die Huren in den Kneipen lieben ihn – und er liebt es, sie zu verführen, denn ein echter Mann ist er nur im Bett. Doch die adeligen Frauen sehen in ihm nur den Schauspieler, nicht den Mann. Sie suchen die Affäre mit ihm, nicht mehr – wie Elena Koefeld, die Frau des dänischen Botschafters. So ist Kean ein einsamer Schauspieler, dem letztlich nur Anna, seine zukünftige Frau, und Salomon, sein Souffleur, bleiben. Als Mann wird er von denselben adeligen Kreisen, die ihn im Theater bewundern, wegen seiner Geburt als Sohn einer Halbprostituierten, wegen seines ehrlosen Berufs als Schauspieler abgelehnt. Für sie ist er kein Mann, sondern nur ein Schauspieler, der Theater spielt. Entsprechend sieht sich auch Kean als einer, der von schiefen Situationen lebt. Kean, der Betrüger, spielt, um zu lügen, um sich selbst zu belügen. Er spielt den Helden, weil er feige ist, und den Heiligen, weil er böse ist. Er ist einer, der nur Geld ausgibt, sich bis über den Kopf verschuldet, der sich jedoch nicht um das Beschaffen von Geld, nicht ums Sparen kümmert. Als Kean sich einmal entscheidet, als sein acte gratuit, mitten im Stück aus seiner Rolle zu fallen und das Publikum und den Prinzen von Wales nicht mehr als Schauspieler, sondern als Mensch zu adressieren, pfeift das Publikum. Es erklärt ihn für wahnsinnig, will ihn verhaften lassen. Kean möchte sein Schauspielertum aufgeben, Edmund der Juwelier sein, ein „Käsehändler“, ein ganz gewöhnlicher Mensch. Selbst wenn er für seine Tat ins Gefängnis gehen muss. Doch letztlich bleibt er nur ein Schauspieler, dem das Gefängnis erspart bleibt, weil der Prinz von Wales sich für ihn eingesetzt hat, und der stattdessen ein Jahr Exil erhält. Kean darf auch sein Privatleben nur spielen. Er kommt von seiner Schauspielerei nicht los.