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L'enfance d'un chef / Die Kindheit eines Chefs,  eine Erzählung von J.-P. Sartre

Zusammenfassung:

Schon als Kind hat Lucien Schwierigkeiten, seine eigene Identität zu finden. In seinem Engelskostümchen sieht er aus wie ein kleines Mädchen. Die ganze Welt und auch er selbst spielen für den kleinen Lucien nur Rollen. Schon früh macht ihm sein Vater klar, dass er auch einmal Chef sein und den Arbeitern befehlen wird. Als er in die Pubertät kommt, stellt sich für Lucien die schwierige Frage nach seiner eigenen Identität, ob er überhaupt eine besitzt oder ob er nur ein Name ist. So kommt er zur Ansicht, dass er nicht existiert, dass überhaupt niemand existiert und die Welt ein Schauspiel ohne Schauspieler ist. Über seinen Mitschüler Berliac wird er in den Surrealismus und die Freudsche Psychoanalyse eingeführt. Und über ihn lernt er den Surrealisten Bergère kennen, der in Lucien seinen homosexuellen Rimbaud sieht und Lucien auch in die homosexuelle Liebe einführt. Nachdem Lucien bislang immer nur von etwas gesprochen, von Sex mit Frauen bis zum Selbstmordversuch, dies jedoch nie getan hatte und somit seine Identität immer nur eine in Worten, aber nicht in Taten bestand, ist seine homosexuelle Affäre mit Bergère die erste Handlung, durch die er richtig seine Identität hätte begründen können. Doch er hat Angst, dass die andern in ihm einen Schwulen sehen und dass er so nicht mehr Chef werden kann. So sucht er stattdessen die Gesellschaft von Guigard, mit dem er zusammen Arbeitermädchen aufreisst – selbstverständlich unter falscher Identität –, und von Lemordant, einem Antisemiten und Anhänger der Action Française. Und es ist diese Welt von Barrès, die ihm gefällt. Und hier beginnt er sich zum ersten Mal in seinem Leben echt zu engagieren, mit Zustimmung seines Vaters. Er verkauft die Action Française. Er schlägt mit seinen Kollegen einen kommunistischen Ausländer zusammen. Er lehnt die Gesellschaft eines Juden auf Guigards Empfang ab.