Typhus, ein Drehbuch von J.-P. Sartre
Zusammenfassung:
Hier findet sich ein Vergleich der Drehbuchversion von Sartres Typhus mit der Filmversion von Les Orgueilleux von Yves Allégret.Die Europäer fliehen im Bus aus Santareya, einer malaiischen Stadt, in der Typhus herrscht und alle Lokalitäten geschlossen sind. Unter den Fliehenden sind auch Tom und Nellie, zwei «Musiker», die früher im Canari auftraten. Groß ist die Angst (und der Rassismus): alle sind dagegen, einen eventuell an Typhus erkrankten Malaien selbst auf dem Dach des Busses mitzunehmen; doch Nellie setzt sich durch. Der Bus fährt ab nach Ottawee, einer Hafenstadt.
In Ottawee lebt Georges, ein vergammelter Europäer, der sich
wie die Malaien kleidet, weil er die Europäer nicht liebt. Der Polizeiinspektor
lädt ihn in die Bar ein; Georges will ihm eigentlich keine Malaien mehr
verraten, doch der Whiskey überzeugt ihn, es doch zu tun: er verrät, wer den Reis
gestohlen hat.
Der Bus fährt auf einer kurvigen Straße durch die Wüste. Das Blut des Malaien, der auf dem Dach war, fließt über die Scheibe. Der Chauffeur und Tom holen den an Typhus erkrankten Malaien vom Dach herunter und lassen ihn auf der Straße liegen.
Georges geht betrunken am Quai spazieren, wo ihn junge Weiße mit Steinen bewerfen. Er setzte seine Weg Richtung Malaienquartier fort, um dort den Reisdieb zu warnen.
Der Bus hält vor dem Spital in Ottawee. Die Passagiere müssen ins Spital zur Untersuchung und in die Quarantäne. Das Schiff, das die Passagiere nach Europa hätte bringen sollen, legt ab. Nellie ist gesund, nicht jedoch Tom, der wie Nellie später erfährt, kurz darauf verstorben ist. Da er ihr Salär bei sich hatte, geht sie zum Spitaldirektor, um ihren Anteil zu verlangen. Doch dieser kann nichts machen: Nellie hat keinen Pfennig mehr. In den Einheimischenvierteln in Ottawee ist inzwischen schon Typhus ausgebrochen.
Georges’ und Nellies Blicke treffen sich, als Nellie mit dem Beerdigungszug für Tom vorbeigeht. Nach der Beerdigung erkundigt sich Nellie nach dem Weg zum Mont-Everest, einem Dancing.
In diesem beschwert sich Nogaro bei Patron Mercutio, dass er nur noch Malaiinnen und keine Blondinen mehr in der Bar arbeiten. Auf dem Weg zum Mont-Everest begegnet Nellie kurz Georges. Obwohl sie diese Arbeit in der Bar nicht mag, nimmt Nellie Mercutios Angebot an. Nogaro sagt Nellie, dass Georges, der im Dancing durch den Eingang für die Einheimischen hereingekommen ist, kein Malaie sei, sondern ein guter Junge. Für eine Flasche Whiskey überredet Nogaro Georges, den Bärentanz vorzuführen. Nellie protestiert gegen Georges’ Erniedrigung, worauf dieser innehält. Nogaro schlägt ihn deswegen nieder; Georges macht sich nur mit seiner Whiskeyflasche von dannen.
Immer wieder Gesänge von Malaien, die um einen an Typhus Gestorbenen trauern.
Tage später, die Hotelierin verlangt die Bezahlung des Zimmers, doch Nellie wird erst Ende Monat bezahlt und hat kein Geld. Im Dancing verweigert Mercutio ihr eine Anzahlung. Mac, der Schnauzbärtige, und Fred, die auch im Bus von Santareya nach Ottawee waren, kommen mit zwei Dirnen herein. Mac möchte mit Nellie die Nacht verbringen, doch diese lehnt ab. Es kommt zum Streit zwischen Mac und Nellie. Mercutio entlässt Nellie und will ihr das Gehalt nicht bezahlen. Im Streit schlägt Nellie Mercutio mit der Lampe und flieht deshalb, da sie glaubt, ihn ermordet zu haben. Auf der Flucht kommt sie in Georges’ Hütte, dem sie den vermeintlichen Mord an Mercutio gesteht.
Georges geht zum Mont-Everest, um die für Nellie die Situation zurechtzubiegen, nur um zu erfahren, dass Mercutio nur verletzt, aber nicht tot ist.
Sitzung der Ärzte und Beamten beim Gouverneur. Unter den Einheimischen gibt es wohl schon 300 Opfer, jedoch noch keine unter den Weißen. Der Gouverneur will alle Einheimischen mit Gewalt impfen lassen.
Georges geht ins Hotel Victoria, um mit Nellie zu sprechen. Er übergibt der Chefin, die ihn nicht rein lässt, für Nellie einen Zettel, auf dem er ihr mitteilt, dass es Mercutio gut geht. Nellie sagt der Chefin, dass sie keinen Vorschuss erhalten hat, und zieht deshalb aus dem Hotel aus.
Nogaro schlägt Mercutio vor, durch Georges von den armen Malaien Impfzertifikate zu kaufen, damit sie diese an reiche Malaien verkaufen können, die sich nicht impfen lassen wollen.
Nellie will sich beim Konsulat für die Repatriierung melden. Doch dort erfährt sie, dass es weder Schiffe gibt, die nach Ottawee kommen, noch Arbeit.
Die Einheimischen fliehen. Gewisse haben Typhus. Nellie gibt ihnen ihren letzten Pfenning für deren Heilung.
Georges bespricht sich mit Mercutio in der Bar. Er betrinkt sich von neuem. Nellie spricht mit Mercutio: sie sei bereit, alles zu tun. Doch dieser weist ihr nur die Tür. Nogaro nutzt die Gelegenheit und macht sich an Nellie ran. Doch Georges schreitet ein und schlägt Nogaro nieder. Georges macht sich mit Nellie davon zu seiner Hütte. Georges rechtfertigt sein Eingreifen damit, dass er den schlechten Eindruck korrigieren will, den er beim Bärentanz auf Nellie machte. Er verspricht ihr Geld. Doch Nellie ist dagegen: sie will lieber mit Nogaro schlafen. Georges schlägt sie.
Die Armee will die Stadt absperren, damit die Malaien nicht fliehen können. Eine Gruppe Soldaten tritt in Georges’ Hütte. Sie führen ihn gegen seinen Willen zur Impfung ab. Nellie lehnt das Angebot ab, sie mit dem Auto zurück ins Stadtzentrum zu bringen.
Im Spital offeriert Georges den Einheimischen, dass sie ihr Impfzertifikat verkaufen können. Nach der Impfung begibt sich Georges zu Mercutio und fixt den Deal für das Geschäft mit den Impfkarten.
Georges kehrt zu seiner Hütte zurück und gibt Nellie Geld. Er habe auch schon ihr Hotel bezahlt. Doch als er ihr erzählt, wie er zum Geld kam, will sie es nicht nehmen, da es unmoralisch ist. Lieber sich prostituieren als die Gesundheit anderer Menschen aufs Spiel zu setzen. Nellie bleibt in Georges’ Hütte.
Am nächsten Morgen geht Georges in die Bar des Mont-Everest und gibt das noch vorhandene Geld Mercutio und Nogaro zurück. Er will nicht mehr mitmachen. Er erfährt, dass Mercutio schon seit gestern Abend direkt die Malaien angeht. Georges droht ihnen, sie auffliegen zu lassen. Er geht zum Polizeiinspektor, um diesem mitzuteilen, dass er nicht mehr für ihn arbeiten wird. Daraufhin begibt sich Georges ins Spital, wo er jene identifiziert, die sich für Geld nochmals impfen lassen wollen. Zu den Ärzten sagt Georges, er hasse sich. Sie meinen er sei zu stolz.
Nogaro hetzt fünf Gangster auf Georges. Sie finden ihn in einer Bar mit einer Flasche Whiskey. Als der Inspektor jedoch hereinkommt, trollen sie sich davon.
Nellie putzt Georges’ Wohnung und entdeckt dabei seine ehemalige Uniform als Marinearzt. Georges bringt ihr ihre Koffer aus dem Hotel Victoria. Georges will Nellie nicht sagen, wieso er so tief gesunken ist. Die fünf Gangster kommen und verdreschen ihn, um ihm eine Lektion zu erteilen. Nellie will bei ihm bleiben – aus Liebe.
Im Spital besprechen die Ärzte den ersten Typhusfall unter den Weißen in Ottawee. Es stellt sich die Frage, welcher Arzt sich um die Versorgung der Einheimischen kümmert. Auch einer der Ärzte hat Typhus.
In Georges’ Hütte erklärt Nellie, dass sie ihn liebt, weil er der anspruchsvollste Mensch ist. Einer der Ärzte kommt und bittet Georges, ihnen zu helfen. Ein weiterer Arzt will fliehen. Um Wasser für sein Auto bittend betritt er Georges’ Hütte. Um ihn von der Flucht abzuhalten, erzählt ihm Georges seine eigene Geschichte: Er war in Colombo im Kampf gegen Cholera; er floh, als er am Ende seiner Kräfte war, und damit verlor er jede Selbstachtung. Doch der Arzt fährt davon: er will sich aus Angst um seine Gesundheit nicht um die Einheimischen in den Docks kümmern. Georges will an dessen Stelle als Arzt in die Docks gehen. Er erklärt Nellie, dass er sie nicht liebt. Nellie geht fort. Eine Ambulanz kommt, um Georges in die Docks zu fahren. Nellie geht zu Fuss durch die verlassene Stadt in die Bar des Mont-Everest und dann ins Hotel Victoria: alles ist verlassen.
Georges behandelt unverzagt schon seit vier Tagen erkrankte Einheimische. Auch seine Krankenschwester ist angesteckt. Er braucht einen Ersatz – es kommt Nellie. Auch wenn er immer noch zu stolz ist, ihr seine Liebe zu erklären, sie ist offensichtlich.