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Sartres Zeitgenossen — Kurzbiographien A–Be

Otto Abetz: 1903-58. 1940-44 Hitlers Botschafter in Paris. Ausbildung als Zeichenlehrer. Frankophil, verheiratet mit Französin. Mitglied der Jugendbewegung. Organisierte ab 1930 Kontakte zw. dt. und franz. Jugend. Ab 1934 Leiter des Frankreichreferats der Hitlerjugend und der aussenpolitischen Dienststelle Ribbentrops bei der NSDAP. Setzte sich für die Verständigung und kulturellen Austausch zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich ein (1935 Comité France-Allemagne). Erst 1937 NSDAP-Mitglied. Juni 39 aus Frankreich ausgewiesen, weil seine Verständigungsbemühungen Misstrauen erregten. 1940/42/43 verbot er in den drei berüchtigten Otto-Listen mehr als 2000 Werke von 842 Autoren – vor allem jüdische und pro-jüdische (Blum, Benda, Freud, Malraux, Nizan, Aragon, Koestler, Heine, Th. Mann, C.G. Jung, Marx etc.). Bemühte sich im Gegensatz zu Goebbels Propagandastaffel um kulturellen Ausgleich (schuf u.a. das Institut Allemand unter Karl Epting). Verlor seit 1942 deutlich an Einfluss, als SS, Gestapo und die Armee das Zepter in Frankreich übernahmen. Nov. 42-Dez. 43 nach Berlin zurückgerufen. 1945-54 in Haft wegen seiner Tätigkeit als Botschafter. Nach dem Krieg FDP-nahe.

Arthur Adamov: 1908-70 (Selbstmord). Franz. Schriftsteller russ.-armen. Herkunft. 1914 nach Genf emigriert, 1922 Mainz, 1924 Paris. Zuerst nahe bei Surrealisten, Giacometti, dann bei absurdem Theater und Brecht. 1958 Diskussion mit Sartre, Butor, Adamov etc. über Theater und Politik. Unterschrieb Manifest der 121. Polit. links (Teilnahme am Span. Bürgerkrieg).

Hocine Aït Ahmed: 1926-2015, alger.-berber. Politiker. Zuerst bei Messali Hadjs PPA, Ausschluss wg. Berberismus, Gegenspieler von Ben Bella. Rolle des Aussenmin. der alg. Befreiungsbewegung, 1956-62 mit Boudiaf, Ben Bella u.a. in Frankreich in Haft bis 62: Sartre besuchte Aït Ahmed 1961 im Gefängnis. 1962/63 Mitgl. der prov. Reg.. Trennte sich 1963 vom FLN um eine säkularist. sozst. Berberpartei zu gründen: Aufstand gegen Ben Bella, 1963-66 im Gefängnis, 66-88 im Exil in der Schweiz, 1989 Rückkehr nach Algerien als pro-Berber-Politiker.

Alain: eigentlich Émile Auguste Chartier, 1868-1951. Philosoph, Essayist, Moralist. Radikalsozialist (Linksliberaler), Dreyfusard. Hatte als Pazifist und Kritiker jeglicher Macht auf den laizistischen Teil der Generation Sartres prägenden Einfluss. Unterrichtete Philosophie in der Khâgne am Henri IV (1909-33). Übte durch seine Propos, die er 1906-14 veröffentlichte, grossen Einfluss aus. Gründete 1933 mit Paul Langevin und Paul Rivet das Comité de vigilance des intellectuels antifascistes.

Nelson Algren: 1909-81. Vorbild für Lewis Brogan in Les Mandarins, die Algren gewidmet waren. US-Schriftsteller. Vertreter des Chicagoer Realismus. Schrieb 1949 The Man with the Golden Arm (erster Gewinner des National Book Award for Fiction). 1947-64 Liebschaft mit Beauvoir (Unterbruch 1954/55, Besuche in Paris 1949/60, Beauvoir in den USA 1948/50/51): zerbrochen an Beauvoirs Memoiren. Sartre mochte Algren (übersetzte dessen Werk Chicago).

Henri Alleg: 1921-2013. Eigentlich Harry Salem (ursprünglich Brite russ.-poln-jüd. Abkunft). Franz.-alger. Journalist . 1939 nach Algerien. 1951-55 Direktor des Alger Républicain (1955 verboten). Einer der drei Top-Leader der kommunistischen Partei Algeriens (1955 offiziell verboten). Schloss sich 1956 dem FLN an. 1957 verhaftet, wurde selbst gefoltert. Veröffentlichte das Buch La Question über die Folter in Algerien, zu dem Sartre ein Vorwort verfasste (von der französischen Regierung verboten; in der Schweiz erschienen). Flucht in die Tschechoslowakei, kehrte 1962 nach Algerien, 1965 (nach dem Putsch Boumédiennes) nach Frankreich zurück, wo er für den PCF und L’Humanité als linientreuer Kommunist arbeitete.

Marc Allégret: 1900 (Basel)-1973. Filmregisseur. Zuerst homo-, dann ab 1927 heterosexuell. Sohn prot. Eltern. Bruder von Yves Allégret (verheiratet mit Simone Signoret). Lernt mit 15 Gide kenne; dessen Geliebter bis 1927 (auch Verhältnis mit Cocteau), dann weiterhin befreundet. Dreht u.a. 1952 den Dokumentarfilm Avec André Gide, wo Sartre einen kurzen Auftritt hatte. Entdecker von Brigitte Bardot, Roger Vadim, Fernandel).

Ferdinand Alquié: 1906-85. Philosoph (Philosophiegeschichte): 1931 bester der Agrégation. Nov. 40-Jun. 41 Philosophieprof. am Lycée Condorcet (Khâgne): Nachfolger von Dreyfus-Le Foyer und Vorgänger Sartres. Dann an Lycée Henri IV, Louis le Grand, 1951 Prof. in Montpellier, 1953 Sorbonne (u.a. von Deleuze). 1975 Mitgl. der Académie des sciences morales et politiques. Stand Breton nahe (Philosophie du surréalisme), Rationalist im Stile Descartes‘. Besprach L’Être et le néant 1945 in den Cahiers du Sud (antiphilosophisch, doch kohärentester Ausdruck des Humanismus).

Louis Althusser: 1918-90. Kommunist. Philosoph. Algerienfranzose. An der ENS: 1939, 45-48 als Student, 48-90 als Assistent. 1940-45 Kriegsgefangener. Zuerst Royalist, 1948 Mitgl. PCF. Stalinist (die Studenten im Mai 68 als infantile Linksradikale). Begann 1961 mit einer strukturalist. Lesart von Marx: wegen seiner letztlich sehr orthodoxen Interpretation von Marx grosser Einfluss bei den maoist. Studenten (Benny Lévy/Pierre Victor, Glucksmann). Gründete die Cahiers marxistes-léninistes (ab 1964, zus. mit Linhart). Bedeutender Strukturalist: lehnte die seit der Entdeckung der Pariser Manuskripte gängige humanistische Interpretation von Marx ab. Befreundet mit Foucault. Tötete 1980 im Wahnsinn seine Frau.

Georges Altman: 1901-60. 1920-29 Kommunist. 1942 Mitbegründer der Widerstandsbewegung Franc-Tireur, Leiter der Zeitung Franc-Tireur (-1957). 1948 eine treibende Kraft hinter der Gründung des RDR. Ab 1949 Antikommunist. Ab 1958 beim Figaro, 1959 Pressechef von Malraux.

Jorge Amado: 1912-2001. Meistbekannter brasilianischer Prosaschriftsteller. Kommunist. Nahm 1935 am misslungenen Putschversuch der KP Brasiliens teil, woraufhin er im Gefängnis sass. Musste 1948 nach Paris fliehen. Stalinistischer Vertreter der brasilianischen Literatur (u.a. auf Friedenskongressen seit 1948). 1950-52 in der Tschechoslowakei. Schrieb Ode auf Stalin und Enver Hodzha, wofür der den Stalin-Friedenspeis erhielt. Befreundet mit Neruda und Guillén. 1956 Austritt aus KPB. Ab 1958 einem sozialistischen Realismus mit viel bahianischer Folklore verpflichtet. Sartre hatte ihn 1955 auf einem Friedenskongress in Helsinki kennen gelernt. Sie wurden während Sartres Brasilienreise 1960 zu engen Freunden.

Günther Anders: 1902-92. eigentlich Günther Stern. Deutscher jüdischer Herkunft. Sozial-, Technologie-, Medien-, Kunstphilosoph, Journalist, Essayist, Schriftsteller. Mitbegründer der Antiatombewegung. Beschäftigte sich mit der Zerstörung der Humanität. Studierte in Freiburg i.Br. bei Heidegger und Husserl. 1930-37 verheiratet mit Hannah Arendt. 1933-36 in Paris, 36-50 USA (u.a. New School for Social Research), ab 1950 in Österreich, dessen Staatsbürgerschaft er annahm. Nahm mit Sartre zusammen am Russell-Tribunal teil. Sartre soll ihm damals gesagt haben, dass dessen Aufsatz Pathologie de la liberté von 1936 (zweiter Teil eines Vortrages von 1930 über Die Weltfremdheit des Menschen), der in den Recherches philosophiques (dieselbe Nummer wie La Transcendance de l’égo) erschien, nicht unschuldig an der Entstehung des Existenzialismus gewesen sei.

Perry Anderson: 1938-. Brit. Historiker, Neomarxist. Hg. der New Left Review (London) 1962-82, 2000-3). Interviews mit Sartre 1967 und 1969.

Maurice Andin: 1932-57. junger Univ.assistent in Alger, Kommunist. Wurde 1957 von den franz. Truppen gefoltert und getötet. Vidal-Naquet gründete ein Komitee gegen dieses Verbrechen (mit Beteiligung Sartres)

Charles Andler: 1866 (Strassburg)-1933. Elsässer. Germanist: Begründer der franz. Germanistik mit Henri Lichtenberger (1864 in Mülhausen-1941; besuchte Nietzsche 1898, Buch über Nietzsches Philosophie 1898). Studierte Philosophie an der ENS (u.a. bei Émile Boutroux) und an der Sorbonne (u.a. bei André Lichtenberger). Unterrichtete an der ENS, Sorbonne (1901-08), Univ. Paris (1908-), Collège de France (1926-33). 1889 Beitritt zur sozst. Partei von Jean Allemane (POSR), Forschte über Nietzsche (1904 Treffen mit Elisabeth Förster-Nietszche; 6-bändige Biographie über Nietzsche 1920-31). 1905-20 bei SFIO. Engagierte sich für den Sozialismus zus. mit Lucien Herr. Traf 1891 Engels in London, übersetzte das Kommunistische Manifest ins Franz. (1901). Trat 1898 für Zola ein. 1908 heftige Proteste der Action française gegen eine Studienreise mit seinen Studenten nach Berlin. 1918-20 an der Reintegration des Elsass in Frankreich beteiligt. War bekannt mit Charles Schweitzer, der mit Unterstützung von Andler Vorträge von Karl Kraus an der Sorbonne organisierte und Kraus für den Nobelpreis vorschlug (1925-26).

Louis Aragon: 1897-1982. Schriftsteller. Zusammen mit Breton Mitbegründer des Surrealismus, dem er 1930 auf einer Reise in die UdSSR zum II. Internationalen Kongress der revolutionären Schriftsteller in Kharkov abschwor. 1936 definitiver Bruch mit dem Surrealismus. Seit 1928 verh. mit Elsa Triolet, jedoch bisexuell. Seit 1927 Mitglied des PCF. Wurde in den 30er Jahren zu einem von dessen bedeutendsten Propagandisten (dank der Bez. von Elsa). U.a. 1935 am Congrès international des écrivains pour la défense de la culture (verteidigte UdSSR, hinderte Breton am Sprechen). Begründer der Zeitung Ce Soir 1937. Zusammen mit Éluard der bedeutendste Dichter der Résistance. War immer sehr parteitreu, auch in Bezug auf den Hitler-Stalin-Pakt. In Folge des Paktes widmete er sich vermehrt der Poesie. 1944/45 in dominanter Position: publizierte bei Gallimard, in Les Lettres Françaises, Direktor von Ce Soir, Gen.sek. des CNE: fanatischer Säuberer der französischen Literatur von kollaborierenden Schriftstellern. Einer der Verantwortlichen für die Kampagne gegen seinen ehemals engen Mitarbeiter Nizan 1947; in seinem Roman Les Communistes (1949) setzte er die Verleumdungen Nizans fort, der dort unter dem Pseudonym Orfilat Redaktor des aussenpolitischen Teils der Humanité ist. Seit 1950 ZK-Kandidat, ab 54 ZK-Mitglied. 1953 (ab 48 de facto)-72 Leiter der Lettres Françaises; blieb bis 1968 weitgehend linientreu und ein strammer Vertreter des von den kommunistischen Schriftstellern immer getätigten „Wahrlügens“ (u.a. Verteidigung der abstrusen Wissenschaftspolitik Stalins im Falle Lysenko). Sein Gedicht Il revient (1953) nach Stalins Tod war der Höhepunkt des Personenkults um Stalin. Andererseits von der Partei heftig kritisiert, weil er Picassos zu wenig konform ausgefallenes Stalin-Portrait veröffentlichte. Protestierte gegen die Verurteilung von Sinjawski und Daniel 1966. Sein Eintreten für verfolgte Schriftsteller in Osteuropa führte 1972 zur Einstellung der Lettres Françaises durch die Partei. Seit dem 2. WK auch als Verfasser von Romanen, Erzählung und Werken zur Kunst- und Literaturtheorie tätig. Sartres Besprechung von Triolets Bonsoir Thérèse gefiel Aragon so gut, dass Sartre für eine regelmässige Chronik in Europe eingeladen wurde. Sartre traf Aragon und dessen Frau Elsa Triolet gelegentlich zum Essen, häufig jedoch ohne Beauvoir, die Aragon und seine Frau nicht mochte. In Entretiens sur la politique beschuldigte Sartre Aragon, hinter dem Anti-Sartre-Kurs der PCF-Medien der Jahre 45-48 gesteckt zu haben.

Gabriel Aranda: 1949-. Journalist, Beamter, Regierungsberater. Löste im Herbst 1972 als Berater von Minister Chalandon (für Ausrüstung und Wohnung) einen riesigen Bestechungsskandal aus: betroffen u.a. Chirac. Sartre interviewte ihn für La Cause du peuple-J’accuse.

Georges Arnaud: siehe Henri Girard

Raymond Aron: 1905-83. Politologe, Soziologe, Journalist. Aus lothringischer jüdischer Familie. Khâgne am Lycée Condorcet. Lange Zeit enger Freund von Sartre. Studierte zusammen mit Sartre Philosophie an der ENS (einer der petits camarades): schaffte als Bester die Agrégation, während Sartre durchfiel. Beauvoir ersetzte Aron als Sartres Soundingboard für neue Ideen. Sartres Instruktor im Militärdienst in Saint-Cyr, vermittelte ihm Stipendium ihn Berlin und ersetzte in 1933/34 an der Stelle in Le Havre. Befasste sich früh mit Soziologie (M. Weber) und Geschichtsphilosophie (Diss. hierüber 1937). Lebte 1930-33 in Dtld. (Köln und Berlin; Freundschaft mit Golo Mann; hoffte 1933 noch, dass Hitler und der Antisemitismus wieder verschwänden). Seit 1922 links, 1925 Mitglied des SFIO, von dem er sich während Volksfrontzeit distanzierte. Befreundet mit Malraux (seit 1930/31), Eric Weil, Kojève, Koyré, Sperber (seit 1937), Henry Kissinger (seit Ende der 40er Jahre). Sep. 33 Heirat mit Suzanne Gauchon (Jugendfreundin: Simone Weil; Trauzeuge: Roger Martin du Gard). 1934-39 Sekretär des Centre de Documentation Sociale der ÉNS und dort Lehrer (auf Empfehlung von C. Bouglé). 1940-44 als Redaktor von La France libre in England, schloss sich dort de Gaulle an. 1945 Rückkehr nach Paris. 1946 Kabinettsdirektor von Malraux. 1946-47 Mitarbeiter von Combat, 1947-77 einflussreicher Kolumnist und zuletzt polit. Direktor des Figaro (verschaffte Sartre die Möglichkeit der US-Reise für Figaro 1945). 1968-72 Chroniqueur bei Europe 1.1977-83 Präsident des Herausgeberkomitees von L’Express. Antikommunistischer Liberaler mit realpolitischer Gesinnung: gegen jeglichen Determinismus, beeinflusst von Tocqueville, M. Weber, Popper. Unterstützte 1950 den Congrès pour la liberté de la culture 1950 in Berlin. Lehrte an ENA 1945-47, Institut d'Études Politiques 1948-54, Sorbonne 1955-68 (1948 gegen Gurvitch nicht gewählt), EHESS (Studiendirektor) 1960-83 und Collège de France (Soziologie der modernen Kultur) 1970-83. Bei ihm studierten u.a. Bourdieu, Foucault.

Sartre veröffentlichte 1944 in La France libre seinen Aufsatz Paris sous l’occupation und lobte die Zs. 1947. 1945/46 schrieb Aron drei Beiträge in den TM, u.a. über die Chancen des Sozialismus (in der ersten Nummer). Beauvoir mochte Aron nicht (weil er 1946 die Uraufführung von Les Morts sans sépulture vor Ende der Vorführung verliess?) Über Arons pro-gaullistische Haltung (Tätigkeit bei Figaro; Streit um Radiosendung vom 20.10.47; 1948-52 Mitglied des RPF, Mitglied des Conseil national des RPF: Aron war Antikommunist, für de Gaulles Kritik an Parteienherrschaft) kam es zum Bruch mit Sartre (definitiv nach Publikation von Entretiens sur la politique 1948/49). Für den Moralisten Sartre (Aron: Anarchiste à l’égard des institutions, moraliste à l’égard des hommes.) ging es um die Wahl zwischen Gut und Böse, für den Politikwissenschafter Aron nur um die Wahl zwischen dem Besseren (préférable) und dem Schlechteren (détestable). Aron erkannte schon früh, dass die Einheit der Résistance ein Traum war und der PCF sich nicht von der UdSSR lösen konnte: für Aron war Sartre ein revolutionärer Romantiker (1947/48). Aron trat für bürgerl. Soziologie und Ökonomie ein: sowohl die kap. wie die sozst. Gesellschaft sind Industriegesellschaften (Saint-Simon, Comte, Fourastié); in beiden gibt es Eliten; Wachstum ist primär durch den technischen Fortschritt bestimmt; Knappheit der Waren mit Allokation als zentralem Problem; Says’sches Gesetz. Doch Aron war kein unbedingter Anhänger de Gaulles (Kritik an de Gaule wg. Bonapartismus, Europa-Gegnerschaft). 1947 Streit mit Merleau-Ponty wg. Humanisme et terreur. Veröffentlichte L’Opium des intellectuels (1955) gegen Sartre: die Linke, die Revolution und das Proletariat als die Mythen der linken Intellektuellen, gegen die Verehrung der Geschichte: warf Sartre revolutionären Romantismus vor. Aron sprach sich 1957 wie Sartre für die Unabhängigkeit Algeriens aus: führte 1960 zu einem kurzen Treffen Aron-Sartre. 1968 heftige Kritik Sartres in Les Bastilles de Raymond Aron: Aron als Verfechter der klassischen Universität gegen Sartre, der die revoltierenden Studenten unterstützte. Histoire et dialectique de la violence (1973 ; Vorlesung an Sorbonne 1966/67, auch ausführliche Besprechung in Figaro littéraire) über Sartres Critique de la raison dialectique (u.a. Vorwurf des Kults der Gewalt). Trafen sich erstmals seit 1960 wieder im Juni 1979, als sie zusammen mit Glucksmann bei Giscard für die Boat People intervenierten. Sprach sich 1980 heftig gegen Espoir maintenant aus: nur Lévys und nicht Sartres Handschrift.

Tomiko Asabuki:1917-2005. Journalistin, Schriftstellerin, Übersetzerin (von Beauvoir, Sagan). Freundin von Hélène und später auch von Simone de Beauvoir. Übersetzerin für Sartre und Beauvoir in Japan 1966 (dort intime Freundschaft mit Sartre). Lebte 15 Jahre in Paris. Veröffentlichte 1997 28 Jours au Japon avec Jean-Paul Sartre et Simone de Beauvoir.

de La Vigerie: 1900-1969. Dichter, Journalist, Kommunist. Gen. Marquis rouge. Arbeitete zuerst mit Action Française und Drieu zusammen; seit Mitte 30er Jahre links. Mit Cavaillès in der Résistance (bei Libération-Sud). Versuchte 1940 vergeblich Malraux zur Gründung einer Résistance-Bewegung zu überreden. 1941 Mitbegründer der Widerstandsbewegung und Zt. Libération. 1942/43 mit Moulin eng beteiligt an der Einigung der verschiedenen Widerstandsbewegungen (Libération, Combat, Franc-Tireur). 1943-44 Innenmin. in de Gaulles prov. Reg., 1945-58 Parlamentsabgeordneter mit kommunistische Unterstützung. Aktiv, u.a. als Vorstandsmitglied, im franz. Mouvement de la paix und dem Weltfriedensrat: 1950 Mitbegründer des Stockholm-Appells. Trennte sich innerlich vom PCF bereits 1956, definitiv aber erst 1964 mit der Schliessung der Libération. Näherte sich ab 1958 an de Gaulle an. Sartre hatte immer eine hohe Achtung vor d’Astier.

Alexandre Astruc: 1923-2016. Filmemacher (auch TV). Zuerst Reporter (Combat, Action). Ab 1945 Filmkritiker, Regieassistent (u.a. von Marc Allégret), ab 1948 Regisseur. Seit Mitte der 40er Jahren mit Sartre und Beauvoir bekannt. Veröffentlichte 1943 eine Besprechung von Les Mouches, 1944 von L’Être et le néant. Mitarbeit an Szenario von La P... respectueuse 1952. Zusammen mit Contat Film über Sartre (Sartre par lui-même) (gedreht 1972, gezeigt 1976, 1977 als Buch). Unterstützte Sartre bei polit. Aktionen (u.a. Verteilung von La Cause du Peuple 1970).

Colette Audry, 1906-90; Schriftstellerin, Literaturlehrerin (Rouen, 1945-64 Lycée Molière). Von Sartre La Communiste genannt. Schwester von Jacqueline Audry. Entdeckte 1931 den Marxismus nach der Lektüre Trotskijs. Vor dem Zweiten Weltkrieg bei SFIO, Gauche Révolutionnaire (Marceau Pivert; Unterstützung des POUM). Aktiv in linksradikaler Lehrergewerkschaft. 1939-45 verheiratet mit Robert Minder. Befreundet mit Simone Weil. Widerstandskämpferin (1941-44 in Grenoble). 1962 Prix Médicis für Derrière la baignoire. Ab 1955 bei der Nouvelle Gauche, 60-67 PSU, dann PS (Mitglied von deren Leitung 1971-79, 81-83 als Vertreterin der Strömung von Jean Poperen [bis 1959 Kommunist]). Engagierte Feministin (gründete mit Eyquem 1960 das Mouvement démocratique féminin und Collection Femmes; aktiv für Familienplanung in 60ern, Übersetzerin von La Femme mystique von Betty Friedan, unterzeichnete 1970 das Manifest der 343). 1971-83 im Comité directeurion Interessiert an Psychoanalyse (Teilnahme an Lacan-Seminaren). Ehemalige Lehrerkollegin von Beauvoir in Rouen. Lebenslange Freundin von Sartre und Beauvoir (ab 1932; Sartre hatte eine kurze Affäre mit ihr). 1945-60 Mitarbeit bei den TM. Schrieb Bücher über Sartre (u.a. 1955 Connaissance de Sartre, 1966 Sartre et la réalité humaine). Besprach 1954 Mascolo’s Le Communisme, was zur Attacke Kanapas führte.

Jacqueline Audry: 1908-77, Schwester von Colette Audry, Filmemacherin, u.a. 1954 Huis Clos.

Vincent Auriol: 1884-1966: Sozst. Politiker. Eng verbunden mit Blum. 1936-38 Minister. 1944-45 Präs. verf.gebende Nationalvers., Präsident 1947-54. 1959 verliess er SFIO, da er gegen Tolerierung de Gaulles war. 1948 baten Sartre und Cocteau Auriol um Begnadigung Genets; 1951 Intervention der Kommunisten und Sartres wg. Henri Martin bei Auriol, worauf Sartre von Auriol empfangen wurde.

Dominique Aury: 1907-98. eigentl. Annie Desclos. Bisexuell. Lektorin bei Gallimard (seit 1946; Gen.sekr. der NRF), Lit.kritikerin und Autorin: Histoire d'O (mit Vorwort von Paulhan; 1954; Pseudonym: Pauline Réage). Seit 2. WK Verhältnis mit Paulhan.

Marcel Aymé: 1902-67. Populärer Schriftsteller (Prosa, Theater). Viele Verfilmungen. Erste Erfolge 1929. Befreundet mit Céline, Brasillach. Schrieb während des 2. WK für Je suis partout und La Gerbe, aber unpolitisch. Organisierte 1945 erfolglose Petition zugunsten Brasillachs. Deswegen polit. verschmäht.

Andreas Baader: 1944-77. Zusammen mit Ulrike Meinhof Führer der terroristischen Roten-Armee-Fraktion RAF. 1968 Brandstiftung in Kaufhäusern. 1970 bis zur Verhaftung 1972 terrorist. Aktivitäten. Genet setzte sich für ihn ein. 14.12.74 Sartre besuchte ihn im Gefängnis in Stammheim. Starb unter nie restlos aufgeklärten Umständen im Gefängnis (wahrscheinlich Selbstmord).

Tania Balachova: 1902 (St. Peterburg)-1973. Theater- und Filmschauspielerin russ. Herkunft. Verh. mit Rouleau. Spielte Inès in der Uraufführung von Huis Clos, später auch in Genets Les Bonnes. Eigene Schauspielschule.

Renée Ballon: in den Memoiren Louise Perron genannt. Lehrerkollegin von Beauvoir in Rouen 1933. Sie war unglücklich in Malraux verliebt und verfiel dem Wahnsinn, was Beauvoir tief berührte. Die schlechten Beziehungen zwischen Sartre und Malraux sind teilweise darauf zurückzuführen.

Marc Barbezat: 1913-99. Erbte von seinem Vater, einem Schweizer Protestanten, eine Pharmafirma in Lyon, doch v.a. an Literatur interessiert. Herausgeber von L’Arbalète (1940-48), wo u.a. Genet und Artaud veröffentlichten; seit Dez. 43 verheiratet mit Olga Kéchéliévitch. Erreichte 1943 die Freilassung von Genet aus dem Gefängnis, dessen Verleger er ab 1944 wurde. 1966 Bruch der Freundschaft mit Sartre. Veröffentlichte 1944 Sartres Les Autres (später umbenannt in Huis clos) in L’Arbalète.

Henri Barbusse: 1873-1935. Neben Gide und Romain Rolland einer der bedeutendsten pazifistischen Schriftsteller (Le Feu, 1917). 1921 als erster bedeutender Schriftsteller Kommunist. Gründete 1919 die Zeitschrift Clarté. 1926-32 literarischer Direktor der Humanité. Ab 1927 führend in der Durchsetzung der neuen komm. Kulturpolitik, aber trotzdem gemässigt. Gründete 1928 die Lit.zs. Monde (-1935; Nizan versuchet im Auftrag Thorez’ im Mrz. 31 vergeblich, Barbusse hinauszudrängen und Monde auf eine orthodoxere Linie zu bringen). 1935 in Moskau verstorben wurde er mit allem Pomp in Paris als einer der Grossen des PCF beerdigt.

Jean-Louis Barrault: 1910-94; seit Mitte der 30er Jahre berühmter Theater- und Filmschauspieler (am besten bekannt als Hamlet-Darsteller) sowie Theaterdirektor (trat für das totale Theater ein). 1931-35 Schüler von Dullin (Théâtre de l’Atelier); 1940-47 an Comédie Française. Gründete 1946 zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Madeleine Renaud (seit 1940 verheiratet), seine eigene Compagnie Renaud-Barrault (bis 1956 am Théâtre Marigny, 59-68 am Théâtre de France [bis 1959 Théâtre de l’Odéon genannt; wurde ihnen von Malraux gegeben]), verliert sein Theater wegen Mai 68; weiter Theater u.a. am Théâtre d’Orsay und ab 1981 am Théâtre Rond-Point, das heute Théâtre Renaud-Barrault heisst. Sartre schrieb Les Mouches auf Barraults Anregung hin. Dieser lehnte jedoch deren Inszenierung ab. Dasselbe bei Huis clos. Seitdem gestörte Beziehungen. Während der Befreiung von Paris verbot Sartre Barrault den Zutritt zum Théâtre Français. Dass Le Diable et le bon Dieu als atheistisches Gegenstück zu Claudels Le Soulier de satin gesehen wurde, ging auf eine Anregung Barraults zurück.

Maurice Barrès: 1862-1923. Schriftsteller und Politiker. In den 1880er Jahren Vertreter eines extremen Individualismus, von Dandytum und Culte du moi. Ab 1894 mehr und mehr Nationalist. Ursprünglich als Sozialist ins Parlament gewählt, wurde er zum Ausgangspunkt des französischen Faschismus: vereinigte als erster Rasse, Nation und Kultur zu einer französischen Blut- und Boden-Ideologie. Geistiger Vater der Action Française. Auf ihn berief sich deren Gründer, der Schriftsteller Maurras, der im Gegensatz zu Barrès aber Royalist war. Einer der führenden Anti-Dreyfusianer und Gegner der Intellektuellen. Für Barrès ist der moderne Mensch, vor allem der Intellektuelle, gekennzeichnet durch seine Entwurzelung. Aufgrund seiner Erziehung, die auf den Wissenschaften beruht und eine rationale Vorstellung vom Staat, eine kosmopolitische Haltung und einen ausgeprägten Fortschrittsglauben impliziert, hat der Intellektuelle jeden geistigen und sozialen Halt verloren. Diesen kann er nur durch Bindung an die heimatliche Erde und die Rückbesinnung auf die gallisch-lateinischen Traditionen wiedergewinnen. Barrès’ grösster Gegner war Gide. 1914 Präsident der Ligue de patriotes. Feierte die Gefallenen des Ersten Weltkriegs im nationalistischen Sinne.

Roland Barthes: 1915-80. Literaturkritiker, Philosoph (Linguistik, Semiotik). Strukturalist, dann Mitbegründer des Poststrukturalismus. Homosexuell. 1953-60 am CNRS, 1960-77 an EHESS, 1977-80 an Collège de France. Thesen über den Tod des Autors (1968). Polit. Maoist: 1974 Besuch in China.

Franco Basaglia: 1924-80. Italien. Antipsychiater. Setzte sich in den 70er Jahren für die Auflösung der psychiatr. Anstalten ein, die das ital. Parlament 1978 beschloss. Von Phänomenologie und Existentialismus beeinflusst. Sartre war eines seiner Idole. Sartre traf ihn 1968 an der Uni Bologna.

Lelio Basso: 1903-78. Italienischer Jurist. Bekannter marxistischer Sozialist (PSIUP). Bekannter von Sartre, Mitglied des Russell-Tribunals über den Vietnamkrieg 1967. Herausgeber von Problemi del socialismo und Revue internationale du Socialisme.

Jean-Marie Bastien-Thiry: 1927-63. Offizier. Schloss sich 1962 nach Unabh. Algeriens der OAS an: in deren Auftrag misslungenes Attentat gegen de Gaulle (Vorbild für Forsyth’s The Day of the Jackal). Zum Tode verurteilt. Sartre weigerte sich, für ihn auszusagen.

Georges Bataille: 1897-1962. Philosoph und Schriftsteller. Vorübergehend mit den Surrealisten verbunden. Picasso, Marx Ernst und Juan Miró halfen ihm noch 1961 mit einer Bilderauktion wegen seiner Finanzprobleme. Beeinflusst von Nietzsche und Psychoanalyse. 1929-32 Streit mit Breton, dem er den Verzicht auf die Revolution zugunsten eines kindischen Idealismus vorwarf (Breton forderte Surrealisten zum Eintritt in PCF auf). 1930 Marxist, dann Anhänger östlicher Religionen (u.a. Yoga). Gründete 1935 mit Breton die anti-faschistische Gruppe Contre-Attaque, 1939 mit Leiris und Caillois das Collège de Sociologie zur Erforschung des Heiligen und Ekstatischen. Bis 1949 verkannt als Bibliothekar (1922-42 Bibliothèque nationale, 51-62 in Orléans). Beteiligte sich an der antistalinistischen Linken. Bis 1953 mit Sylvia Makles verheiratet (1908-93, Schauspielerin, 1953 Frau von Lacan). Lehnte 1957 in La Littérature et le mal u.a. Genets Philosophie des Bösen als Pflicht und Ästhetik der Verfremdung ab. 1943 veröffentlichte Sartre eine Besprechung von Batailles L’Expérience intérieure, das das erste Werk war, das Bataille unter seinem eigenen Namen veröffentlichte. Hielt am 5.3.1944 bei Marcel Moré einen Vortrag über die Sünde. Anwesend waren neben Sartre auch Adamov, Blanchot, S. de Beauvoir, Burgelin, Camus, Daniélou, de Gandillac, Hyppolite, Klossowski, Leiris, Madaule, Gabriel Marcel, Merleau-Ponty, Paulhan. Es kam hierüber zu einer Diskussion mit Sartre.

Charles Baudelaire: 1821-67. Dichter. Begründete mit Les Fleurs du Mal 1857 den Symbolismus (Verlaine, Mallarmé, Rimbaud). Integrierte Grossstadt in Lyrik. Drogenabhängig. 1847/48 Anhänger von Fourier (Frühkommunist). Sartre schrieb 1944/46 das Vorwort zu seinen Écrits intimes, Sartres erste Biographie.

Michael „Bommi“ Baumann: 1948-. Mitglied der gewalttätigen linken deutschen Stadtguerilla (u.a. Bewegung 2. Juni; Bankraub, Sprengstoffanschläge). Stieg 1972 aus. Auf der Flucht bis 1981 (zu 5 J. Haft verurteilt). Rief im Feb. 74 die RAF zur Beendigung der Gewalt auf. Seine 1975 erschiene Autobiographie Wie alles anfing wurde beschlagnahmt. Als mehr als 300 linke Prominente (u.a. Sartre, Böll, Handke, P. Weiss, A. Schwarzer, Cohn-Bendit) 1976 als Herausgeber fungierten, konnte das Buch frei erscheinen.

Jean Baylot: 1897-1976. Zuerst in den 20er Jahren Gewerkschaftssekretär (beim CGT, für die PTT), nach dem Krieg 1944-51 Préfet im Midi, dann 1951- 54 als Polizeipräfekt von Paris sehr antikomm.

Nikolaj Platonovitch Bazhan: 1904-83. Sowjet.-ukr. Dichter. Stalinist. 1943-49 stv. Ministerpräsident der Ukraine. 1954 Sekr. des ukr. Schriftstellerverbands. Sartre traf ihn 1962.

Hervé Bazin: 1911-96. Schriftsteller. Erst 1947 Durchbruch als Schriftsteller. Seit 1949 Weggenosse der Kommunisten (in Friedensbewegung, 1980 Lenin-Preis der DDR). 1973 Präsident Académie Goncourt. Co-Hg. von L’Affaire Henri Martin (1953).

Jean Beaufret: 1907-82. Philosoph: Heideggerianer. Homosexuell. ENS-Student (promotion 1928). 1930/1 in Berlin. Bekannter von Merleau-Ponty. Las während des Weltkriegs Heideggers Sein und Zeit. In der Résistance. Schrieb 1945 in Confluences den Essay À propos de l’existentialisme. Traf Heidegger zum ersten Mal 1946: seitdem dessen Freund und nächster Vertreter in Frankreich. 1946-55 Philosophieprof. der Khâgne des Henri-IV, dann -1972 Condorcet. Geriet um 1968 in den Verdacht revisionistischer Positionen betr. Holocaust.

Françoise de Beauvoir: 1887-1963; geb. Brasseur, Simone de Beauvoirs Mutter. Aus einer Bankiersfamilie in Verdun, die bankrott ging. Religiös und konservativ.

Georges Bertrand de Beauvoir: 1878-1941, Simones Vater, entstammte einer alten Landbesitzerfamilie aus dem Limousin. Konservativ, aber areligiös. Interessiert an Theater und Literatur. Studierte Recht, blieb aber erfolglos. Die Familie lebte in, gemessen an ihren hohen Ansprüchen, ärmlichen Verhältnissen, vor allem nach dem Ende des Ersten Weltkriegs (Verluste der russ. Wertpapiere 1917/18)

(Henriette-)Hélène de Beauvoir: 1910-2001. Vorbild für Élizabeth in L’Invitée. Verh. mit Lionel de Roulet. Malerin ausserhalb des Mainstreams. Schwester von Simone. Kosename Poupette, von Sartre auch Kaninchen genannt. Widmete sich früh der Malerei. Freundin von Gégé Pardo. 1931 bei F. Gerassi in Madrid. 1931/32, als Simone in Marseille war, verbrachte Sartre viel seiner Freizeit mit ihr. Liebschaft mit Giraudoux. Lernte 1933 de Roulet kennen, Heirat 1942. 1936 erste Ausstellung. 1940-45 in Portugal, 1945-47 in Wien, dann 47-49 in Belgrad, 49-50 Paris, 50-57 zuerst in Casablanca/Marokko (Besuch von Sartre und S. de Beauvoir), dann in Mailand (befreundet mit Vittorini), 1957-60 in Paris, ab 1960 im Elsass (Scharrlachbergheim, ab 1963 Goxwiller). Aktive Feministin. Beteiligte sich an Demos gegen de Gaulle und Algerienkrieg. Illustrierte 1967 Simones Buch La femme rompue. Sie verehrte ihre Schwester. Simone mochte de Roulet nicht. Von den artistischen Fähigkeiten ihrer Schwester hielt sie mindestens in den Jahren um 1950 gemäss den Briefen an Algren gar nichts. Vielmehr beklagte sie sich darüber, dass sie ihrer Schwester Geld geben musste. Hélène und ihr Mann waren für Beauvoir nur Blutsauger, die immer Geld wollten. Diese Äusserungen in Simones Briefen erzürnten Hélène nach ihrer Veröffentlichung sehr. Sartre hatte zu Hélène und ihrem Mann ein gutes Verhältnis. Hélène tippte Sartres erste Werke in Reinschrift (La Nausée, Psyché). Sartre schrieb ein Vorwort zu ihrer Gemäldeausstellung 1975 in Brest. Werke von ihr sind im Museum der Moderne in Paris, in Pittsburgh/USA, Uffizien/Florenz.

Simone de Beauvoir: 1908-86. Genannt Castor. Vorbild für Françoise in L’Invitée (Sartre für Pierre), Anne Dubreuilh in Les Mandarins (Sartre für Robert Dubreuilh). Schwester von Hélène. Streng kath.-kons. erzogen (Mutter kath., Vater Agnostiker): wenig Unterstützung und Liebe von den Eltern. 1913-25 Cours Desir, einer privaten streng kath. Schule für die Mädchen der Oberschicht. Was für Sartre Nizan war Elisabeth „Zaza“ Le Coin seit 1918 für Beauvoir. 1925-27 Vorbereitung für Zertifikat für allg. Mathematik, 1927 lic.-ès-lettres (Institut Sainte-Marie, Neuilly). 1926-29 Studium der Philosophie an der Sorbonne (u.a. befreundet mit Merleau-Ponty, Arbeit über Leibniz; verliebt in Maheu: J. Gerassi behauptete, dass Maheu ihr erster Liebhaber war). Traf Sartre erstmals in der Vorbereitung zur Prüfung auf die Agrégation, die sie als zweitbeste hinter Sartre abschloss. Sie war erst die 9. Frau, die die Agrégation überhaupt erhielt. 1929 Stage am Lycée Jeanson-de-Sailly (mit Lévi-Strauss, Merleau). Nach 2 Jahren mit Zwischenjobs in Paris (wohnhaft an Denfert-Rochereau bei Grossmutter) 1931-32 Lehrerin in Marseille, 1932-36 in Rouen (u.a. Bekanntschaft mit Colette Audry), dann in Paris (Lycée Molière, Camille Sée; 1943 wg. Affäre mit Sorokine entlassen). Ihr lit. Erstling Quand prime le spirituel (erst 1979 veröff.) wird trotz Bemühungen Sartres von Gallimard und Grasset abgelehnt. 1943 erschien ihr Roman L’Invitée (über das Dreiecksverhältnis mit Sartre und Olga), dann der Widerstandsroman Le Sang des autres (1945), das Theaterstück Les Bouches inutiles (1945), der philosoph. Roman Tous les hommes sont mortels (1946). Veröffentlichte mehrere wichtige Essays u.a. zur existentialist. Moral: u.a Pyrrhus et Cinéas (1944), Pour une morale de l'ambiguïté (1947) zu Sade (Faut-il brûler Sade?, 1951) (Hypothese : Beauvoir als Begründerin der « existentialistischen » Moral à la façon de Leibniz ; Aufgabe dieser Moral um 1949/50: beschäftigt sich anschliessend nicht mehr mit Philosophie i.e.S.). Von 1945 an nahm sie an der Arbeit in den Temps Modernes teil, deren Kopf sie nach dem Ausscheiden Merleau-Pontys 1952 bis zu ihrem Tod war. 1948 wurde ihr Werk zusammen mit jenem Sartres vom Vatikan auf den Index gesetzt. Mit dem bedeutenden und stark angefeindeten Werk Le deuxième Sexe (1949) wurde sie zu einer der bedeutendsten Theoretikerinnen des Feminismus. Für den autobiograph. Roman Les Mandarins (1954) erhielt sie 1954 den Prix Goncourt (von diesem Geld kaufte sie sich 1955 die Wohnung an der 11 bis, Rue Victor-Schoelcher, wo sie bis zu ihrem Tod wohnte). Engagierte sich ab den 50er Jahren mit Sartre in der linken Politik: Reisen u.a. nach 1955 China (1957: La Longue Marche), 1960 nach Kuba und Brasilien, 1966 nach Japan, 1967 in den Nahen Osten, Engagement im Algerienkrieg (mit Gisèle Halimi). Weitere Reiseberichte waren L’Amérique au jour de la jour (1948, über die Amerikareise 1947) und in Romanform Malentendu à Moscou (1992 über ihre Moskaureisen in den 60ern). Verteidigte Sartre 1955 in Merleau-Ponty et le Pseudo-Sartrisme gegen dessen Angriffe. Bekannt vor allem auch durch ihre autobiograph. Werke Mémoires d'une jeune fille rangée (1958), La Force de l'âge (1960), La Force des choses (1963), Tout compte fait (1972) und La Cérémonie des adieux (1981). Dazu kamen noch Une mort très douce (1964; über den Tod ihrer Mutter), der Roman Les belles Images (1966), die Novellensammlung über Frauen La Femme rompue (1968) und ihr theoret. Werk über das Altern, La Vieillesse (1970). In den 70er Jahren engagierte sie sich in der feminist. Bewegung (u.a. 1971 im Manifeste des 343 salopes, in der sie sich zu einer – wahrscheinlich nie stattgefundenen – Abtreibung bekannte; Gründung von Choisir für freie Abtreibung zus. mit Halimi). Von grossem internat. Einfluss v.a. in den USA und Deutschland (A. Schwarzer). 1975 Jerusalem-Preis, 1978 Österreichischer Staatspreis für Europäische Literatur.

1929 schloss sie den lebenslangen Pakt mit Sartre, dessen Lebensgefährtin sie bis zu seinem Tod blieb, auch wenn es zu Beginn der 60er Jahre, v.a. nach der Adoption von Arlette, mit der sie sich nicht vertrug, zu einer gewissen Distanzierung kam. Beauvoir war eine Gegnerin der engen Zusammenarbeit von Benny Lévy mit Sartre in dessen letzten Lebensjahren. Nach Sartres Tod kam es zu unschönen Szenen zwischen Beauvoir und Arlette um Sartres Erbe. Beerdigt ist sie im selben Grab wie Sartre. Adoptierte 1980 Beauvoir Sylvie Le Bon, die seither aktiv Beauvoirs unveröffentlichtes Werk herausgibt. Beauvoir und Sartre lebten zwar nicht in derselben Wohnung zusammen, aber ververbrachteten viel Zeit miteinander. Beauvoir kümmerte sich nicht nur um alltägliche Dinge in Sartres Leben und besass einen sehr grossen Einfluss auf Sartres Freundschaften mit andern, sondern war sein wichtigster Kritiker (wie auch er ihre Werke einer Kriitk unterzog). Beauvoir war eine äussert selbständige Frau (so lernte sie im Gegensatz zu Sartre Autofahren und war stolz auf ihren Simca Aronde). Zu Beauvoirs engen Freunden gehörten zu Beginn Maheu, Guille, Merleau-Ponty. Bisexuell hatte Beauvoir Verhältnisse zu Männern (Bost, Algren, Lanzmann) wie Frauen (Olga, Wanda, Bianca Lamblin, Sorokine, Le Bon). Neben ihren Briefen an Sartre (1983) wurden auch jene an Algren (1997) und Bost (2004) veröffentlicht. Dazu kommt noch ihr Kriegstagebuch (Journal de guerre, 1990). 2008 erschienen die Cahiers de jeunesse 1926-1930. Die bedeutendste Biographie von Beauvoir ist jene von Deirdre Bair (1990), als Doppelbiographie über Beauvoir-Sartre jene von Hazel Rowley (tête-à-tête – Leben und Lieben von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre, 2005). Bedeutende andere Werke über Beauvoir kommen u.a. von Alice Schwarzer (Simone de Beauvoir heute, 1983), Toril Moi.

Samuel Beckett: 1906-89. Irischer Schriftsteller engl. und seit 1945 franz. Sprache. 1969 Nobelpreis. Lebte seit 1937 in Frankreich. Bekanntestes Werk: En attendant Godot (1953; als absurdes Theater Nähe zum Existentialismus). 1928-30 Englischlektor an der ENS (Treffen mit Sartre?): Bekanntschaft mit Joyce in Paris. 1940-42 in Widerstandsgruppe Gloria (mit Péron). Enge Freundschaft mit Péron, einem Freund Sartres. 1946 erste Veröffentlichung auf Franz. in TM.

Jean-Albert Bédé : 1904-1977. Prof. f. franz. Lit. (1937-71 Columbia Univ./New York). Mitschüler von Sartre an der ENS. Hg. der 2. A. von Columbia Dictionary of Modern European Literature (schon in der 1. A. 1947 Verf. des Beitrags über Sartre).

Jean Bedel: 1919-2015. Reporter, u.a. bei Libération, dann Europe 1, Monde, Le Point. Sartre gab ihm die Interviews für die Serie über Sartres UdSSR-Reise 1954.

Marc Beigbeder: 1916-97. Philosoph (Personalismus), Schriftsteller. Beeinflusst von Karl Barth. Befreundet mit Gabriel Marcel, J. Wahl, Mounier. Mitarbeit bei L’Esprit. Wurde zum Weggenossen der Kommunisten (in Friedensbewegung), Antikolonialist (als Prof. in Tunis). Veröffentlichte Gedichte in Barbezats L’Arbalète. Organisierte zus. mit Jacques Calmy in ihrem Club Maintenant Sartres Auftritt am 29.10.45 zu L’Existentialisme est un humanisme. Veröffentlichte 1947 L'homme Sartre: essai de dévoilement préexistentiel. Mitherausgeber des Buches L’Affaire Henri Martin (1953).

Pierre Belleville: 1924-2010. Soziologe. Schrieb u.a. über Arbeiterklasse. Aktiv im PSU.

Marc Bénard: Courbeau genannt. Journalist und Maler in Le Havre. Seine Frau, die Tochter des Eigentümers der Zt. Le Petit Havrais, war Sartres Schülerin. Mit Sartre im Stalag, wo er in der Krankenbaracke arbeitete. Vor Sartre aus Krankheitsgründen aus dem Stalag entlassen: sandte Manuskript von L’Âge de raison an Beauvoir und erhielt dafür Originalmanuskript von Bariona. Vorbild für Szenario Résistance.

Julien Benda: 1867-1956. Schriftsteller, Journalist und Philosoph. Jüdischer Herkunft. Gegner Bergsons. Verteidiger des Rationalismus und der Demokratie. Schrieb 1927 La Trahison des clercs (1946 erweitert), in dem er den Intellektuellen vorwirft, mit den irrationalen Kräften der politischen Massenbewegungen zu paktieren und so die Vernunft zu verraten. Statt für allgemeine Werte einzutreten, würden sie diese zugunsten von Klasse, Nation oder Rasse verraten. Wurde Anfang der 30er Jahre zum Weggefährten der Kommunisten. Mitarbeiter der NRF (seit 1922) und der Lettres Françaises (1944-52). Für Säuberungen nach 2. WK, wurde Weggefährte des PCF. War 1948 am Weltfriedenskongress in Breslau dabei, an dem Sartre und O’Neill als Schakale bezeichnet wurden. Verteidigte 1949 die politischen Prozesse in Osteuropa (Rajk). Half Sartre 1947 bei der Verteidigung Nizans, griff ihn aber 1947 auch in Tradition de l’existentialisme ou les Philosphies de la vie an.

Ely Ben-Gal: 1940 (Lyon)-2015. Geb. Pierre Bloch. Israeli. Sohn eines Lyoner Industriellen. Wanderte via Brasilien 1958 nach Israel aus. Kibbuznik, Mitglied von Hashomer Hatzair. Begleitete Sartre und Beauvoir während ihrer Reise in Israel 1967 (Affäre mit Arlette) und traf Sartre wieder 1978. Lebte 69 bis 72 als Vertreter des Mapam, einer linken Arbeiterpartei, in Paris. Zählte in dieser Zeit zu Sartres engsten Bekannten: veröffentlichte Mardi, chez Sartre. Sehr enges Verhältnis zu Arlette. Universitätsprofessor für Jüdische Geschichte in Israel.

Mohamed Ben Sadok: Alger. Arbeiter. Ermordete 1957 Ali Chekkal, ex-Vizepräs. der alger. Versammlung, in Paris, nachdem dieser mit Präsident Coty einen Fussballmatch angeschaut hatte: zu lebenslanger Haft verurteilt: Sartre sagte für ihn aus (11.12.57).

Daniel Bensaïd: 1946-2010. Philosoph. 1956-65 Mitgl. Jeunesses Communistes und PCF. Wegen Trotzkismus ausgeschlossen: wurde Mitglied Jeunesse Communiste Révolutionnaire JCR. 1968 in Nanterre im M22M Führungsmitglied (zus. mit Cohn-Bendit und July). Nach Verbot der JCR kurz in Haft, 1968 in Ltg. der Ligue Communiste, ab 1973 in LCR und im Vereinigten Sekretariat der Vierten Internationale. Gegen das Livre noir du communisme.

André Bercot: Sartres Mitschüler am Lycée Henri-IV, den Sartre sehr bewundert («beau, frêle et doux», ähnlihc Jeanne d’Arc). Verstarb mit 18 an Tuberkulose.

Denis Berger: 1932-2013. Politischer Aktivist, Essayist, Politologe. Kam vom Trotzkismus (PCI) her. Mit Guattari und Spitzer bei der Voie Communiste (1955-65), die für Entrismus in PCF eintrat. Aktivist für Algerien. Unterstützte Mai '68. Später beim PSU (1971-72), dann LCR (19775-85).

Yves Berger: 1931-2004. Schriftsteller, 1960-200 literar. Direktor von Grasset. US-Kenner. 1964 in Diskussion mit Sartre, Semprun, Ricardou, Faye und Beauvoir über Literatur (Que peut la littérature?).

Henri Bergson: 1859-1941. Bedeutendster Vertreter der französischen Lebensphilosophie. Zuerst Lehrer am Lycée Henri-Quatre, dann 1898-1900 ENS, ab 1900 Collège de France. Sehr populär. Starker Einfluss auch auf Universitäten. 1914 Mitglied der Académie Française. 1914 vom Vatikan nach Interventionen von Maurras und Maritain auf den Index gesetzt. 1927 Literatur-Nobelpreis. Bergson unterschied in Ablehnung des Positivismus zwischen der quantitativen Physik und der qualitativen Psychologie. Der Zeitbegriff ist entsprechend unterschiedlich. Das Bewusstsein ist Freiheit. Die psychische Zeitdauer ist nicht voraussehbar. Bergson unterschied zwischen mémoire-habitude, die zwischen dem Bewusstsein und der Umwelt vermittelt, und der mémoire pure, d.h. dem reinen Bewusstsein. Entsprechend unterschied Bergson zwischen Handeln und Wissen, Intelligenz (=Know-how) des homo faber und Intuition des homo sapiens. Letztere ist der Modus des Bewusstseins, das direkte Wissen des Geistes durch den Geist. Hauptwerke: Essai sur les données immédiates de la conscience (1889 bei Alcan), Matière et Mémoire (1896), L’évolution créatrice (1907). In der Vorbereitung seiner Werke studierte Bergson intensiv die dazugehörenden naturwissenschaftlichen Werke, so dass seine Philosophie nicht abstrakt theoretisch, sondern nahe an den praktischen Wissenschaften stand: Vorbild für Sartre. Die Lektüre von Essai sur les données immédiates de la conscience 1923/24 brachte Sartre zur Philosophie. Sartre setzte sich in L’Imaginaire in einem ganzen Kapitel mit Bergson auseinander.

Emmanuel Berl: 1892-1976. Journalist, Historiker, Essayist. Verh. mit Mireille Hartuch (Komponistin, Sängerin, Schauspielerin; 1906-96). Jüd. Herkunft (verw. mit Bergson, Proust, M. Lange). Stand zuerst nahe bei Surrealisten (Aragon), Bergery, Drieu, Malraux. Ab den 30er Jahren bei den Radikalsozialisten: gründete 1932 Marianne (dort bis 1937). Unterstützte 1940/41 kurzfristig Pétain. Nach dem 2. WK v.a. schriftstellerisch tätig. Sartre und Nizan kannten Berls Frau. Berl war gegen Sartre und den Existenzialismus.

Simone Berriau: 1896-1984, geb. Simone Bossis. Sängerin, Filmschauspielerin, Theaterdirektorin, Filmproduzentin. Zweimal verheiratet, später Mirande als ihr Lebensgefährte. Spielte 1933-42 in vielen Filmen. Besass seit 1934 (bis 67) bei Hyères das Weingut Mauvanne, das zum Zentrum der High-Society wurde, u.a. vom Sultan von Marrakesch, Chaplin und Colette besucht. Sartre war dort ebenfalls zu Besuch. Seit 1943 Besitzerin des Théâtre Antoine; entspricht der Lucie Belhomme in Les Mandarins. Produzierte in ihrem Theater verschieden Stücke von Sartre (u.a. La P.. respectueuse, Morts sans sépulture, Nekrassov), auch Le Diable et le bon Dieu, worüber es mit Sartre nicht zuletzt wegen der Länge des Stückes zum Streit kam. 1951 künstlerische Leiterin des Films Les Mains sales. Berriau war eine Lebedame ähnlich S. Jollivet. Sex und obszöner Sprache zugetan hatte sie so viele Liebschaften, dass sie schon in jungen Jahren zu den reichsten Pariserinnen gehörte. Während der Besatzung auch viele Beziehungen zu deutschen Offizieren.

René Bertelé: 1908-73. Literaturwissenschaftler, Publizist (u.a. Hg. von Jacques Prévert, Henri Michaux). Publizierte schon 1937 über Nietzsche. 1943-45 Herausgeber von Confluences (1941-45; der Résistance nahestehend mit Fokus auf Poesie). Gründete 1946 Éditions du Point du jour (publizierte Prévert, Baudelaire, Michaux, Tzara), später von Gallimard übernommen.

Hubert Beuve-Méry: 1902-89; Zuerst Vichyist, 1944 Gründer und Herausgeber von Le Monde (auf Anregung de Gaulles hin). Wandte sich jedoch schnell gegen die Gaullisten; unterstützte ein blockfreies Europa (seit 1945; USA-kritisch) und Mendès-France: war gegen die Folter in Algerien sowie, nach einer kurzen Periode der Rücksicht, ab 1962 scharfe Opposition gegen de Gaulle. Verurteilte den Mai 68. Zog sich 69 zurück.