Organisationen und Publikationen — N–Z
New Left Review: 1960 in London gegr. neomarxistische Zs., zuerst von Stuart Hill hg, ab 1962 von Perry Anderson (bis 1982, 2000-3). Sartre gab ihr 2 Interviews 1967 und 1068 (Itinerary of a Thought).
Nouveau Roman: lit. Bewegung 1950-70. Vertreter : Robbe-Grillet, Butor, Duras, Ricardou, Sarraute, Simon, Beckett. Gegen den traditionellen Romanstil (auch jenen Sartres): der Schriftsteller im Zentrum, jedem Roman seinen eigenen Stil, kein zentraler Sinn des Romans, nur Schilderung der Oberfläche der Welt.
Nouvel Observateur: 1964 als Ablösung für (France) Observateur von Perdriel (Industrieller) und Jean Daniel gegr.; in Redaktion auch Clavel, Martinet: anti-gaullist. Ursprüngl. PSU-nahe. 1984 Perdriel übernimmt Mehrheit, Daniel bleibt Directeur. J.-L. Bost arbeitete mit 1965-78, Oliver Todd 1970-77.
La Nouvelle Critique: komm. theoret. Zs. 1948-1980. 1946 von Kanapa als Gegengewicht zu den TM angeregt, von Casanova 1948 gegründet. Erste Leitung durch Jean Frévrille, H. Lefebvre und P. Hervé mit Kanapa als Chefredakteur (bis 1959). Nach 1956 in der Krise (Annie Kriegel, Jean Desanti, Pierre Daix, Victor Leduc hören auf): anschliessend z.T. abweichende Positionsbezüge (Personenkult, für Althusser): führend: André Gisselbrecht sowie u.a. Michel Verret, François Hincker, Pierre Juquin; 1966 gesäubert.
Nouvelle Résistance Populaire NRP: 1969 entstandener gewalttätiger Zweig der GP; Lt. : Olivier Rolin. Entführte Nogrette Mrz. 72. Weitere Aktionen: Entführung des gaullist. Abgeordneten Grailly, Bombe bei Minute. Löste sich 1973 auf: keine Abgleiten in Terrorismus, da immer unter Kontrolle der GP. 1976 gründeten jedoch gewisse ex-Mitgl. der NRP die NAPAP (Ermordung von Tramoni, der Overney getötet hatte).
La Nouvelle Revue Française (NRF): 1908 von Gide (1908-14 Lt.) mit Schlumberger gegründete Literaturzeitschrift. Ab 1911 von Gaston Gallimard verlegt, der daraus den Gallimard-Verlag schuf. 1925-40, 53-68 unter Ltg. von Paulhan. 1940-43 von Drieu übernommen und auf pro-faschist. Kurs. Erscheint nicht 1943-53. Führende progressive Literaturzeitschrift vor dem Zweiten Weltkrieg mit Autoren wie Apollinaire, Carco, Claudel, Drieu, Giraudoux, Malraux, Martin du Gard, Proust, Rivière, R. Rolland, Sartre, Valéry.
Observateur: Wochenzs., 1950 gegr. von Martinet (von AFP) und Stéphane und Bourdet (von Combat). 1953 umbenannt in Observateur aujourd’hui, 1954 in France Observateur. V.a. linke Intellektuelle als Leser. 1964 in Finanzschwierigkeiten: Daniel und Perdriel gründen Nouvel Observateur.
Ordre nouveau: 1969-73 (aufgelöst) rechtsextreme pro-faschist. Organisation.
Organisation de l’Armée Secrète OAS : 1960/61 gegr. Org. für ein franz. Frankreich, u.a. mit Gen. Salan. Gewaltakte gegen Algerier, Attentate gegen de Gaulle, Sartre. Putschversuch im April 61 scheiterte (mit Gen. Salan, Zeller etc.): alle werden im Juli 68 begnadigt, als gleichzeitig die linksextremen Org. verboten wurden (und 1982 durch Mitterrand wieder in die Armee aufgenommen). Sartre wird 2x Opfer von OAS-Anschlägen.
Paris-Soir: Grosse Pariser Tageszeitung 1923-44 mit Jean Prouvost als Hg.. 1941-44 in einer Pariser Ausgabe unter Ltg. der Propagandastaffel und in einer Lyoner Ausgabe unter Vichys Kontrolle)
Parti Communiste Français (PCF): 1920-22 SFIC, 1922-43 SFIC-PCF, ab 1943 PCF. 1920 Parteikongress des SFIO in Tours : 3/4 der Delegierten beschliessen Anschluss an III. (Kommunist.) Internationale und Gründung des SFIC (Section française de l'Internationale communiste) : Anführer : u.a. Souvarine: v.a. anti-Krieg-Fraktion des SFIO (SFIC gegen Rifkrieg in Marokko 1921-26). Als Folge der Machtkämpfe in Moskau häufig Änderungen in Führung des SFIC-PCF : Gen. Sekr. : Ludovic-Oscar Frossard (1918-20 Sekr. SFIO, 1920-23 Gen.Sekr. SFIC ; abgesetzt als Intellektueller/Freimaurer, weil gegen Bolschewisierung des SFIC[Arbeiter statt Intellektuelle, Betriebszellen statt Dorf/Quartierzellen, Unterordnung unter KPdSU]), Albert Treint zus. mit Suzanne Girault (1923-26 ; als Vertreter von Zinov’ev und der Linksopposition ausgeschlossen), Pierre Semard (1926-29; Vertreter der Politik der Einheitsfront mit SFIO und gegen Gleichsetzung von Soz.dem. mit Sozialfaschismus: deshalb abgesetzt), kollektive Führung mit u.a. Frachon und Thorez (1929-32); die Fäden werden v.a. durch Manujlskij vom Komintern gezogen; 1932 wird Thorez alleiniger Gen.Sekr. (-1964; unbedingte Unterstützung der Politik Moskaus: Volksfrontpolitik 1934-39 und nach 2. WK Volksfrontpolitik: 1936 Vereinigung der CGT und CGTU, 1936-38 Unterstützung der Volksfront-Reg. aus SFIO und Rad.sozst. ohne komm. Minister; 1936-39 im Span. Bürgerkrieg Unterstützung der stalinist. Politik; 1938 als einzige gegen Münchner Abkommen; 1939-41 passiv gegenüber Nazi-Dtld. wg. Hitler-Stalin-Pakt: Sep. 39 verboten; 41-44 bedeutend in der Résistance: 2. stärkste Partei in den Wahlen 1946: 1944-47 Minister in der Reg. u.a. von de Gaulle; ab 1947 Kalter Krieg; unterstützt sowjet. Aussenpoliitk in Osteuropa 1947-53, im Koreakrieg 1950-53, Unterdrückung des Ungarn-Aufstands 1956: nach grossen Erfolgen unter den Intellektuellen 1945-1953, v.a. im Zus.hang mit Friedensbewegung, grosse Verluste nach 1956; aus nationalist. Gründen nur lauwarm gegen Krieg in Algerien; Thorez und PCF sind gegen Neuerungen unter Khrushtchev, bleiben weitgehend stalinist.: unterstützen aber ab 1961 Khrushtchev gegen Mao und Enver Hodscha): Führung zus. mit Duclos als Nr. 2, Frachon (für Gewerkschaftspolitik). Die fehlende Entstalinisierung des PCF und die Ungarn-Politik 1956 führen zu einer ideolog. Krise im PCF: viele Intellektuelle und Weggenossen trennen sich vom PCF: Garaudy versucht einen humanist. Sozialismus zu entwickeln (Basis: Ökonomisch-philosophische Manuskripte = Pariser Manuskripte von Marx von 1844, veröffentl. erst 1932), Casanova u.a. stehen für einen modernen Kommunismus im Stile Togliattis und des PCI (mehr Autonomie gegenüber Moskau, bessere Berücksichtigung kultureller Anliegen), Althusser u.a. wollen angelehnt an die Chinesen eine neue dogmatischere marxist. Ideologie entwickeln: vor allem im komm. Studentenverband UEC gärt es. Neuer Gen.sekr. wird nach Thorez’Tod 1964 Waldeck-Rochet (bis 1970/73; seit 1961 stv. Gen.Sekr.; für Allianz mit Sozialisten: Mitterrand als gemeinsamer Präs.kand. 1965; gegen Studentenbewegung 1968, missbilligt aber Einmarsch in CSSR 1968: PCF schneidet sich von der Neuen Linken vollständig ab). 1970 (de facto)/1973 (de iure) folgt Marchais als neuer Gen.Sekr. (bis 1994: Allianz mit PS: Programme commun 1972, Mitterrand als Präs.kand. 1974/81, aber Bruch des Programme commun 1977/78; in Reg. unter Mauroy mit PS 1981-84; als konservative komm. Partei, die den Eurokommunismus im Gegensatz zum PCI und PCE nur schwach unterstützt, verliert der PCF viel an Einfluss und ist schwächer als der PS: gegen Perestrojka unter Gorbatchev). Säuberungen : Ausschlüsse/Relegationen von Souvarine/Monatte/Rosmer (1924 als Trotzkisten und Linksoppositionelle), Treint (1929 als Linksoppositioneller), Doriot (1934, Konkurrent von Thorez, zu unabh. von Moskau; für Volksfront), Marty/Tillon (1952 im Kampf gegen nationalist. Kommunisten wie Tito), Auguste Lecœur (1954 im Machtkampf nach Stalins Tod), Casanova/Servin/Kriegel-Valrimont (1961, als Anhänger der Tendence italienne, pro-Khroushtchev), Garaudy (1970; für Ideen des Mai 68).
Sartre war lange auf Distanz zum PCF, v.a. wg. dessen Dogmatismus (siehe auch Kritik von Gide in Retour de l’U.R.S.S. 1936). 1939 schreibt Sartre für die pro-komm. Zs. Europe. Die heftige Kritik an Nizan (von Thorez verantwortet) führt zu heftigen Spannungen: der PCF verleumdet Sartre während des 2. WK als dt. agent provocateur. 1944 Eintritt in den komm. geführten CNE. 1944-46 heftige Diskussionen (u.a. in Action, TM): Sartre für Revolution, aber gegen Dogmatismus des PCF. 1947 Verurteilung durch Pravda, 1948 auf Intl. Friedenskongress in Breslau. 1948-49 Sartres Engagement im R.D.R. bring ihn in volle Opposition zum PCF. 1950: gegen Gulag in der UdSSR, doch Kommunismus ist nicht gleich Faschismus. 1951 erste Zus.arbeit mit dem PCF in Affäre Henri Martin. Der extreme Antikommunismus, wie er in der Verhaftung Duclos 1952 zum Ausdruck kommt, führt Sartre dazu, sich auf die Seite des PCF zu stellen (Les Communistes et la paix). Dez. 52 Teilnahme am Friedenskongress in Wien: Beginn der Zeit als Weggenosse der Kommunisten. Doch der PCF bleibt misstrauisch. Sartre verlangt Anfang 56 mehr Toleranz vom PCF. Bruch mit dem PCF und den Kommunisten im Nov. 56 nach Niederschlagung des Aufstands in Ungarn. Ab 1957 Wiederaufnahme der Beziehungen zu nicht-franz. Kommunisten (Italien, Polen, selbst UdSSR), doch nicht zum PCF. Totaler Bruch 1968 nach Ereignissen im Mai 68 und Einmarsch in die CSSR.
Parti franciste: 1933 durch Marcel Bucard gegr. faschist. Partei: finanziert durch Mussolini, während 2. WK dritte hinter PPF und RNP. 1936-41 verboten (1938 neugegr. als Parti unitaire français d’action socialiste et nationale). Wie PPF und RNP linksfaschist.; zunehmend antisemit.
Parti Populaire Français (PPF): rechtsextreme Partei. 1936 von Doriot (ex-Führungsmitglied des PCF) gegründet. 1936-39 bedeutendste faschist. Partei Frankreichs. 1940-44 mit dem Rassemblement national populaire von Déat wichtigste kollaborationist. Bewegung. Hat ein linksfaschistisches Programm: Verbund von extremem Nationalismus mit sozst. Gedankengut: gegen Parlamentarismus und Demokratie, für Führerstaat, sozst. Wirtschaftsaufbau. Erst ab 1938 antisemitisch. Viele ex-Kommunisten beim PPF. U.a. Darnand, Drieu, de Jouvenel, Fernandez. Bonnard. 1940/41 verboten. Erst durch Teilnahme an Légion des volontaires français wieder durch die Deutschen erlaubt. Radikaler als der RNP: unterstützt von der SS.
Parti Social Français: 1936 durch de la Rocque gegr. rechte Partei (1939 mitgliederstärkste Partei). Während des 2. WK z.T. auf Distanz zu Vichy (für Pétain, gegen Antisemitismus), z.T. sogar Résistance (de la Rocque 1940 in Résistance, 1943 deportiert). Nach dem 2. WK erfolgloser Versuch der Neugründung als Parti Républicain social de la réconciliation française.
Parti Socialiste (PS): 1905 zu Section française de l'internationale ouvrière (SFIO) vereinigt. 1920 Kongress von Tours : 3/4 für Anschluss an III. (komm.) Internationale: gründen PCF. Rest verbleibt unter Blum. 1924-26 als Teil des Cartel des Gauches zus. mit Radikalsozst. in der Reg. Nach gewaltsamen antiparl. Aktionen der Rechtsextremen (Action Française, Camelots du Roi, Croix-de-feu) 1935 Zus.schluss mit PCF und Rad.Sozst. zu Front Populaire (1936-38 unter Blum und Chautemps an der Reg.). 1938 werden die progress. Sozst ausgeschlossen (Marceau Pivert gründet PSOP). 1940 nur Minderheit unter Blum gegen Vollmachten an Pétain. Wideraufbau in Rösistance (Daniel Mayer). 1945 von PCF an Wahlen überholt: Mayer durch Mollet abgelöst: zuerst progressiver, doch durch Kalten Krieg Verlust an Militanz: für Algerienkrieg, für Suez-Krise. Die Opposition verlässt SFIO 1958 (PSA). Defferre unterliegt 1965 Mitterrand als linkem Kandidaten: PS wird Teil der FGDS (Fédération de la gauche démocrate et socialiste). Weitere Schwächung durch Mai 68. 1969 schneidet Defferre als präs.kand. sehr schwach ab. 1969 Neugründung als PS zus. mit linken Splittern (Savary, J. Poperen). 1971 Erweiterung auf dem Kongress in Épinay: Mitterrand als 1. Sekr., 1972 Programme Commun mit PCF und Radicaux de gauche. 1974 verliert Präs.wahlen gegen Giscard, aber Erweiterung um andere Sozst. (Rocard vom PSU, Delors vom CFDT). Mitterrand 1981-95 Präs.
Parti Socialiste Autonome (PSA) : 1958-60 sozst. Partei gegen de Gaulle und Algerienkrieg, Abspaltung von PS
Parti socialiste ouvrier et paysan (PSOP) : 1938 durch Marceau Pivert gegr. progress. sozst. Partei (auch z.T. Trotzkisten, Luxemburgisten dabei). 1940 aufgelöst. Mit dabei: Guérin, C. Audry.
Parti Socialiste Unifié (PSU): 1960 gegr. linke Partei : gegen de Gaulle und Algerienkrieg; aus PSA (Mayer, Mendès France, Bérégovoy), UGS (Martinet, Bourdet) und PCF-Dissidenten (wg. Budapest; Tribune du communisme; Jean Poperen). Wochenzs. : Tribune socialiste. Auch France-Observateur pro-PSU. 1965 für Mitterrand. 1967 übernimmt Rocard Ltg., kontrolliert neu UNEF. 1968 für Studenten und Selbstverw.. 1972 gegen Programme commun von PCF/PS. 1973/74 wesentliche Teile gehen über zu LCR, PS (Rocard, 1974) und PCMLF (maoist.). 1989 aufgelöst
Partido Obrero de Unificación Marxista (POUM): 1935 durch einen Zusammenschluss von Trotzkisten (Führer: Nin, Andrade) und Rechtsoppositionellen (wie dt. KPO, Anhänger Bukharins; Führer: Gorkin, Maurin) entstandene anti-stalinistische komm. Partei Spaniens. War v.a. in Katalonien, Valencia und Extremadura stark. Arbeitete im Span. Bürgerkrieg eng mit der anarchist. Gewerkschaft CNT zusammen. Nur wenig intl. Unterstützung, vor allem von den übrigen Mitgliedern des Londoner Büros: dt. SAP und KPO, engl. ILP mit George Orwell (cf. Homage to Catalonia), aber auch franz. Linkssozialisten wie Pivert. Von den stalinist. Kommunisten (PCE, Intl. Brigaden) aufs heftigste bekämpft: 1937 verboten. Colette Audry engagierte sich für den POUM, während Malraux und Gerassi auf seiten der Stalinisten standen.
Partisan Review: polit.-lit. New Yorker Zs 1934-2003 mit trotzkistischen Wurzeln, die um 1946 allerdings schon eine klar anti-kommunistische Haltung vertrat. Gründer: William Phillips. Publizierte 1946 Texte von Sartre, Camus und Genet, später auch Hannah Arendt, George Orwell. Wurde verdeckt teilweise durch den CIA finanziert.
PEN: gegr. 1921. Internationale Schriftstellerorganisation. Wurde zur Zeit des Kalten Kriegs via Kongress für kulturelle Freiheit vom CIA finanziert. Gegenorganisation zu COMES. Präsident u.a. Croce (49-53), Chamson (57-59), Moravia (1960-62), Arthur Miller (65-69), Böll (72-73), Vargas Llos (77-79).
Personalismus: philosoph. Richtung von Mounier, Maulnier, Maritain, Marcel, etc.: gegen liberale „Unordnung“, Marxismus und Faschismus, für spirituelle Revolution mit neuer, föderalistisch-kommunitaristischer Ordnung; angelehnt an kath. Gesellschaftslehre; näherte sich nach dem 2. WK der Linken an. Auch in den USA, Polen (Papst Johannes Paul II. als einer seiner bedeutendsten Exponenten). Nahe bei Bubers dialogischer Philosophie.
Le Petit Parisien: Ende des 19. Jhs. gegr. sehr populäre Tageszeitung. 1941-44 unter dt. Kontrolle als Propagandablatt erschienen.
Philosophies: Gruppe von komm. Philosophiestudenten. 1924 gegr. von Morhange, weitere Mitgl: Politzer, Norbert Guterman (alias Albert Mesnil), Georges Friedmann, Henri Lefebvre (ab 1928 auch Paul Nizan). Geben ab 1927 die Revue marxiste und die Revue de psychologie concrète heraus: nach Ausschluss von Morhange und Gutermann aus PCF 1929 zus.gebrochen.
Le Point: 1972 durch Claude Imbert gegr. bürgerl. Wochenzeitschrift: Abspaltung vom L’Express
Politics: eine 1944 von Dwight McDonald (1906-82, Trotzkist der Richtung von Shachtman, 1937-43 bei Partisan Review, in den 50ern Kalter Krieger) gegründete Zeitschrift. 1949 geschlossen. Förderte B. Bettelheim, C. Wright Mills. Veröffentlichte 1947 Texte von Sartre, Beauvoir und Merleau-Ponty, die Politics der Zs. Partisan Review vorzogen.
POUM: siehe: Partido Obrero de Unificación Marxista
Présence Africaine : 1947 von Diop gegr. Zs.; geprägt von Panafrikanismus, Négritude, auch Surrealismus, Marxismus. In der Nr. 1 veröffentlichte neben Césaire, Senghor, Wright, Camus, Gide auch Sartre einen Beitrag
Prix de la Pléiade : 1944-47 vergebener Preis der NRF (Mitgl. der Jury : Arland, Blanchot, Camus, Éluard, Malraux, Paulhan, Queneau, Sartre etc..) : 1944 Moloudji, 1947 Genet (Les Bonnes)
Grand Prix de littérature de l'Académie française : Seit 1912 vergebener Preis der Académie Française : 1913 R. Rolland, 1949 G. Marcel, 1952 Arland, 1967 Berl, 1970 Green, 1977 Yourcenar.
Grand Prix du roman de l'Académie française : Seit 1918 vergebener Romanpreis der Académie Française : 1922 Carco, 1926 F. 1936 Bernanos, 1939 Saint-Exupéry, Mauriac,
Prix du roman populiste : Seit 1931 vergebener Preis für den besten Roman, der Personen aus dem Volk schildert: 1932 J. Romains, 1940 Sartre (La Nausée).
Prix Femina : Seit 1904 von Frauen vergebener Lit.preis: 1905 R. Rolland, 1931 Saint-Exupéry, 1932 Fernandez, 1967 Etcherelli (Élise ou la vraie vie), 1969 Semprún, 1977 Debray,
Prix Goncourt: Seit 1903 vergebener Preis für beste Prosa: 1916 Barbusse (Le Feu), 1919 Proust, 1933 Malraux (La Condition humaine, vor Nizans Antoine Bloyé), 1954 de Beauvoir (Les Mandarins), 1961 Jean Cau (La Pitié de Dieu), 1964 Conchon (vor V. Leduc).
Prix Interallié: Seit 1930 vergebener Preis für den besten Roman eines Journalisten: u.a. 1930 Malraux (La Voie royale), 1931 P. Bost, 1938 Nizan ( La Conspiration).
Prix Médicis: Seit 1958 vergebener Preis für den besten Roman eines jungen/unbekannten Schriftstellers: 1959 Cl. Mauriac, 1961 Sollers, 1962 C. Audry (Derrière la baignoire), 1967 Cl. Simon, 1972 M. Clavel.
Prix Renaudot : Seit 1926 von Lit.kritikern vergebener Preis für die « zweitbeste » Prosa nach dem Prix Goncourt : 1929 Aymé, 1932 Céline (Voyage au bout de la nuit), 1936 Aragon, 1940 Rousset (L'Univers concentrationnaire), 1944 R. Peyrefitte (Les Amitiés particulières), 1957 Butor, 1959 Palle,
Questions féministes: 1977 gegr. Zs. von Vertretern des materialist. Feminismus (Beauvoir als formelle Hg.): u.a. Christine Delphy, Monique Wittig, Collette Guillaumin. Frau als gesell. Konstrukt, gegen linke Ansicht, dass Arbeiterrevolution wichtiger als Frauenbefreiung sei. Gegen Psych et Po. Auflösung 1980 wg. Streit um Stellung der feminist. Bewegung und der Frau: Beauvoir, Delphy, de Lesseps, Hennequin: Feminismus in Kombination mit Sozialismus, unabh. von sexueller Orientierung, gegen spezifisch Weibliches; Wittig, Guillaumin: Feminismus als selbständige, autonome Bewegung unabh. von der sozialist. Bewegung, Betonung der weibl. Homosexualität (für anti-heterosexuellen Feminismus), der écriture féminine. Ab 1981 Nouvelles Questions féministes (mit Delphy, Beauvoir, Hennequin, de Lesseps).
Ramparts : amerikan. polit. und lit. Zs. 1962-75 (San Francisco). Vom Katholiken Edward Keating gegr. stand es der Neuen Linken nahe (Beiträge von Chomsky, Seymour Hersh (deckte My Lai Massaker auf), Tom Hayden, Angela Davis). Früh gegen Vietnamkrieg, veröffentlichte Guevara und Eldridge Cleaver. 1968-73 war David Horowitz Hg. (*1939; zuerst dem SDS und den Black Panthern nahe, arbeitete für Russell Peace Foundation, die das Russell Tribunal gegen den Vietnamkrieg organisierte; wandelte sich in den 70er zu einem Rechtskonservativen, u.a. Unterstützung von G.W. Bush)
Rassemblement Démocratique Révolutionnaire R.D.R.: 1948 gegr. durch Rousset, Altman, Sartre, Rosenthal. Unterstützt durch Figaro, Combat, TM, Revue Internationale, Esprit. Vorbild für S.L.R. in Les Mandarins. Ursprüngliche Absicht: breite überparteiliche Front der nicht-stalinistischen revolutionären Linken: für Freiheit, Menschenrechte, Sozialismus, Blockfreiheit, gegen Kolonialismus. Aber am 1.7.48 untersagte die SFIO auf Antrag Marceau-Piverts die Doppelmitgliedschaft; im April 49 fand die Wende Roussets (unterstützt von Marceau-Pivert, Silone, etc.) zugunsten der USA statt (Geld von der CIA). Sartre im Okt. 49 offiziell aus dem R.D.R. aus: bedeutete den Tod der Bewegung. Camus macht kaum mit. V.a. linke Intellektuelle, sozst. wie christl., nahmen daran teil (ähnlich PSU mehr als 10 J. später). Zs: La Gauche.
Rassemblement du Peuple Français RPF: 1947 durch de Gaulle gegr. Sammelbewegung seiner Anhänger. Nach grossen Anfangserfolgen (über 35% der Stimmen) Zerfall 1952/53. Bedeutende Mitgl.: Soustelle (Gen.sekr. 1947-51), Malraux (für Propaganda).
Rassemblement national populaire RNP : 1941 durch Déat (ex-SFIO) gegr. kollaborationist. Partei. Ebenfalls weitgehend linksfaschistisch, doch gemässigter als der PPF (unterstützt vom dt. Botschafter Abetz). Teilnahme an Légion des volontaires français.(gegr. 1941). Weniger antisemit. als der PPF ; z.T. altem radikalem Gedankengut verpflichtet (allg. Wahlrecht, antiklerikal).
Recherches philosophiques: philo. Zs. 1931-37. Von A. Koyré, Henri-Charles Puech und Albert Spaier 1931 gegründete Zeitschrift, in der die neuen Philosophen veröffentlichten, u.a. Bachelard, Bataille, Corbin, Kojève, Groethuysen, Lévinas, Wahl (Vers le concret, 1931), Gabriel Marcel, aber auch der Existenzpsychologe Minkowski. 1931-39. Sartre war nicht nur ein eifriger Leser dieser Zs., sondern veröffentlichte hier auch in deren letzten Nummer La Transcendence de l’égo (1937).
La République Française: Seit 1943 herausgegebene liberale franz.sprachige Zeitschrift in New York. U.a. Maritain.
Révue de métaphysique et de morale: traditionsreiche philosophische Zeitschrift der Sorbonne im klassischen Stil, 1893 gegründet durch X. Léon, E. Halévy und L. Brunschvicg
Revue Internationale: trotzkistische Zs. nach dem 2. WK mit u.a. Naville, Rousset : unterstützte RDR.
La Revue juive: Organe mensuel de liaison internationale. Jüdische Zs. 1932-18, mit Unterbruch 1939-45.
La Revue sans titre: Zs. : im Untertitel : « Organe de défense des jeunes » . Gründer : Guy Lévis Mano (1904-80, Dichter, Typograph, Herausgeber); Hg.: Charles Fraval (Pazifist, Sozialist, während 2. WK pro-Nazi). 1923 (2 Nummern), Verbindung von Literatur und Typographie. Sartre und Nizan schrieben für diese Zs. Beiträge (Sartre: L’Ange du morbide, Jésus la Chouette, beide 1923).
Rouge: Wochenzeitschrift der Ligue Communiste Révolutionnaire (trotzkistisch)
Russell-Tribunal: 1966/67 Anti-Vietnamkrieg-Tribunal, konstituierende Sitzung 13.11.65 in London, 1. Sitzung in Stockholm (Mai 67), 2. in Roskilde/Kopenhagen (Nov./Dez. 67). Vorsitz: Sartre, Teilnehmer: Dedijer, Abendroth, Anders, J. Baldwin, L. Basso, Beauvoir, Cárdenas, Carmichael, Dellinger, I. Deutscher, G. Halimi, L. Schwartz, P. Weiss. Arlette leistete Sekr.-Arbeit. Ursprünglich war Paris, dann die Schweiz als Ort vorgesehen: scheiterten, da nötige Visa nicht erteilt wurden. .
Secours Rouge: Nach Aufruf Sartres am 11.6.70 gegr. Hilfsorganisation für die verhafteten Linksextremen und ihre Familien. Zu den Gründern zählen auch Vercors, Tillon, Chaintron. Secours Rouge führt u.a. den Volksprozess gegen die Schuldigen des Minenunglücks in Fouquières-lès-Lens durch (Dez. 70). Im Jan. 71 Hungerstreik (u.a. Vernier) in der Kapelle Saint-Bernard (unter Bahnhof Montparnasse) für inhaftierte polit. Häftlinge: obwohl diese am 10.2.71 den Status als polit. Gefangene erhielten, versuchen 300 Personen (u.a. auch Sartre) Sacré-Cœur zu besetzen. Sartre tritt im Feb. 71 aus, da Secours Rouge zu sehr von der Gauche Prolétarienne beherrscht wird und ihre ursprüngliche Rolle als überparteiliche Hilfsorganisation für linke Oper der Repression nicht mehr erfüllen kann. Zerfällt 1971
SFIO: siehe Parti Socialiste
Socialisme et liberté: Von Sartre im Frühj. 41 gegr. Widerstandsgruppe: in ihr ging die Gruppe Sous la botte auf. Mitgl.: Sartre, Beauvoir, Merleau, Cuzin, Marrot, die beiden Desantis, Bost, Pouillon. Verteilten Flugblätter. Nach Sartres/Beauvoirs Aussagen schon im Herbst aufgelöst, nach Desanti noch bis ins Frühj. 42 aktiv.
Socialisme ou barbarie: linkskomm. Bewegung, entstand 1946 innerhalb des PCI unter Führung von Castoriadis/Lefort (alias Chaulieu/Montal). Andere Mitglieder: u.a. Sternberg. Anleihen bei Rätekommunismus, Rosa Luxemburg (letztere prägte den Ausdruck Socialisme ou barbarie). 1948 Bruch mit PCI und Trotzkismus: UdSSR nicht als degenerierter Arbeiterstaat, sondern als staatskapitalist. System, Ausbeutung durch Bürokratie: 1949-65 Publikation der gleichnamigen Zs. Lefort verlässt Gruppe 1958 (1951, 58 Castoriadis für Partei, Lefort gegen Partei für spontane Bildung einer Arbeiteravantgarde). 1967 Auflösung. Lefort, Steinberg publizierten in TM.
Société Européenne de Culture: 1950 auf Initiative von Umberto Compagnolo gegr. Vereinigung europäischer Intellektueller. Es nahmen sowohl bürgerl. wie kommunist. Intellektuelle daran teil (Th. Mann, Lukács, Barth, Jaspers, Benda, Breton, Camus, Croce, Ungaretti, Adorno. Zs. Comprendre. Sartre nahm 1956 zus. mit Merleau-Ponty am Ost-West-Dialog im Mrz. 1956 in Venedig teil.
Sorbonne: 1253 gegr. Theologiekolleg, Teil der Universität von Paris (schon 1200 eigenständig). Sorbonne wurde Bezeichnung für die ganze Universität von Paris. 1896 wurde die Universität in Fakultäten eingeteilt (ENS nominal auch Teil der Universität). Im Zentrum des Mai 68. Die Universitätsreform 1971 teilte die Universität Paris in 13 Universitäten, wovon 6 ausserhalb von Paris und fünf auf dem Gelände der alten Sorbonne. Paris VIII: Vincennes, Paris X: Nanterre
Sous la botte : Im Okt. 40 gegr. Widerstandsgruppe mit R. Marrot, den beiden Desantis, Cuzin, Devouassoux, Merleau-Ponty: ging Socialisme et liberté auf.
Stalinpreis: Aus den Einnahmen von Stalins Werken finanzierter und von Stalin 1939 gegründeter Preis für künstlerische, wissenschaftliche wie technische Leistungen. Verliehen 1940-54. 1966 durch den Staatspreis der UdSSR abgelöst (-1991). 1949-55 gab es zusätzlich noch den Internationalern Stalinpreis für die Festigung des Friedens zwischen den Völkern, 1956 in Internationaler Leninpreis für die Festigung des Friedens zwischen den Völkern umbenannt. Vor dem Stalinpreis gab es 1926-34 den Leninpreis für techn.-wiss. Leistungen. 1956-91 einen Leninpreis für künstl., wissen. und techn. Leistungen, der den Stalinpreis ablöste.
Surrealisten: 1921 durch Breton gegr. literarische (Breton, Aragon, Éluard, Prévert, Soupault), dann auch künstlerische Bewegung (Arp, Ernst, Duchamp, Picabia, Dalí, Miró, Tanguy, Masson). Nachfolger des Dadaismus. 1924 1. Manifeste du surréalisme: von Freud beeinflusst lehnten sie jegliche Kontrolle durch das Über-Ich ab (Vernunft, moralische und ästhetische Normen); stattdessen wurden dem Unbewussten und den Trieben, nicht zuletzt auch in der Form der Träume: écriture automatique. Stand politisch den Kommunisten nahe. 1929 2. Manifest: Bruch zwischen dem Antistalinisten Breton (schloss sich 1933 Trotskij an) und den Stalinisten um Aragon, Éluard und Desnos. Brach als literarische Bewegung um 1930 auseinander, als Aragon zu den Stalinisten überlief. Als künstlerische Bewegung noch bis Ende des Zweiten Weltkriegs aktiv. Sartre war literarisch sehr wenig von den Surrealisten beeinflusste. Er kritisierte sie, v.a. Breton, in Qu’est-ce que la littérature 1948/49.
Syndicat National de l'Enseignement Supérieur (SNESUP) : Gewerkschaft der Hochschullehrer, 1956 gegr. als Teil der FEN, gehört heute zur FSU
Tel Quel: lit. Zs., 1960 durch Sollers gegr.; andere Mitgl.: Hallier, Faye, Kristeva, Barthes. Beeinflusst von der Sprachphilosophie und dem Strukturalismus steht der Text im Vordergrund und mit ihm die in ihm enthaltenen Symbole, die vielschichtige Bedeutungen aufweisen. Nach 1968 auf linksextremem (die Sprache ist schlechthin faschistisch und jeder Gesellschaftskritik müsse zuerst Sprachkritik sein) und pro-chin. Kurs (1974 Besuch von Sollers, Kristeva, Barthes in China; verteidigen Viererbande 1976/77). 1982 geschlossen. In der Zs. veröffentlichten auch Foucault, Derrida u.a.
Temps Modernes TM: von Sartre 1944 gegr. lit., wiss. und polit. Zs. bei Gallimard; Name vom Film Modern Times von Charles Chaplin (Sartre sagte, dass Charlot ihn sehr beeinflusst habe); Ltg.: Sartre nahm zu Beginn sehr aktiv an der Ltg. teil, später nur noch fallweise; sonst lag die Ltg. 1947-53 v.a. bei Merleau, später bis 1986 bei Beauvoir. Erste Gespräche schon Mitte 43; wg. Papiermangel erschien die Nr. 1 jedoch erst im Okt. 45 (Malraux teilte kein Papier zu, jedoch Soustelle auf Bitten von Beauvoir). Der Titel ist Chaplins Film Modern Times entlehnt. Vorbild war die NRF, die 1940/43 untergegangen war (Paulhan war der letzte Lt. der NRF vor der Besetzung). Im ersten Red.komitee waren Sartre, Beauvoir, Merleau (als exklusiver polit. Lt. bis 1950), Leiris, Aron, Ollivier, Paulhan (letztere drei schieden schon 1946 wieder aus); Malraux und Camus wolllten nicht mit Sartre zus.arbeiten. Nach Jun. 46 wurde keine Redaktion mehr erwähnt: nur Sartre als Herausgeber: Merleau wollte nicht offiziell erscheinen, obwohl er ab 1948 die Ltg. der TM voll übernahm. Zu den ständigen Mitarbeitern der alten TM in den 40er Jahren zählten ausserdem C. Audry (-1960), J.-L. Bost (bis 82, de facto -76), Cau (-1954), Étiemble, Jeanson (1952-56 Geschäftsführer; 62-67 in Red.), Lefort, Pingaud (seit 1949), Pontalis, Pouillon, Stéphane, Todd. Okt./Nov. 47 Radiosendungen (abgesetzt nach Vergleich de Gaulles mit Hitler). 1948 auf Druck von Malraux Wechsel von Gallimard zu Julliard. 1950 übernahm Sartre von Merleau die polit. Ltg., da dieser nach Beginn des Koreakriegs schweigen wollte. 1951 trat Péju (bis ; 1961/62 als Gen.sekr.) in TM ein. 1952 Eintritt von Lanzmann in Redaktion, Streit und Bruch mit Camus ob Jeansons Besprechung von L’Homme révolté. 1953 Bruch mit Merleau und Étiemble, Streit mit Lefort, der Mitarbeit einstellt. Sartre bringt TM jedoch nicht auf PCF-Kurs während seiner Weggenossenschaft mit dem PCF 1953-56. 1954 erstmals wieder Redaktion erwähnt: Sartre, Péju (Gen.Sekr.), Cau, Lanzmann. Ab 1955 grosses Engagement gegen Algerienkrieg (1960 2 Nrn. beschlagnahmt). 1959 nur noch Sartre und Péju in Redaktion. Feb. 61 neue Redaktion: Sartre, Péju (Gen.Sekr.), Beauvoir, Bost, Gorz (bis 83), Lanzmann, Pingaud, Pontalis, Pouillon. 1962 Bruch mit Péju (zu grosse Nähe zum alger. FLN). Sep. 65 Wechsel von Julliard zurück zu Gallimard (Presses d’aujourd’hui, seit Mrz. 85 Gallimard). 1966 Trennung von orth. komm. Fraktion (seit 1964 in TM; meist pro-chin.). 1970 Austritt von Pingaud und Pontalis (im Streit mit Gorz). 1974 Eintritt von Etcherelli (-87). 1976 hört Sartre auf, an den Sitzungen der TM teilzunehmen: an seiner Stelle Bénny Lévy (bis Streit 1978/79). 1977 Eintritt P. Goldmann (-79; ermordet), P. Rigoulot (-82), Maugarlone. 1980 Pignon in Redaktion (-83). Nach dem Tod Sartres 1980 war Beauvoir (bis 1986), dann Lanzmann Hg. der TM. Mit dem Tod von Lanzmann 2018 wurden Les Temps Modernes von Gallimard eingestellt. Obwohl Sartre (und Beauvoir) einige wichtige Beiträge in den TM (vor-)veröffentlichten, u.a. Présentation [des Temps Modernes] (1945), Matérialisme et révolution (1946), Qu’est-ce que la littérature? (1947), Les Mains sales (1948), Le Diable et le bon Dieu (1951), Les Communistes et la paix (1952/54), Nekrassov (1955), Le Colonialisme est un système (1956), Le Fantôme de Staline (1956/57), Questions de méthode (1957), Les Séquestrés d’Altona (1959), Les Mots (1963), publizierten sie relativ selten und nur wenige politische Beiträge. Sitz: 26, rue de Condé.
Tendance Italienne: 1956-65 im PCF und seinen Unterorg. existierende Tendenz, die für einen aufgeklärten Kommunismus eintraten. Beeinflusst von Togliattis Polyzentrismus, aber auch von Reformbestrebungen unter Khrushtchev (Wirtschaftsreformen, kulturelles Tauwetter). Die Führer der Tendance Italienne (die Politbüromitglieder Marcel Servin, Casanova, der Presseverantw. Kriegel-Valrimont) werden 1961 von ihren Positionen entfernt, der UEC 1965 gesäubert.
Théâtre populaire: 1953-64, Theaterzs., gegr. von Barthes und Dort; zuerst um Vilar, ab 1954 Promotor der Rezeption Brechts. Interviews mit Sartre 1955 und 59.
Tout!: 23.9.70-29.7.71 Zs. von Vive la Révolution. Sartre als Herausgeber, um sie vor polizeilicher Verfolgung zu schützen. Als Direktor (Sep. 70-Jul. 71; zus. mit Liliane Siegel) wird Sartre 1973 zu einer symbolischen Busse wegen Diffamierung von Minute-Redakteuren (1971) verurteilt. Die Nr 12 (23.4.71) enthielt vier von Hocquenghem gestaltete Seiten über Homosexualität (u.a. auch Verteidigung von Sex zwischen Erwachsenen und Jugendlichen; nicht nur von Bürgerlichen abgelehnt, sondern auch von PCF und PCMLF), Nr. 14 (7.6.71) eine Attacke gegen die Familie und das traditionelle Frauenbild (Muttertag als hitler-pétainistische Pornographie). Die Nr. 12 trug Sartre eine Klage (ohne Verurteilung) wegen Verstosses gegen die guten Sitten ein. Für einen Artikel über Drogen im Juni 71 wird er nochmals angeklagt.
Union de la gauche socialiste: 1957 gegr. aus Dissidenten SFIO und der Union progressiste, der Jeune République (christ.soz., aus CFTC ; Erbe der Bewegung von Sillon und Vertreter eines personalist. Soz.) : erste christl.-marxist. Partei. 1960 in PSU eingegangen; Lt.: Martinet, Naville
Union des étudiants communistes (UEC). 1939 gegründete Studentenorganisation des PCF (1926-38 : Vorgängerorg. UFE). Nach dem Krieg aufgelöst wurde sie 1956 neu gegr.. Um 1960 Streit zw. stalinist. PCF-Treuen (Verschwiegen Khrushtchevs Stalinkritik; vorsichtig gegenüber de Gaulle; zaghaft gegen Algerienkrieg) und Tendance italienne (für PCI und deren linken Flügel unter Magri und Rossanda; Philippe Robrieux [Vors. UEC 1959-61], Alain Forner [1962-64 Vors. UEC], Pierre Kahn [1964-65 Vors. UEC], Bernard Kouchner, July, R. Castro, P.Kahn, Kravetz) : 1965 Ausschluss der Tendance italienne. 1965 Auflösung des Secteur Lettres: führt zur Gründung der Jeunesse Communiste Révolutionnaires (trotzkist./anti-stalinist.-orth.; Krivine). 1966 Auflösung der Sektion an der ENS: führt zur Gründung der Union des jeunesses communistes marxistes-léninistes (maoist./pro-stalinist-orth.; Linhart, J. Broyelle, B. Lévy).
Union des jeunesses communistes marxistes-léninistes (UJCml ; genannt UJ): maoist. Studentenorg., gegr. 11.12.66 durch Studenten, die aus der UEC ausgeschlossen wurden. Lt.: Benny Lévy (Pierre Victor), Robert Linhart Jacques Broyelle etc.. Weitere Mitglieder: R. Castro, Le Dantec, S. July, A.Geismar, Olivier Rolin, A. Finkielkraut. Sympathisanten: B.-H. Lévy. V.a. an der ENS tätig (Einfluss von Althusser). Gründen die Comités Vietnam. Wie JCR, Voix ouvrière, PCI, PCMLF, OCI und M22M am 12.6.68 verboten (sehr aktiv am Mai 68). Im Gegensatz zur offiziellen chin.-maoist. Partei (Mouvement communiste français marxiste-léniniste 1966-67, Parti communiste marxiste-léniniste de France PCMLF 1967-88 inkl. verschiedener Abspaltungen). Ihre Nachfolgeorganisationen sind Gauche Prolétarienne, Vive la Révolution.
Union fédérale des étudiants (UFE): siehe UEC
Union nationale des étudiants de France (UNEF): 1907 gegr. Organisation der franz. Studenten. 1962 Stellungnahme gegen Algerienkrieg (führt zur Gründung der gaullist. Fédération nationale des étudiants de France, die in den 80er Jahren stirbt). Politisch gelähmt, verpasst sie den Mai 68. 1971 spaltete sie sich in den UNEF-Renouveau (PCF-nahe) und UNEF-Unité syndicale (trotzkist-lambertist.). 1980 Vereinigung von UNEF-Unité-Syndicale mit MAS (Mouvement d'action syndicale ; 1976 gegr. Studentenorg., zuerst CFDT-Rocard-nahe, ab 1977 durch trotzkist. LCR beherrscht) zu UNEF-ID (Indépendante & démocratique). 1994 PS-nahe Studenten übernehmen Führung. 2001 Zusammenschluss der UNEF-ID mit einem Teil der dem UNEF-Renouveau entsprungenen Studentenschaft zur UNEF.
Union progressiste (PR) : 1950 gegr. linksextreme Partei (existierte bis 90er Jahre): aus Union des républicains progressistes (gegr. 1945 als Républicains résistants, ab 1946 Union républicaine et résistante, ab 1951 Républicains progressistes; Weggenossen des PCF aus Résistance: Astier de la Vigerie, und linke Rad.-Sost.: Cot, Chambeiron) und Teilen des Parti Socialiste Unitaire PSU und Union des chrétiens progressistes (UCP): pro-PCF.
Vendredi: 1935 gegr. Zeitschrift linker Intellektueller (gegr. durch den pro-sozst. Guéhenno, den rad.-sozst. Chamson, und den pro-komm. Viollis; mit Gide, Malraux, R. Rolland, J. Romains, Maritain, Aragon, Giono). Ein Beitrag von Sartre zugunsten der Volksfront 1936 wird abgelehnt.
Vérité-Liberté : Zs. 1960-62 im Einsatz gegen den Algerienkrieg; folgte im Mai 1960 auf Témoignages et documents ; Sartre war Mitherausgeber. 1960 Interview von K.S. Karol mit Sartre.
Verve: eine der bedeutendsten literarisch-künstlerischen Kunstzeitschrift des XX. Jh.; 1937-60, Verleger: Tériade (griech. Schriftsteller E. Eleftheriades); Verbindung von Literatur (Hemingway, Sartre, Joyce, Camus) und Graphik (Matisse, Miró, Picasso, Chagall, Giacometti, Léger). 1938/39 drei Beiträge von Sartre, nochmals 1953.
Vive la Révolution (VLR): Wenig dogmatische linksextreme Bewegung (Mao-Spontex) 1969-1971: statt Arbeiter stehen Studenten/Schüler im Zentrum. 1968/69 unter dem Namen Vive le Communisme. Wichtige Mitglieder waren u.a. Roland Castro (als Chef von VLR), Philippe Gavi, Guy Hocquenghem und Stéphane Courtois (gründete 1982 zusammen mit Annie Kriegel die Zs. Communisme zum Studium des Kommunismus; veröffentlichte 1997 Le Livre noir du communisme). Erste der neolinken Bewegungen, die sich für die Feministen und Schwulen öffnete. Zeitschrift: zuerst VLR, dann ab Sep. 70 Tout! Ideologisch Sartre näher als die Gauche Prolétarienne (siehe auch On a raison de se révolter mit Gavi als Vertreter des VLR und Victor der GP). Apr. 71 Selbstauflösung.
Weltfriedensrat: Kommunistisch gesteuerte Friedensorganisation. 1948 fand in Breslau der Weltkongress der Intellektuellen für den Frieden statt (u.a. mit Picasso, Léger, Éluard, I. Joliot-Curie; die französische Delegation war die stärkste; im Gegensatz zur britischen Delegation wehrte sie sich nicht gegen die Anti-Sartre Diatribe Fadeevs). 1949 fand in Paris und Prag der erste Weltkongress der Friedenskräfte statt, der den Beschluss fasste, den Weltfriedensrat zu gründen. Dies geschah 1950 in Warschau mit Frédéric Joliot-Curie (1900-58; 1935 mit seiner Frau Irène Chemie-Nobelpreisträger. Zuerst beim SFIO, seit 1942 dem PCF) als erstem Präsidenten. Im März 50 wurde der Stockholm-Appell gegen Atomwaffen lanciert (14 Mio Unterschriften allein in Frankreich; von Sartre nicht unterzeichnet). Weltfriedenskongresse in Warschau 1950, Wien 1952, Helsinki 1955, Stockholm 1958, Moskau 1962, Helsinki 1965, Berlin 1969, Moskau 1973. Sartre nahm ab 1952 an verschiedenen Anlässen teil, so an den Kongressen in Wien 1952, Moskau 1962, Helsinki 1955 und 65, Sitzung des Weltfriedensrates in Moskau (1954). Seit dem Untergang der UdSSR vom PCF dominiert.