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Jean-Paul Sartre — Biographie 1905–1945

3.5.1904: Heirat von Jean-Baptiste Sartre und Anne-Marie Schweitzer

21.6.05: Geburt (im zehnten Monat) von Jean-Paul-Charles-Aymard Sartre (Poulou genannt) an der 13 rue Mignard: wohnt bei seinen Grosseltern in Paris, 16 rue de Siam; sein Vater ist abwesend; Taufe am 20.7.05 in der Notre-Dame de Grâce de Passy

Nov. 05: Jean-Baptiste Sartre kehrt krankheitshalber zur Familie zurück

15.5.06 : Umzug nach Thiviers mit seinem Vater (die Eltern leben auf dem Hof La Brégère, den Jean-Baptiste zusammen mit Bruder Joseph von seiner Grossmuter mütterlicherseits erbte; Poulou ist bei den Grosseltern in Thiviers)

17.9.06: Tod von Jean-Baptiste Sartre; Grossvater Dr. Eymard Sartre wird Sartres Vormund

1906-11: Lebt bei seinen Grosseltern Dr. Charles und Louise Schweitzer in Meudon; Ferien meist im Elsass (Gunsbach, Pfaffenhofen)

1909: Sartre lernt lesen (mit Hector Malot’s Sans Famille);:

1909 (1908?): nach Erkältung während Aufenthalt in Arcachon Leukoma im rechten Auge, so dass Sartre rechts stark sehbehindert ist

um 1910: Reise in die Schweiz (u.a. Seelisberg: erste Doktorspiele mit einem Mädchen); weitere Reisen mit den Grosseltern und seiner Mutter in Schweizer Badeorte (u.a. Montreux)

1911: Umzug nach Paris, 1 rue Le Goff (5. St.): oft als Kind im Jardin de Luxembourg

1911-13: Statt in die öffentliche Volksschule zu gehen erhält Poulou Hausunterricht primär durch seinen Grossvater; der Unterricht begann allerdings schon im Vorschulalter; zum Unterricht gehörte auch Deutsch.

ca. 1911: der Grossvater lässt Poulou die langen Haare schneiden

26.1.1912: Brief an Georges Courteline, der von Charles Schweitzer zusammen mit Anatole France sehr geschätzt wird

1912: Poulou geht erstmals ins Kino (Filme Fantômas, Maciste)

gegen 1912-13: liest u.a. Madame Bovary (Flaubert), Michel Strogoff (Jules Verne’s Der Kurier des Zaren), Pardaillan (Michel Zévaco’s Feuilleton im Le Matin), Corneille, Ponson du Terrail (die Geschichten von Rocambole), Hugo (Les Misérables). Verfasst La Fontaines Fabeln in Alexandriner, schreibt Romane Pour un papillon, Le Marchand de bananes. Schreibt seinem Grossvater in Versen.

Sommer 13: Ferien in Pfaffenhofen bei seiner Tante Caroline Biedermann

Okt.13 : zuerst in der Achten, dann Zehnten Klasse des Lycée Montaigne, da er doch nicht so gut war, wie ihn sein Grossvater einstufte

22.10.13: Tod von Dr. Eymard Sartre; bis 1913 immer wieder Ferienaufenthalte in Thiviers; sein Onkel Joseph wird Vormund; Streit zwischen Sartres Mutter und Joseph ums Geld (Rente, die J.-P. Sartre seit dem Tod seines Vaters bezieht, die jedoch Joseph als Vormund erhält)

1914: Schule in Arcachon, dann ein Semester am Institut Poupon; ansonsten immer Privatunterricht

1914/15: septième classe

Okt. 14: Sartre schreibt in Arcachon L’Histoire du soldat Perrin (ein Held, der den Kaiser zum Duell herausfordert)

1915: bricht sich den Teil eines Schneidezahns

um 1915: Sartre verliert den Glauben an Gott

1915/16: sixième classe

Okt. 15: tritt als Externer in die Sechste Klasse (sixième classe) des Lycée Henri IV ein

1916/17: cinquième classe

Okt. 16: Nizan tritt in Sartres Fünfte Klasse ein

26.4.17: Heirat seiner Mutter mit Joseph Mancy (ex-Generaldir. Marine, Direktor Ets. Delauney-Belleville in La Rochelle); Vormundschaft an Mutter und Mancy; während diese an der rue Condorcet leben, verbleibt Sartre bei seinen Grosseltern

Nov. 17-20: Umzug nach La Rochelle (zuerst 38 avenue Carnot, dann 14 rue Saint-Louis): Besuch der 4. bis 2. Klasse des Lycée de garçon (heute: Eugène-Fromentin); als einziger mit Griechisch; auch Deutsch und ab 2. Klasse Englisch; grosse Probleme mit seinem Stiefvater, der in La Rochelle Werftdirektor ist: der Hass auf ihn überträgt sich auf das ganze Bürgertum. Erhält 1919 und 1920 mehrere Auszeichnungen für seine Schulleistungen (v.a. Sprachen). Sonst ein normales Leben als Jugendlicher (Streitereien, Sport)

ca. 1917/18: Sartre verliert in La Rochelle den letzten Rest des Glaubens an Gott

1917: von der Oktoberrevolution und den nachfolgenden Ereignissen bekommt er nicht viel mit: negative Kommentare seines Stiefvaters

1917/18: quatrième classe

1918: gesteht Lisette Joirisse seine Liebe, die ihn jedoch wegen seiner Hässlichkeit nicht mag

1918: schreibt Götz von Berlichingen; lernt Klavier spielen

Frühling 1919: seine Mutter entdeckt, dass er Geld stiehlt (50 Francs): Schwierigkeiten in der Familie

1918/19: troisième classe; wegen Mastoiditis drei Wochen im Spital

19.11.19: wird von Pelletier auf dem Stadtwall in die Sexualität eingeführt; Sartre bewunderte seine Mitschüler Pelletier und Boutillier, von denen er sich drangsalieren liess; Sartre beteiligt sich seinerseits an Gewalttätigkeiten

1919/20: seconde classe; schreibt Operettenbücher (Horatius Coclès, Mucius Scaevola). Hört dann auf zu schreiben.

1920: Rückkehr in die Erste Klasse des Lycée Henri IV als Interner: Nizan und Sartre werden ein enges Freundesduo („Nitre et Sarzan“, nennen sich selbst R’hâ [Nizan] und Bor’hou [Sartre; oder umgekehrt] ); besucht donnerstags und samstags seine Grosseltern

1920-24: der Antikolonialist Challaye beeinflusste Sartre

1920: liest zusammen mit Nizan Giraudoux, Gide, Jules Romain, Proust (für den er schwärmt), Dostojevskij, Conrad; hasst Flaubert; Sartre will Schriftsteller werden; wird zum S.O (satyre officiel) seiner Mitschüler ernannt

1920/21: première classe: interessiert sich für Poesie (beso. Jules Laforgue); entdeckt 1921-23 die Surrealisten (inkl. Stilübungen)

Jun. 21: besteht ersten Teil des Bac (mit Französisch)

1921/22: classe terminale: Philosophieklasse des Lycée Henri IV: Philosophielehrer Chabrier («cucu-philo»): kein grosses Interesse für dieses Fach; Auszeichnung für Franz.; spielt mit Chadel, einem Freund von Nizan, Schach in allen Cafés des Quartier Latin.

Jun. 22: besteht zweiten Teil des Bac; anschliessend Ferien mit Grossvater im Elsass, mit Familie in La Rochelle und Dordogne;

1922/23: Hypokhâgne am Lycée Louis-le-Grand (Halbinterner; seine Eltern wohnen am 2 square Clignancourt, nachdem die Werft in La Rochelle bankrott gegangen war; sein Philosophielehrer: Bernes: Philosophie interessiert ihn immer noch nicht nicht); Bekanntschaft mit Maheu; während der Hykophâgne und der Khâgne entdecken Sartre und Nizan weiter die moderne Literatur; erste sexuelle Erfahrung mit einer älteren Frau (ca. 30 J.) aus Thiviers

1922: schreibt La Belle et la bête;

1923/24: Khâgne am Lycée Louis-le-Grand: schreibt bei Colonna d’Istria, dem Philosophieprofessor, Arbeit über La conscience de durer, wofür er Essai sur les données immédiates de la conscience von Bergson liest, was sein Interesse für Philosophie eckt; u.a. mit Canguilhem, Guille;

1923: liest Conrad, Einführung in Schopenhauer, Nietzsche;

1923: schreibt La Semence et le scaphandre und schreibt mit Nizan Complainte de deux khâgneux qui travaillent fort

15.1.23: L’Ange du Morbide in La Revue sans titre (geschrieben 1922)

Feb.-Mrz. 23 : Jésus la Chouette in La Revue sans titre (geschrieben 1922; Pseudonym Jacques Guillemin)

Mrz.-Okt. 23: Streit mit Nizan (über Sartres Text für La Revue sans titre?)

um 1924: Sartre wird unter dem Einfluss Alains zum Antimilitaristen

1924: Sartre liest Freuds Psychopathologie des Alltagslebens: fühlt sich abgestossen

Jun. 24: 7. bei der Aufnahmeprüfung in die ENS

1924-28: an der ENS als Interner mit Aron, Albert Bédé, Canguilhem, Lagache, Nizan, Alfred Péron, Laroons (promotion 1924); unter ihm sind Guille, Hyppolite, Maheu, Jean Seznec (promotion 1925) und Merleau-Ponty (promotion (1926). Studiert Philosophie: Brunschvicg und Bergson, ev. noch Alain, als die Götter, Hegel kaum, Marx, Nietzsche und Freud waren tabu; interssiert sich für Stoiker, Descartes, Spinoza, Hume, Kant. Besucht seine Grosseltern sonntags, seine Mutter alleine nur alle 10 Tage; führt 1924 seine philosophischen Carnet Midy; in einer Gruppe mit ehem. Schülern von Alain; arbeitet intensiv und gewöhnt sich seinen Arbeitsrhythmus an (09-13, 17-21). Liest v.a. Philosophen (Descartes, Spinoza, Rousseau), kaum Literatur (Ausnahme: Stendhal). Geht wie die meisten ENS-Studenten selten an die Sorbonne (v.a. zu Bréhier über die Stoiker, die ihn interessieren; aber auch Delacroix und Lalande). Nizan führt ihn in die modernen Autoren ein (Joyce, Amerikaner; zu Surrealisten jedoch keine Beziehung); Sartre gehört mit Nizan und ehemaligen Schülern von Alain zur laizistischen Fraktion der Studenten (Patalas), nimmt jedoch bei einer Schlägerei auch einmal Merleau-Ponty in Schutz, der zur kath.-kons. Fraktion gehörte; im Dez. jeweils Teilnahme am Ball der ENS. Besucht mit Nizan gelegentlich die englische Buchhandlung Smith (248, r. Rivoli). Sartre boxt.

Herbst 1924: der Rif-Krieg politisiert Sartre gegen den Kolonialismus

1924/25: besucht mit Nizan, Aron und Lagache die Kurse von Georges Dumas in Sainte-Anne; schreibt Apologie pour le cinéma: Défense et illustration d’un Art international;

Mrz. 25: 3 Vorträge von Karl Kraus an der Sorbonne, organisiert von Charles Schweitzer, der, unterstützt von Andler und Lévi-Bruhl, Kraus für den Literaturnobelpreis vorschlägt.

Mrz 25: 1. Prüfung: licence en psychologie

28.3.25 : tritt in der Schulrevue La Revue des deux mondes, ou le désastre de Lang-son der ENS auf in Anwesenheit von Herriot und Painlevé

Frühling 25: Action Française erstreikt sich die Rücknahme der Berufung von Georges Scelle (Mitarbeiter des rad.sozst. ErziehungsMin. François Albert): kein Interesse seitens Sartres.

Juli 25 : 2. Prüfung: licence in Philosophiegeschichte

Sep. 25: trifft Simone Jollivet (Alias von Camille-Simone Sans) bei Beerdigung seiner Cousine Annie in Thiviers: schreibt ihr schon seine ersten Vorstellungen über Kontingenz; sie ist seine erste Liebe (-1927)

1925-27: Zwischenprüfungen in Psychologie, Moral und Soziologie, Logik und Metaphysik; fällt im Latein durch.

1926: schreibt Gedicht Ho hé ho; verfasst mit Lagache, Nizan und Aron ein Drehbuch Poil de carotte (nicht erhalten); liest u.a. Montherlants Les Bestiaires, Les Rêveurs éveillés der Psychoanalytiker Adrien Borel/Gil Rotin

1926: Sartre erwähnt erstmals die Kontingenz (in einem Brief an Simone Jollivet)

1926: zu seinem Kreis gehören ausser Nizan Péron, Maurice Larroutis, Jean Baillou, Cattan

1926: Adler hält auf der Reise in die USA einen Vortrag an der Sorbonne: nicht belegt, dass Sartre ihn hörte

Mrz 26: 3. Prüfung: licence in allemeiner Philosophie und Logik

Mrz. 26: nimmt an Schulrevue À l’ombre des vieilles billes en fleurs (Sartre als Lanson; Nackt-Auftritt) teil;

Juli 26: 4. Prüfung: licence in Moral und Soziologie

15.-25.8.26: Teilnahme an der Konferenz in Pontigny mit L. Martin-Chauffier, Charles Du Bois und Jean Baruzi über L’Empreinte chrétienne. Hält Vortrag über Descartes unter dem Titel Question de la vie de l’esprit. L’Empreinte chrétienne. À quoi reconnaissable ? Disparaît-elle ?

Sep. 26: Nizan setzt aus und geht nach Aden (-Apr. 27); Sartre, Guille und Maheu bilden ein Trio; enge Beziehungen auch zu Aron

Herbst 1926: Nachhilfelehrer (tapir) u.a. von Albert Morel; lernt dessen Mutter, Mme Morel kennen, eine langjährige Freundin von Guille, Sartre und Beauvoir; Sartre gibt auch Klavierunterricht

1926/27 : La Théorie de l’État dans la Pensée Française d’aujourd’hui (publ. Jan. 27)

1927: schreibt Une Défaite, Er l’Arménien;

1927: kontrolliert mit Nizan die Übersetzung von Jaspers Allgemeiner Psychopathologie (veröff. 1928; Übersetzer: Alfred Kastler/Jean Mendousse)

1927: Sartre liest Freuds Die Traumdeutung

1927: verweigert Teilnahme an P.M.S. (préparation militaire spéciale): wie Nizan nimmt Sartre nicht an Vorbereitungskursen für zukünftige Offiziere teil (Élèves Officiers de Réserve EOR); Sartre (zus. mit Bruhat, Nizan etc.) muss vor Disziplinarrat der ENS erscheinen und erhält Verweis; unterschreibt mit Aron die Petition von Alain, J. Romain u.a. gegen die Militarisierung von Gesellschaft und Politik (gem. La loi sur l’organisation générale de la nation pour le temps de guerre): sonst unpolitisch trotz heissen politischen Diskussionen (Aufkommen der Action Française; Nizan schliesst sich 1927 dem PCF an). Lehnt wie Nizan die Idee ab, Professor zu werden.

1927: Sartre interessiert sich in diesen Jahren sehr für Jazz, singt gerne Jazz-Songs, besucht das College Inn an 28 rue Vavin

1927/28: an der ENS in derselben „Thurne“ (Zimmer) mit Aron und Guille

Mrz. 27 : einer der Urheber der radikalsten Schülerrevue der ENS: gegen Militarisierung an der ENS

Frühjahr 27: Rückkehr Nizans: wieder in derselben thurne wie Sartre: trotzdem nicht mehr wie vorher, da Nizan gereift ist

25.5.27: Sartre ist beteiligt am angeblichen Lindbergh-Empfang: die Aktion führt zum vorzeitigen Abgang des ENS-Direktors Lanson führt.

1926/27: Vorbereitung für Diplôme d’Études Supérieure (DES) mit Diplomarbeit bei Delacroix über L’Image dans la vie psychologique: rôle et nature (abgegeben 1927; Bewertung: très bien)

Sommer 27: mit andern ENS-Schülern beim Völkerbund in Genève

Aug. 27: mit Nizan in der Provence in den Ferien

24.12.27: mit Aron Trauzeuge bei der Heirat von Nizan mit Henriette Alphen

1927/28 : formuliert in einer Arbeit für Brunschvicg (Nietzsche est-il un philosophe?) erstmals seine Ideen über die Kontingenz, liest Marx;

1928 : befreundet mit Germaine Marron (wohnhaft in Lyon), der Cousine Alfred Pérons, die er 1927 kennen lernte: der Heiratsantrag wird von deren Eltern abgelehnt

Mrz. 28: Teilnahme an ENS-Revue

Sommer 28: besteht ersten Teil des Universitätsdiploms (Diplôme d’Études Supérieures DES; in: Psychologie, Philosophiegeschichte), fällt aber bei der schriftlichen Prüfung für die Agrégation durch

Aug. 28: Ferien mit Nizan in La Croix-Valmer (Provence)

Herbst 28: nimmt ein Zimmer an der Cité universitaire: Bekanntschaft mit Zuorro

Herbst 28: Sartre gibt dem japanischen Philosophen Shuzo Kuki, der in Deutschland Philosophie studiert hatte, Unterricht in französischer Philosophie.

Nov. 28: unterzeichnet mit 82 anderen Petition gegen Militärausbildung

vor 1929: weitere Reisen in die Schweiz mit seinen Grosseltern und seiner Mutter (zu Badeorten wie Montreux; u.a. 1927 nach Genève)

1929: Husserl mit Gastvorlesungen an der Sorbonne: Sartre besucht sie nicht; ebenso finden die ersten Werke über Phänomenologie von Lévinas (1930) und Wahl (1932) kein Interesse bei Sartre

1929: trotz Gedanken über einen Eintritt in den PCF nimmt die Ablehnung gegenüber dem bürokratischen Stalinismus immer mehr zu

2.2.29: teilweise Veröffentlichung von Sartres Antworten auf einen Fragebogen über die damalige Jugend in Les Nouvelles littéraires

23.-26.2.29: Sartre nimmt an Husserls Vorträgen an der Sorbonne nicht teil

17.-19.6.29: besteht zweiten Teil des Universitätsdiploms (allgemeine Philosophie: Prüfungsthema: Liberté et contingence, Logik, Moral/Soziologie)

8.7.29: Beauvoir trifft erstmals Sartre (zus. mit Maheu und Nizan bei Sartre in der Cité Universitaire) zwischen der schriftl. und mündl. Prüfung

Jul. 29: besteht die Agrégation als 1. (von 13 erfolgreichen) mit der Arbeit Liberté et contingence und Vortrag über Psychologie et logique; Simone de Beauvoir besteht als 2., die in ihrem Jahrgang zusammen mit Merleau-Ponty, Gandillac, Lévi-Strauss etc. studierte (Resultate der schriftl. Prüfung 17.7., der mündl. 30.7.; Maheu durchgefallen); Nizan 5. In der Jury: u.a. Jean Wahl.

20.8.-1.9.29: Sartre besucht Beauvoir in den Ferien auf deren Vaters Sommersitz in Meyrignac (Limousin, bei Uzerche): Sartre übernachtet im Hotel de la Boule d’Or in Saint-Germain-les-Belles: Sartre verdrängt Maheu als Beauvoirs Geliebter

10.-22.10.29: Sartre wieder in Paris: zusammen mit Beauvoir

14.10.29: Pakt der Freiheit („morganatische Ehe“) zwischen Sartre und Beauvoir, vorerst auf 2 Jahre (im Carrousel/Tuilerienpark geschlossen): Beauvoir und Sartre schlafen erstmals miteinander (an der Av. Denfert-Rochereau):

Herbst 29: bewirbt sich um eine Stelle als Franz.-Lehrer in Kyoto/Japan, die er nicht erhält (ein Jahr später ebenso erfolglos um eine Lehrerstelle in Marokko)

Nov. 29-Feb. 31: Militärdienst in Saint-Cyr als Meteorologiesoldat Jean Sartre (mit Guille; nach Intervention Arons, der ihr Vorgesetzter wurde), ab Jan. 30 in Saint-Symphorien bei Tours; oft in Paris; er ist einer der wenigen ENS-Absolventen, der keine Offizierskarriere einschlägt; schreibt Gedichte, La Légende de la vérité, Theaterstücke Epiméthée und J’aurai un bel enterrement

1930: erhält Erbschaft von Grossmutter mütterlicherseits (100'000 Francs), die er v.a. für Reisen mit Beauvoir ausgibt

1930: Sartre beschäftigt sich mit Gestaltpsychologie, Graphologie, Physiognomie; liest Le Soulier de satin (Claudel), Vol de nuit (Saint-Expéry), sowjetische Autoren, Malraux’ Les Conquérants. Geht oft ins Kino.

Okt. 30: Rieder lehnt La légende de la vérité ab (durch Nizan vermittelt); zur ungefähr derselben Zeit lehnt Gallimard (via Nizan und Malraux) Une défaite ab

Herbst 30: sieht zusammen mit Beauvoir Brechts Dreigroschenoper, die sie sehr beeindruckt

28.2.31: Entlassung aus Militärdienst (Lob für gutes Verhalten)

1.3.31-Jun. 33: Philosophielehrer in Le Havre (Lycée François I); Vorträge in Le Havre u.a. über deutsche Philosophen, Joyce, Moral und moderne Literatur; zu seinen Schülern zählen J.-L. Bost, M. Chastaing, A. Palle und L. de Roulet; als Sport betreibt er Boxen; arbeitet mit andern Lehrern an einem Projekt der Hoschschulreform; wohnt zuerst in Hotel Printania, dann privat. Ist oft in Paris. Beauvoir in Marseille (1931-32): Sartre schlägt Beauvoir Heirat vor, um beieinander zu sein: B. lehnt ab.

Jun. 1931: La Légende de la vérité erscheint in Bifur mit Vorwort Nizans; in derselben Nummer erscheint auch Corbins Übersetzung von Heideggers Was ist Metaphysik?, die Sartre liest

12.7.31: Sartre erschreckt die Havrer Bürger mit seiner Verteidigung des Films bei der Rede zum Schulende (L’art cinématographique); gibt in den Jahren 1931-33 weitere Vorlesungen in Le Havre, u.a. über James Joyce, Moral und moderne Schriftsteller

Sommer 31: Reise nach Spanien (Barcelona, Madrid) mit S.de Beauvoir, wo sie mit H. de Beauvoir Bacelona und in Madrid Gerassi besuchen; Sartre ist sehr beeindruckt von der spanischen Lebensweise (inkl. Stierkampf) und dem Prado (begeistert von El Greco, Bosch; verabscheut Tizian), finanziert aus Erbschaft von Sartres Grossmutter.

1931/32: Da Beauvoir in Marseille, trifft Sartre sich öfter u.a. mit Hélène de Beauvoir: besucht mit ihn in Paris das Le Jockey. Gem. H. de Beauvoir hat Sartre die absicht, ein Buch mit dem Titel Le Gnome aux Champignons zu schreiben.

Ende 31: beginnt am Factum zu schreiben, aus dem später La Nausée wird; Rieder lehnt La Légende de la vérité ab.

1932: Sartre liest Célines Voyage au bout de la nuit und Dos Passos’ 42e parallèle, die für ihn zu einem Vorbild werden; er liest auch Adlers Hauptwerk Über den nervösen Charakter

1932: Sartre beginnt leidenschaftlich Jojo zu spielen

Ostern 32: Reise in die Bretagne mit Beauvoir; kannten Kafka noch nicht

1.5.32: Sartre geht nicht zur Wahl, als die Linksparteien gewinnen

Sommer 32: Reise nach Balearen/Spanisch-Marokko mit Beauvoir und Andalusien mit Beauvoir, Guille und Mme Morel

ab Okt. 32: öfters in Rouen, wo Beauvoir nun lehrt (wohnt in Hotel La Rochefoucauld, ab 35 Petit-Mouton); Bekanntschaft mit Audry und (via Jollivet) Dullin

1933: Mutter und Stiefvater ziehen wieder von St. Etienne, wo Mancy seit der ENS-Zeit von Sartre die Le Flaive-Werke leitete, nach Paris (23, avenue de Lamballe): Mancy arbeitet in der Direktion von Électricité de France: heftige polit. Diskussionen zwischen Sartre und seinem Stiefvater, der ihn für einen Kommunisten hält.

1933: Sartre liest Lévinas Studie La Théorie de l’intuition dans la phénoménologie de Husserl, bevor er nach Berlin geht.

1933: Sartre liest Hemingway (50 000 dollars, Le Soleil se lève aussi)

1933: Jean-Paul Alphen, Bruder von Rirette Nizan, dreht den kleinen Film Tu seras curé! mit Sartre, Beauvoir, den Nizans und der Frau von Emmanuel Berl.

Anfang 33: Aron macht Sartre bei einem Aprikosencocktail im Bec de Gaz an der rue Mont­parnasse mit Husserl bekannt, worauf er Lévinas Buch über Husserl (La théorie de l’intuition dans la phénoménologie de Husserl, 1930) liest

Ostern 33: Reise nach London mit Beauvoir

Sommer 33: Reise mit Beauvoir nach Italien (Florenz, Rom, Venedig, Mailand); entdeckt in Venedig Tintoretto; erlebt die Machtdemonstrationen von Mussolinis Schwarzhemden. Sartre frischt sein Deutsch auf und lernt neu Italienisch.

Sep. 33-Jun. 34: Aufenthalt am Institut Français in Berlin; beschäftigt sich vor allem mit Husserl, unter dessen Einfluss er bis 1938 steht, und dem Factum (2. Fassung), schreibt an Une Idée fondamentale de la phénoménologie de Husserl: l’intentionalité (1933) und La Transcendance de l’égo (1934); Affäre mit Marie Ville; politisch war die Zeit in Nazi-Deutschland zwischen Sep. 33 und Jun. 34 relativ ruhig: Reichstagsbrand, Ermächtigungsgesetz, Bücherverbrennungen und Parteienverbot schon früher, Röhm-Putsch und insbesondere Nürnberger Rassengesetze später: wie die meisten linken Franzosen (Gide, Rolland, Aragon, aber auch Aron) ist Sartre der Ansicht, dass Hitler sich nicht lange halten wird. Sartre geniesst das Leben in Berlin.

Weihnachten 33: Ferien in Frankreich (Paris, Rouen)

1934: Sartre liest Faulkner (Tandis que j’agonise, Sanctuaire), Kafka (Le Procès);

1934: Bekanntschaft mit Parain

Feb. 34: Beauvoir in Berlin bei Sartre

Apr. 34: Sartre beginnt Heideggers Sein und Zeit zu lesen, kommt jedoch nicht über den Anfang hinaus

Ostern 34: Ferien in Paris

Jul.-Aug.34: Ferien mit Beauvoir in Deutschland, Tschechoslowakei, Österreich, Elsass; allein im Elsass bei der Verwandtschaft

Sep.34-Jun. 36: Philosophielehrer in Le Havre: Schüler: Bost, de Roulet, Palle; arbeitet mit andere Professoren am Projekt einer Universitätsreform

Okt. 34 : beginnt auf Wunsch von Delacroix für dessen Reihe bei Alcan L’imagination

Herbst 34: Bekanntschaft von Olga Kosakiewicz;

Weihnachten 34: mit Beauvoir Winterferien in Mégève (bis 1938 regelmässig Skiferien, was damals Modesport war)

1935: in Nizans Le Cheval de Troie personifiziert als Lange

1935: Sartre besucht zus. mit Beauvoir, Olga und Bost aus Neugier eine Irrenanstalt bei Rouen

Jan./Feb. 35: Lagache gibt ihm im Sainte-Anne-Krankenhaus eine Meskalin-Spritze, die während 6 Monaten zu psychischen Störungen (Depression, Halluzinationen: riesige Krustentiere) führt

21.3.35: Tod von Charles Schweitzer (entspricht M. Durand in Beauvoirs La Viellesse)

Ostern 35: mit Beauvoir in Oberitalien: seine Halluzinationen werden stärker

14.7.35: Sartre und Beauvoir schauen der grossen Demonstration der Volksfront nur vom Bürgersteig aus zu

Sommer 35: mit seinen Eltern auf Kreuzfahrt in Norwegen: schreibt Soleil de minuit (verloren). Mit Beauvoir auf Radtour durch Zentralfrankreich. Sartre gibt seinen Halluzinationen (Hummern) den Laufpass

Herbst 35: Jacques-Laurent Bost wird Sartres Schüler;

Herbst 35: Olga Kosakiewicz (März 35 Sartre entflammt sich für sie) wird Teil der Familie: Verhältnis bis 1937: Beauvoir, Sartre und Olga als Trio: Olga hat sexuelle Beziehungen mit Beauvoir; Sartres Liebe erwidert sie nur beschränkt: sie zieht ihm Bost vor: Sartre wird sich bewusst, dass er älter geworden ist.

Okt. 35: Zuorro wird Lehrer in Rouen (-1936): Intensivierung der Freundschaft

Weihnachten 35: Ferien mit den Schwestern Beauvoir und de Roulet in der Schweiz (Berner Oberland/Gsteig)

1936: L’Imagination bei Alcan; schreibt Érostrate

1936: Sartre und Beauvoir lesen Stekels La Femme frigide

Ostern 36: sieht in Paris den Film Les Temps Modernes mit Ch. Chaplin; dann mit Beauvoir in Belgien (Brüssel. Brügge, Antwerpen, Malines)

Frühling 36: Melancholia (3. Fassung, später La Nausée) wird Gallimard durch Nizan unterbreitet, aber durch Paulhan abgelehnt

3.5.36   Sartre geht nicht zur Wahl, als die Volksfront gewinnt; ein Beitrag zugunsten der Volksfront wird von Vendredi nicht veröffentlicht

Sommer 36: Letzte Krise wg. Meskalin-Impfung: :

Jul. 36: Beginn des Spanischen Bürgerkriegs: u.a. über ihren Freund Gerassi werden Sartre und Beauvoir indirekt in den Krieg involviert und damit politisiert: Sartre bleibt jedoch passiv. So wenig wie ihn die Aktionen der pro-kommunistischen Schriftsteller gegen den Faschismus ab 1932 politisierten. Die Kritik von nicht-komm. Linken (wie Gides Retour de l’URSS Nov. 36) und Affären wie jene um Victor Serge 1935 nehmen ihm den letzten Ansporn, sich links zu engagieren.

Jul. 36: Der Kontakt zu Nizan ist seit 1931 nur noch bescheiden, denn dieser ist macht politisch innerhalb des PCF sehr gute Karriere, was Nizan auch mit bekannten Schriftstellern wie Gide, Malraux oder Aragon zusammenbringt.

Sommer 36: Reise mit Beauvoir nach Italien (Rom, Neapel, Sizilien, Venedig); schreibt Dépaysement

Weihnachten 36: Skiferien in Chamonix mit Beauvoir und Zuorro

1936-38: schreibt die Novellen für die Novellensammlung Le mur (Le Mur Hernst 36)

Sep. 36-Jun. 37: Philosophieprofessor in Laon (hatte Khâgne in Lyon abgelehnt, um schneller eine Stelle in Paris zu bekommen); Sartre ist noch öfters in Paris bei Beauvoir, die dort am Lycée Molière unterrichtet (wohnt im Hotel Royal-Bretagne); das Dôme wird ihr Stammcafé;

Dez. 36: LaTranscendance de l’ego in Recherches Philosophiques (Ltg. J. Wahl)

1936/37: Sartres Stimmung ist sehr schlecht. Während Nizan schon vier literarische Erfolge zu verzeichnen hat, steht Sartre ohne irgendwelchen da; er fühlt sich zum ersten Mal alt und dick.

1937: Affäre mit Géraldine Pardo (Gégé)

Feb.-Apr. 37: schwere Lungenentzündung Beauvoirs: so oft wie möglich ist Sartre bei B.

März 37: Ende der Liebe zu Olga Kosakiewicz, die nun mit Bost geht

Frühling 37: erste Bekanntschaft mit Wanda Kosakiewicz, der Schwester von Olga, die später J.L. Bosts Frau wird

Apr. 37: Gallimard akzeptiert Melancholia unter dem Titel La Nausée (30.4. Treffen mit Paulhan; Titel von Gaston Gallimard; dank Hilfe von Dullin und P. Bost, die es im Herbst 36 nochmals unterbreitet hatten); auf Anraten des Juristen von Gallimard müssen gewisse Absätze/Begriffe wg. Obszönität umformuliert resp. gestrichen werden.

Juli 37: Le Mur in der N.R.F.: Sartre setzt sich vor Chamson, Malraux, Koestler und Hemingway schriftstellerisch mit dem Spanischen Bürgerkrieg auseinander; Le Mur wird noch 1938 in England, Deutschland (durch Th. Mann) und Japan übersetzt; mit Le Mur beginnt die Zusammenarbeit mit dem Verlag Gallimard, die über Sartres Tod hinaus reicht

Sommer 37: Ferien in Griechenland (Piräus, Athen, Mykonos, Delos, Syra, Santorin, Peloponnes, Saloniki) mit Beauvoir und Bost

Sep. 37-Sep. 39: Philosophieprofessor am Lycée Pasteur in Paris; Beauvoir und Sartre wohnen im Hotel Mistral; Besuche im Les Trois Mousquetaires, Dôme

Herbst 37: besucht de Roulet, der in Berck hospitalisiert ist (Szene in Sursis). Sartre gelingt es nicht, Beauvoirs Primauté du spirituel (geschr. 1935-37) durch Gallimard und Grasset veröffentlichen zu lassen

Weihnachten 37: Ferien in Mégève zum Skifahren: Sartre kann sich nicht mehr für den Wintersport begeistern; liest Malraux’ L’Espoir

1937/38: liest Jaurès’ Histoire socialiste de la Révolution française

1938: beendet La Psyché (400 S.; begonnen Herbst 37)

1938: Sartre bricht mit Husserl und sucht eine neue Philosophie

1938 : Sartre unterbreitet erfolglos Beauvoirs Erzählsammlung Quand prime le spirituel Gallimard und Grasset

1938: Sartre beginnt um Wanda Kosakiewicz zu werben

Jan. 38: gemeinsamer Besuch mit Beauvoir der Surrealistenausstellung (Dalí, Ernst, Duchamp, Masson)

15.1.38: La Chambre in Mesures

Feb. 38: Essay über Sartoris von Faulkner publiziert in N.R.F.

Mrz. 38: La Nausée: Sartre als der neue Céline gefeiert (u.a. Besprechungen von Nizan, Camus); mehrmals für Preise vorgeschlagen: Prix Interallié 1938, Prix Concourt und Prix Renaudot 1938/39, Prix Renaissance 1939: doch er erhielt erst 1940 einen mit Prix Populiste

Ostern 38: Ferien im Baskenland mit Beauvoir

Sommer 38: Beginn der Affäre mit Colette Gibert

25.6.38: Vortrag über Le Serment an den philosophischen Abenden von Gabriel Marcel

Juli 38: beendet L’Enfance d’un chef; entwirft Projekt für einen zweiteiligen Roman Lucifer, aus dem schon Anfang 39 Les Chemins de la liberté werden.

24.7.38: Beauvoir schläft erstmals mit Bost: Bost bleibt ihr Freund (und gelegentlicher Liebhaber) bis an ihr Lebensende

Sommer 38: Ferien in Marokko (Rabat, Meknès, Fes, Marrakesch, Ouarzazate) mit Beauvoir: Grundlage für das Filmscript Typhus (1943/4 geschrieben; später benützt für Les Orgueilleux)

Aug. 38: La Chambre und seine Kritik an Dos Passos 1919, beide in N.R.F.

29.9.38: Münchner Abkommen: Sartre hin und her gerissen zwischen Pazifismus und Ablehnung des Faschismus: Sartre sieht die unabwendbare Kriegsgefahr, doch Friede jetzt ist wichtiger

Okt. 38: Structure intentionnelle de l’image (erster Teil von L’Imaginaire)

Okt. 38: Besuch der Gauguin-Ausstellung in Paris

Herbst 38: beginnt L’Âge de raison zu schreiben

Nov. 38: Besprechung von Nizans La Conspiration, Fragment von Dépaysement in Verve publiziert

23.11.38: Erstes Interview mit Sartre durch Claudine Chonez in Marianne

Weihnachten 38: Skiferien mit Beauvoir und Bienenfeld in Mégève

1939: Bekanntschaft mit Nathalie Sarraute (Les Tropismes);

1939 : beginnt das Flore zu besuchen.

Jan. 39: Erzählsammlung Le Mur (wird Buch des Monats Mrz. 39; in extremis wird Dépaysement ausgeschlossen; besprochen von u.a. Camus; heftige Kritik von rechtsbürgerl.Seite, u.a. Brasillach); Une Idée fondamentale de la phénoménologie de Husserl: l’intentionalité in N.R.F.

Feb. 39: Besprechung von Triolets Bonsoir Thérèse (an Stelle Nizans), die Aragon so gut gefällt, dass Cassou Sartre um regelmässige Chronik bittet

Feb. 39: Veröffentlichung der Kritik an Mauriac, die bei letzterem eine lange Periode des Schweigens verursacht)

Mai 39: Teilnahme an der Internationalen Antifaschistischen Konferenz, wo er erstmals Malraux und Ehrenburg begegnete

Ostern 39: Ferien in der Provence/Basses-Alpes, wo er erstmals mit Beauvoir über Heideggers Sein und Zeit spricht

16.5.39: Treffen bei Andrienne Monnier mit Gide: Diskussion über die amerikanische Literatur, den Autodidakten und Homosexualität

Mai 39: Teilnahme an internationaler antifaschistischer Konferenz: Bekanntschaft mit Ehrenburg

Pfingsten 39: Sartre beginnt Heidegger’s Sein und Zeit zu lesen (deutsch und in Übersetzung von Corbin): Heidegger löst Husserl ab, dessen Philosophie Sartre 1938 als Sackgasse empfand

15.6.39: Sartres Chronik in der Zs. Europe (PCF-nahe; auf Anfrage von Cassou): über Nabokov, de Rougemont, Morgan: des Krieges wegen bleibt Sartres Mitarbeit auf eine Ausgabe beschränkt. In der Besprechung von Rougemonts L’Amour et l’Occident spricht er schon von einer anzustrebenden Verbindung von Psychoanalyse, Soziologie und Marxismus

23.6.39: Teilnahme an Freitagveranstaltung von Gabriel Marcel

Jun./Jul. 39: Veröffentlichung über Faulkner: festes Anstellungsverhältnis mit N.R.F.

Jul. 39: Sartre schläft erstmals mit Wanda Kosakiewicz; Beginn des Verhältnisses mit Bianca Bienenfeld

Sommer 39: Interview mit der Revue Juive über Antisemitismus (erst 47 veröffentlicht);

Aug. 39 : Ferien mit Beauvoir in Südfrankreich, auch in Juan-les-Pins („Villa Puerta del Sol„; bei Cannes) bei Mme Morel; Sartre und Beauvoir entscheiden, den Pakt nicht zu verlängern, da sie immer zusammen sein werden. Letztes, zufälliges Treffen mit Nizan in Marseille: der Hitler-Stalin-Pakt lässt Nizan aus dem PCF austreten: der PCF führt seitdem eine Kampagne gegen Nizan (Thorez Mrz. 40: Nizan ein Verräter und Polizeiagent). Anschliessend mit Beauvoir in Pyrenäen, Carcassone

2.9.39: nachdem er schon zu früh, am 1.9., zu seiner Einheit fahren wollte, Entritt in den militärische Aktivdienst (70. Division, im Elsass: Brumath, Morsbronn): arbeitet an L’Âge de raison, L’Être et le néant, schreibt Les Carnets de la drôle de guerre ; liest Heidegger, Husserl und Hegel (in Hyppolites Fassung); spielt viel Schach; zusammen mit dem Korporal Jean Paul, dem jüdischen Händler Gaston Pieterkowski und Keller. Liest zu Beginn mehrere Werke von Kafka (Prozess, In der Strafkolonie, Schloss).

26.10.39: Brief an Beauvoir: die neue Moral der Authentizität

1.11.39: Beauvoir besucht ihn in Brumath und fährt über Weihnachten mit Kanapa in Mégève skifahren

ab Nov. 39: erhält Fixum für monatliche Chronik in N.R.F.

Dez. 39: Esquisse d’une théorie des émotions (Teil von La Psyché)

Dez. 39: Ankündigung in Les Nouvelles littéraires, dass L’Âge de raison 1940 veröffentlicht wird

Ab 1940: verbesserte Beziehungen zu einem Stiefvater Mancy, weil dieser für de Gaulle eintritt

Jan. 40: Gisèle Freund stellt Fotos von Sartre in Monniers Buchhandlung aus.

3.-15.2./28.3.-9.4.40: zweimal Militärurlaub in Paris; Beauvoir bemerkt schon im Feb., dass Sartre sich mit Gedanken des Engagements trägt; im Feb. Bruch mit Bianca Bienenfeld, die als Jüdin den Krieg knapp im Vercors überlebt, und Colette Gibert

Frühjahr 40: Wahl und Brunschvicg schlagen vor, dass L’Imaginaire als Dissertation (thèse) gelte, damit Sartre an der Sorbonne lehren kann: scheitert am mangelhaften Interesse Sartres und den Umständen

Mrz./Apr. 40: Sartre beschäftigt sich mit Malraux (guter Freund von Nizan und Aron) für einen Artikel in der N.R.F. (schon im Feb.-Jun. 39 angekündigt): bezeichnet Malraux als seinen Johannes den Täufer, kann ihn jedoch nicht ausstehen

Apr. 40: L‘Imaginaire

Apr. 40: Sartre gewinnt den Prix Populiste für Le Mur

Mai/Jun. 40: Sartre trägt sich mit dem Gedanken, Wanda Kosakiewicz zu heiraten

10.5.40: Angriff der Deutschen: Sartre wird nicht aktiv in Kriegshandlungen miteinbezogen; Nizan fällt am 23.5.; Bost wird am 21.5. verwundet und verliert im Kampf ein paar von Sartres Kriegstagebüchern

21.6.40: Sartre gerät in Padoux/Lothringen, wo sie sich in der Kirche aufhielten, in deutsche Gefangenschaft; wird via Nancy/Baccarat Mitte Aug. in den Stalag XII D bei Trier überwiesen (zuerst in der Kranken-, dann in der Künstlerbaracke: mit Bénard und den Geistlichen Leroy, Perrin, Espitallier, Feller, Boisselot, Etchegoyen): liest intensiv Heidegger und gibt Vorlesungen über ihn

Herbst 40: Beauvoir wird Philosophielehrerin am Lycée Victor-Duruy

Dez. 40: schreibt und führt 24.-26.12.40 Bariona auf; spielt selbst Balthazar

1941: beendet L’Âge de raison.

Mrz. 41: aus Militärgefangenschaft entlassen: Abbé Perrin hat ihm seinen Wehrpass gefälscht; Sartre wohnt während der Besetzung in verschiedenen Hotels: Welcome Hotel (66, rue de Seine), Grand Hôtel de Paris (24, rue Bonaparte, 4. St.), Chaplain (11 bis, rue Chaplain) etc.; besucht v.a. das Flore; zur Familie gehören Olga, Wanda, Bost, Sorokine

Apr. 41-Jun. 41: wieder Philosophieprofessor am Lycée Pasteur; ob er die Erklärung, nicht Jude zu sein, im Gegensatz zu Beauvoir nicht unterschrieb, ist unklar.

Frühling 41 : Sartre hat sich vollständig geändert: er will sich nun aktiv engagieren: im Hôtel Egypte an der rue Gay-Lussac treffen sich auf Merleau-Pontys Vermittlung Sartres Familie mit Merleau-Pontys Gruppe Sous la botte: gründen Socialisme et Liberté: weitere Mitglieder: Bost, Pouillon, beide Desanti, Kanapa, Cuzin; Sartre schreibt Entwurf für eine neue Verfassung (mit Hochschulreform); die Kommunisten blieben bis zum Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion im Juni 41 neutral (erst ab 1942 echter Widerstand)

Frühling 41: trifft Giacometti im Lipp: lange und enge Freundschaft bis 1963 zwischen Sartre/Beauvoir und dem Ehepaar Giacometti

20.5.41: Sartre unterschreibt die Erklärung, keiner freimaurerischen Organisation angehört zu haben. Ob er auch eine Erklärung unterzeichnet hat, nicht Jude zu sein, ist Gegenstand von Kontroversen.

Juni 41: schreibt Moby Dick für die erste Nummer der Zs. Comœdia: schränkt Zusammenarbeit ein, nachdem ihr kollaborativer Charakter klar wird.

Sommer 41: Radrundreise per Rad in Südfrankreich (Rückkehr via Grenoble/C. Audry), wo er vergeblich bei Daniel Mayer (in Marseille), Gide (in Cabris) und Malraux (in Saint-Jean-Cap-Ferrat) um Unterstützung für Socialisme et Liberté anhält; auch ein Kontakt zu Pierre Kaan führt zu nichts; die Kommunisten streuen das Gerücht, dass Sartre ein Kollaborateur sei (auf Intervention von Drieu sei er freigelassen worden) und setzen ihn auf die Schwarze Liste.

Sommer 41: beginnt Les mouches

23.8.41: lässt sich offiziell in Bourg demobilisieren

Sep. 41-Jun. 44: Philosophieprofessor für die Khâgne am Lycée Condorcet: sein offizieller Vorgänger Dreyfus-Le Foyer war im Nov. 40 frühpensioniert worden, weil er Jude war.

Nov. 41: Beginn der Untersuchung gegen Beauvoir und Sartre beim Erziehungsministerium aufgrund einer Klage von Sorokines Mutter (schon Bienenfelds Mutter hatte 1939 mit Klage gedroht)

Okt. 41: Auflösung von Socialisme et Liberté (gem. D. Desanti + S. Debout: bis Mai/Juni 42); der Versuch der Kontaktaufnahme mit der kommunistischen Résistance scheitert, da diese ihn ablehnen und das Gerücht streuen, dass er ein agent provocateur und auf Intervention von Drieu La Rochelle entlassen worden sei (halten das Gerücht bis 1951 aufrecht); mehrere Mitglieder von Socialisme et liberté schliessen sich den Kommunisten an (Desanti, Kanapa); zwei Freunde, die im Widerstand arbeiteten werden verhaftet: Yvonne Picard (starb 1942 im KZ) und Alfred Péron (starb 1945 kurz nach Entlassung aus KZ);

Weihnachten: Ferien in La Pouèze (Mme Morel) mit Beauvoir

Ende 41: beginnt mit L’Être et le néant

1942: beendet Les Mouches und (im Okt.) L’Être et le néant, beginnt Le Sursis; arbeitet v.a. im Flore (weil geheizt), auch La Coupole;

1942/43: Liest Correspondance von Flaubert (hg. Charpentier): will existentielle Psychoanalyse über Flaubert schreiben;

1942: gibt Kurs über Theatergeschichte (v.a. griech. Dramaturgie) an der Ecole d’art dramatique von Dullin: Barrault, der ebenfalls unterrichtet, wollte 1943, dass Sartre für ihn Cervantes’ El rufián dichoso umschreibt: hieraus entstand später Le Diable et le bon Dieu

1942: in Vichy-Frankreich zirkuliert kommunist. Pamphlet, das Sartre als Heidegger-Schüler und damit pro-Nazi bezeichnet.

Jan./Feb. 42: Decour entscheidet gegen Paulhans Vorschlag zur Aufnahme Sartres in den CNE.

Apr. 42: Brief von Monnier an Gide: Sartre als Beispiel unter den jungen Autoren

3.4.42: Der Rektor der Universität Paris verlangt Entlassung von Sartre und Beauvoir aus dem Lehramt wegen moralischer Mängel

Sommer 42: Radferien im Vichy-Frankreich mit Beauvoir (Baskenland, Provence), Aufenthalt in La Pouèze (bei Angers, Maine) bei Mme Morel (regelmässig während zehn Jahren).

Sep. 42 : schreibt Besrpechung für Camus’ L’étranger

Weihnachten 42: Ferien mit Beauvoir in La Pouèze

1943: Bekanntschaft mit Queneau und v.a. Michel und Zette Leiris, die lange Sartres und Beauvoirs beste Freunde waren

1943: Gabriel Marcel benützt als erster das Wort Existentialisme

1943: Beauvoir publiziert L’Invitée

Anfang 43: schliesst sich nach Einladung durch Paulhan C.N.E. (und des C.N.Th.) an, Zusammenarbeit mit Les Lettres Françaises, und weiteren Organen des Widerstands: Cahiers du Sud, Combat; Sitzungen bei Edith Thomas unter Leitung von Eluard mit Paulhan, Mauriac, Morgan, Guéhenno etc.

Feb. 43: Artikel über L’Étranger von Camus (geschrieben im Sept. 42)

Apr. 43: kritischer Artikel über Drieu la Rochelle, der mit den Nazis kollaborierte; publiziert Les mouches

2.6.43: trifft Camus erstmals bei Proben zu Les Mouches: Camus und Sartre werden Freunde, Sartre schreibt später für Camus’ Combat

3.6.43: Uraufführung Les Mouches im Théâtre de la Cité (veröffentlicht Apr. 43; kein Einspruch von der deutschen Zensur und dem C.N.E.; mit Dullin als Regisseur und Schauspieler): die Kommentare in der kollaborierenden Presse sind eher negativ, ohne dass jedoch auf den Widerstandcharakter von Les Mouches eingegangen wird, der aber in der freien Presse hervorgehoben wird. Sartre veröffentlicht im besetzten Frankreich: wie Camus (der sogar Zensur akzeptiert: Streichung Kafka-Kapital), Aragon, Paulhan oder Prévert, die stärker im Widerstand als Sartre engagiert waren; keine Vichy-freundlichen Werke von Sartre wie bei Claudel oder Anouilh.

23.6.43: Beauvoir wird wegen der Affäre um Sorokine aus dem Schuldienst entlassen; Sartre entgeht knapp dem Ausschluss

25.6.43: L’Être et le néant: Sartre kündigt Werk über die Moral an; Echo vorerst bescheiden (1943 nur 1 Besprechung; 1945 intensive Rezeption, auch im Ausland, v.a. Belgien, Schweiz)

Sommer 43: schreibt Huis-Clos, für dessen Aufführung zuerst Camus (als Garcin und Regisseur mit Wanda und Olga, der Frau von Barbézat) vorgesehen war: wegen finanzieller Probleme und der Verhaftung Olgas unmöglich;

Sommer 43: Cordier trifft mehrmals Sartre: Sartre will für Widerstand arbeiten: schreibt Papier über die Lage in Frankreich: ist wahrscheinlich jene Studie über die kritische Lage Frankreichs, die nur mit handschriftlichem Vermerk Sartre zugeordnet wurde (nach Alger an die Leitung des freien Frankreichs): Sartre erkennt viele seiner Ideen und seinen Stil, doch kann sich später nicht daran erinnern

Sommer 43: Ferien mit Beauvoir in Zentralfrankreich (Radtour am Tarn, Lot, Toulouse), dann in La Pouèze

Aug. 43: Beauvoir publiziert L’Invitée (geschr. 1937-41)

13.10.43: mit Unterstützung Jean Delannoys Vertrag mit Pathé für verschiedene Filmdrehbücher (Les Jeux sont faits, Typhus, La Fin du Monde, Histoire de nègre, Les Faux Nez, Résistance);

Herbst 43: Sartre wohnt bis Herbst 46 im Hotel de la Louisiane (Beauvoir hat Zimmer auf demselben Stockwerk)

Okt.-Dez. 43: Un Nouveau mystique (über Bataille)

Herbst 43: Erstmals wird das Wort existentialisme durch Gabriel Marcel und Journalisten benutzt; dann wieder durch Astruc in der Besprechung von Huis clos in de rZs. Poésie (1944, no. 20, juill.-oct., p. 105)

1944: schreibt Baudelaire

1944: schreibt Réflexions sur la question juive in La Pouèze

Jan-Apr. 44: Beauvoir arbeitet für Radio Vichy.

23.2.44: Sartre unterstützt Mouloudji (für Enrico), der den Prix Pléiade erhält

5.3.44: Diskussion mit Bataille über Sünde (bei Marcel Moré)

19.3.44: Aufführung von Picassos Le Désir attrapé par le queue in Leiris Wohnung am 53bis quai des Grands-Augustins: Sartre spielt die Rolle des Bout rond, Camus als Regisseur; weitere Fiestas (letzte am 5./6.6.44 bei Dullin, als die Alliierten in der Normandie landen) mit u.a. Queneau, Salacrou, Bataille, Lacan. Beginn der Freundschaft mit Salacrous, trifft oft Bataille

Mrz./Apr. 44: Bourla, ehem. Schüler von Sartre und Freund von Sorokine, wird als Jude verhaftet und von den Deutschen ermordet

Ostern 44: Ferien mit Beauvoir in La Pouèze

Mai 44: trifft Genet zum ersten Mal im Flore;: :

27.5.44: Uraufführung Huis clos im Vieux-Colombier (veröffentlicht als Les Autres im April 44 in L’Arbalète und als Huis clos im März 45)

10.6.44: Debatte mit Jean Vilar, Jean Cocteau, Salacrou und Camus über Theater

Mitte Jul.-11.8.44: auf Anraten Camus auf der Flucht (zuerst bei Leiris, dann in Neuilly-sous-Clermont), nachdem ein Mitglied von Combat verhaftet worden war

11.8.44 : Rückkehr nach Paris, mit Beauvoir im Hotel Welcome (Ecke rue de Seine/blv. Saint-Germain)

18.-25.8.44: während der Befreiung von Paris ist Sartre im Théâtre Français, Sitz der Comédie Française und des C.N.Th., und hilft bei dessen Schutz mit

28.8.-4.9.44: Artikel in Combat über die Befreiung

Mitte Sep. 44: Huis clos wird als erster Theaterstück im befreiten Paris gespielt

Sep. 44: Zusammenstellung der Herausgeberschaft der TM: Malraux und Camus lehnen Teilnahme ab; Entschluss zur Gründung einer Zeitschrift fiel schon 1943; wegen Papiermangel muss Erscheinen verschoben werden

Sep. 44: trifft Hemingway im Ritz; Beauvoir veröffentlicht Pyrrhus et Cinéas (geschr. 1943)

9.9.44: Sartre unterzeichnet Aufruf, der die Bestrafung verräterischer Intellektueller verlangt (mit Aragon als Grossinquisitor, F. Mauriac, Camus, Malraux, Paulhan etc.): Sartre zeigt wenig Engagement für die Säuberungen und ist weitgehend inaktiv.

9.9.44: La République du silence (auf der Frontseite der ersten freien Ausgabe der Lettres Françaises) : Loblied auf den Widerstand der Franzosen

15.9.44: Im Rahmen des C.N.E. bildet sich die Commission d’épuration de l’édition betr. Säuberungen im Verlagswesen. Präsident ist der Verleger Raymond Durand-Auzias (Librairie générale de droit et de jurisprudence), zu seinen Mitgliedern gehören die Schrifsteller Sartre, Vercors, Pierre Seghers und Francisque Gay (später auch Paulhan und Mauriac) und die Verleger Jean Fayard, Robert Meunier du Houssoy (Hachette) und Etienne Repessé (Editions Berger-Levrault): Sartre schützt (zus. mit Camus, Brisson, Malraux) Gallimard (in dessen Verlag erschienen Drieu, Fernandez),Mauriac versucht vergeblich Grasset zu schützen: die Säuberungsaktionen dieses Komitees bleiben gering (nur Grasset wird verurteilt, der Doriot, Bonnard, Chardonne verlegt, sich aber weigert, Mein Kampf wieder herauszugeben), weshalb Vercors und Pierre Seghers austreten. Sartre ist nicht Mitglied der Kommission zur Säuberung unter den Schriftstellern.

Sep. 44: unbeschränkte Beurlaubung vom Schuldienst (definitives Ausscheiden erst in den 60er Jahren)

Okt. 44: die christl-dem. Tagzeitung L’Aube kritisiert Sartre als Schüler des Nazi Heidegger

Herbst 44: positive Artikel über Sartre in Action und Lettres Françaises

Herbst 44: Vortrag über amerikanische Romantechnik in der Maison des Lettres; drei Wochen in La Pouèze

8.11.44: Sartre verteidigt Dullin, von dem drei Aufführungen von der Kritik verrissen wurden

Nov. 44: Sartre beendet Le Sursis, gemeinsam mit L’Âge de raison an Gallimard übergeben

15.11.44: Paris sous l’occupation in France libre (London): Kritik am Mythos des Widerstand leistenden Frankreichs

29.12.44: Antwort in Action auf kommunistische Angriffe gegen seine Philosophie (À propos de l’existentialisme: Mise au pont)

Ende 1944: Vercors möchte Sartre als Chefredakteur von Les Chroniques de Minuit: Sartre lehnt wegen TM ab; zur selben Zeit lehnen Sartre und Camus auch die Mitarbeit beim linkschristl. Esprit ab

1945: Sartre liesst Hegels Phänomenologie des Geistes (1. vollständige Übersetzung von Hyppolite 1939-41): dies bringt ihn später zu Marx: im Vordergrund stehen die schon von Kojève 1933-39 angeschnittenen Themen aus den Frühschriften (Verhältnis Herr-Knecht, Entfremdung); beginnt an der Moral zu arbeiten (Arbeitstitel: L’Homme; 1949 aufgegeben)

1945: Beauvoir veröffentlicht Idéalisme moral et réalisme politique, Le Sang des autres

1945: Camus veröffentlicht Remarque sur la révolte, seine Antwort auf L’Être et le néant : „Ich revoltiere, also bin ich“ ; Vorwegnahme von L’Homme révolté

Jan. 45: Prozess gegen Brasillach (Beginn 19.1.45): wird zum Tode verurteilt: Petition von Aymé, F. Mauriac (früher dessen scharfer Kritiker) mit Valéry, Claudel, Camus, Paulhan, Cocteau, Barrault etc.: Sartre und Beauvoir unterzeichnen nicht: 6.2.45 erschossen

Jan. 45: Beauvoir bittet vergeblich Informationsmin. Soustelle um Papier für die TM

12.1.45-Mai 45: für Combat und Figaro in den USA; trifft Dolorès Vanetti, lernt Calder kennen, trifft Gerassi, Henriette Nizan, Masson, Léger, Lévi-Strauss, Breton, Hare und Wright. Trifft Präsident Roosevelt am 10.3.

21.1.45: Tod von Joseph Mancy

25.1.45: New York Times kritisiert Sartre für seine Kritik an der nur zögerlichen Unterstützung de Gaulles durch die USA: Sartre versichert am 1.2.45 seinen Glauben an die franz-amerikan. Freundschaft

Apr. 45: letzter positiver Artikel durch Kommunisten über Sartre (Ponge in Action)

3.6.45: die kath. Zt. La Croix: Sartres atheistischer Existentialismus ist gefährlicher als der Rationalismus des 18. und der Positivismus des 19. Jhs.

7.6.45: Henri Lefebvre (‚Existentialisme’ et Marxisme) eröffnet in Action das Feuer auf Sartre: Antwort auf Sartres Mise au point; In Action hat Sartre mit Hervé einen offenen Gesprächspartner. Ende des friedlichen Wettstreits: Sartre als Schüler des Nazi Heidegger

16.6./30.7.45: Artikel in Le Figaro: Retour des États-Unis. Ce que j’ai appris du problème noir.

Jul. 45: New Writing in France in Vogue (USA): Sartre wirbt für Camus

Sommer 45: Ferien auf dem Lande mit der Mutter, dann in La Pouèze (Arbeit an Morts sans sépulture);

Sommer 45: Teilnahme an Diskussion der Éditions du Cerf u.a. mit Gabriel Marcel. Sartre: „meine Philosophie ist eine Philosophie der Existenz, ich weiss nicht, was Existentialismus ist“

24.8.45: La Libération de Paris: die Befreiung als Tat einer fusionierenden Gruppe (Vorwegnahme der Critique)

Aug./Sep. 45: Qu’est-ce qu’un collaborateur?

Sep. 45: L’Âge de raison, Le Sursis ; Le Sang des autres von Beauvoir (geschr. 1941-43)

Sep. 45: mit Beauvoir in Belgien (Brügge, Antwerpen, Gent)

Sep./Okt. 45: Der Hype um den Existentialismus beginnt: Sartre wird ein Star; in dieser Zeit veröffentlicht Beauvoir auch Bouches inutiles und Le Sang des autres.

Herbst 45: Kanapa lanciert eine Versöhnung des PCF mit Sartre: doch beim Treffen von Sartre mit Garaudy und Mougin wird er von diesen nur angegriffen

15.10.45: Erste Nummer der TM (Redaktion: Sartre, Merleau-Ponty, Aron, Beauvoir, Leiris, Ollivier, Paulhan) mit Présentation [des Temps Modernes]: Sartre tritt ein für das Konzept einer engagierten Literatur (Flaubert und Goncourt an der Niederschlagung der Pariser Kommune mitschuldig): heftiger Widerspruch Gides; wegen Papierknappheit hatte sich die Veröffentlichung der TM stark verzögert (die Présentation erschien deshalb schon im Mai 45 in England)

1.10.45: La Fin de la guerre

24.10.45: Vortrag in Bruxelles über Existentialismus: Sartre akzeptiert den Ausdruck Existentialismus für seine Philosophie; Anwesenheit von Iris Murdoch. Am 23.10.45 Diskussion mit Roger Troisfontaines.

28.10.45: hält Rede zu Existentialisme est-il un humanisme? im Club Maintenant: beschrieben in Vians L’Écume des jours; veröffentlicht Feb. 46 als L’Existentialisme est un humanisme : grosser Erfolg, Übersetzung in 18 Sprachen, doch einziges Werk, das Sartre später widerruft; mit diesem Werk beginnt die Zusammenarbeit mit dem Verlag Nagel

28.10.45: anbiedernder Brief Heideggers an Sartre, den dieser nicht beantwortet

Nov. 45: La Nationalisation de la littérature ; Idéalisme moral et Réalisme politique (von Beauvoir ; in TM)

Nov. 45: heftiger Angriff von Samedi-Soir auf Sartre (Sartre liebe moralisch und physisch Unrat)

Dez. 45 : Les Bouches inutiles von Beauvoir (geschr. Apr.-Jul. 45 ; Nov. 45 Erstauff.), L’Existentialisme et la sagesse des Nations (von Beauvoir, in TM)

11.12.45: Vortrag Beauvoirs im Club Maintenant über Le Roman et la métaphysique

21./28.12.45: Zuerst Claude Morgan und dann Garaudy (Sartre als falscher Prophet, Existentialismus als Krankheit) bringen die Lettres Françaises auf anti-Sartre-Kurs (gem. Sartre ist Aragon der Initiator der Kampagne); auch die bürgerlichen Kräfte kritisieren: Le Monde (widerwärtiger Latrinengeruch), vor allem Samedi Soir („Sartre verführt Mädchen mit stinkendem Camembert“); auch Mauriac (Exkrementalismus, Bewegung des „Caca“)

Ende 45: schreibt Morts sans sépulture (ursprünglicher Titel: Les Vainqueurs)

Dez. 45: Portrait de l’antisémite (geschrieben Okt. 44): heftige Reaktion Célines gegen Sartre; diese Kritik am Antisemitismus zu einer Zeit, wo jeder über die Judenverfolgung schwieg, wird von vielen französischen Juden sehr positiv aufgenommen

Biographie.pdf