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Jean-Paul Sartre — Biographie 1946–1960

12.12.45-15.3.46: in die USA für Vortragsserie an Universitäten (u.a. Yale, Harvard, Princeton, Columbia; mit Abstecher nach Kanada 8.-12.3. zu Vorträgen in Toronto, Ottawa, Montreal); Columbia University offeriert ihm einen Posten für zwei Jahre; die Affäre mit Dolorès beginnt erst eigentlich: Gedanken an Heirat: Beauvoir stellt ihm nach der Rückkehr ein Ultimatum: Sartre entscheidet sich für Beauvoir

1946: Cau wird Sartres Sekretär (-1957); Pontalis (-69) und Pouillon werden zu engen Mitarbeitern

1946: Ablehnung der Légion d’Honneur (via Aron)

1946: unrealisiertes Projekt bei Gallimard, Filmszenarios zu veröffentlichen (Les Faux Nez, über Résistance, La Grande Peur (verf. Jan. 44), Histoire du nègre, L’Apprenti sorcier)

1946: Kanapa vermittelt Treffen zw. PCF (Garaudy, Mougin) und Sartre bei Maublanc zur Aussöhnung (2. Versuch nach 1945 mit Mise au point bei Action): doch Garaudy und Mougin fallen über Sartre her

Jan. 46: Interview Beauvoirs in Harper’s Bazaar Jean-Paul Sartre, Strictly Personal.

Feb. 46: erster Artikel über Situation in Indochina in TM (durch Tran Duc Thao); im Nov. 46 Editorial mit Aufruf zum Rückzug aus Indochina; Œil pour œil (von Beauvoir, in TM)

13.4.46.1                             Interview in Le Littéraire: atheistischer Humanismus neben Christentum und Kommunismus

Apr. 46: Littérature et métaphysique (von Beauvoir, in TM)

Frühling 46: Bekanntschaft mit Boris und Michelle Vian; vergeblich unterstützt er Boris Vian für den Prix Pléiade

Ende Apr./Anfang Mai 46: Sartre hat Mumps

5.5.46: Sartre unentschieden beim Verfassungsreferendum: für die Linke, aber gegen Ein-Kammersystem (Verfassungsentwurf wird abgelehnt)

30.5.46: La Liberté cartésienne : Einführung zu einer von Sartre erstellten Auswahl von Descartes-Texten

18.5.-Juni 46: Vortragsserie in der Schweiz (organisiert durch Skira, 20.5. Genf, Lausanne, Interlaken, 22./23.5. Zürich, 3.6. Bern, Neuchâtel, Basel, Fribourg, Zermatt, Seelisberg etc): trifft Gorz am 1.6.46 in Lausanne; dann im Jun. Vorträge in Italien (Kontakte mit Vittorini, Levi, Silone, Moravia, Guttuso; organisiert durch Bompiani);

Jun. 46: Aron und Ollivier verlassen Redaktion TM; keine Redaktion mehr erwähnt: Sartre allgemeiner, Merleau-Ponty politischer Redaktor;

Jun. 46: Forgers of Myth in Theatre Arts (New York)

Jun. + Jul. 46: Matérialisme et révolution: Sartres Antwort auf die kommunistischen Angriffe: Revolution ja, stalinistischer Marxismus (=Metaphysik) nein; Camus veröffentlicht im selben Jahr Ni victimes, ni bourreaux: Revolution nein, da der Zweck nicht alle Mittel heiligt (Sartre: Einheit von Zweck und Mitteln)

Sep. 46: Aufenthalt mit Pontalis in Rom wegen Filmprojekt Huis clos (unrealisiert)

Sep. 46: Sartre zieht zu seiner Mutter, die seit Juni an 42, rue Bonaparte wohnt: beginnt regelmässig Klavier zu spielen; Sartre und Beauvoir müssen wegen ihrer prominenten Stellung auf ein Leben in der Öffentlichkeit weitgehend verzichten

Ende Sept./Okt. 46: mit Beauvoir und Lefèvre-Pontalis in Rom: schreibt Drehbuch zu Huis Clos

Okt. 46: Vorwort zu Calder-Ausstellung in Paris

Okt. 46: Sartre trifft Koestler: kurze durch heftige Diskussionen unterbrochene Freundschaft

Okt. 46: Merleau-Pontys Artikelserie Le Yogi et le prolétaire hatte Koestler und dessen Kritik an Stalins Totalitarismus in Yogi et le commissaire im Visier: die Geschichte ist wichtiger als die Moral; Politik ist unmoralisch; entscheidend ob durch Gewalt besser geworden

13.10.46: Sartre stimmt nicht über neue Verfassung ab

21.10.46: Heirat von Bost und Olga: Sartre und Beauvoir als Zeugen

29.10.46: Diskussion zwischen Koestler, Sartre, Malraux, Camus und Sperber über eine nicht-komm. Konkurrenzorganisation zur Liga der Menschenrechte mit antikommunistischer Ausrichtung: Malraux skeptisch, Sartre dagegen. Koestler setzt Stalin mit Hitler gleich, Sartre wendet sich gegen einäugigen Moralismus, der den Rassismus in den USA übersieht

31.10.46 : Koestler beschuldigt Sartre (und Camus) an einem Abendessen, mit Stalins Sowjetunion zu paktieren

1.11.46 : Vorlesung an Sorbonne anlässlich Gründung der UNESCO über  La Responsabilité de l’écrivain; seit einiger Zeit Medikamentenmissbrauch, um seine schriftstellerische Leistung zu erhöhen

8.11.46: Uraufführung von Morts sans sépulture (mit Wanda und Vitold als Regisseur, Bühnenbild von Masson; schon vorher in Schweden und Dänemark) und La Putain respectueuse (Bühnenbild von Masson; veröffentlicht: Nov. resp. Okt. 46): der Titel von La Putain respectueuse wird zensuriert; die Folterszenen in Morts sans sépulture erregen einen Skandal, v.a. auch weil nicht die Deutschen, sondern die franz. Vichy-Polizei foltert. Beginn der Zusammenarbeit mit Simone Berriau, in deren Théâtre Antoine er mit Ausnahme von Kean zwischen 1946 und 1955 alle Stücke uraufführt.

Nov. 46: Reise nach Holland (mit grapholog. Gutachten, Projektionstests bei van Lennep)

Nov. 46: Réflexions sur la question juive; Baudelaire

18.11.46                               Brief von Sartre an New York Herald Tribune, dass er nicht anti-amerikanisch ist

19.-30.11.46 : Camus veröffentlicht Ni victimes ni bourreaux: gegen Unterordnung des Individuums unter die Geschichte, der Zweck heiligt nicht die Mittel: Beginn einer langen Diskussion zw. Camus und Sartre über das Verhältnis von Mittel und Zweck (bis hin zum L’Homme révolté)

Nov./Dez. 46: La Guerre et la peur : Warnung vor Drittem Weltkrieg

5.12.46: Stadtrat von Paris lehnt Begehren ab, die Aufführung von La Putain respectueuse wegen Antiamerikanismus zu untersagen

Dez. 46: Sartre wird aktives Mitglied der Ligue française pour la Palestine libre (der Irgun und Menachem Begin nahestehend)

Dez. 46: Besuch mit Beauvoir beim holländischen Psychiater van Lennep, der projektive Persönlichkeitstest durchführt

12.12.46: Abendessen bei Vians: erster Streit mit Camus, nachdem Camus Merleau-Ponty wegen Le Yogi et le prolétaire angegriffen hatte (Streit bis Mrz. 47)

13.12.46: hält Vortrag über Minderheiten in den USA

1946/47: bedeutende Bücher über den Existentialismus veröffentlicht: 1946: Lefebvre, 1947 de Waehlens, Mounier. In denselben Jahren Rezeption in Deutschland (u.a. Bollnow) und Italien. Camus wird ebenfalls mit Sartre und Beauvoir zum Existentialismus gezählt, was diesem gar nicht passt.

1947: Bekanntschaft mit Jeanson (Le Problème moral et la pensée de Sartre, wofür Sartre ein Vorwort schreibt)

1947: Beauvoir veröffentlicht Pour une morale de l’ambiguïté

1947: Merleau-Ponty veröffentlicht Humanisme et terreur: Kritik an der UdSSR, weil Revolution zum Stillstand kam; es gibt nicht die Wahl zwischen Unschuld und Gewalt, sondern nur zwischen verschiedenen Formen der Gewalt (ähnlich wie Sartre in Les Mains sales und L’Engrenage): Camus schimpft Merleau-Ponty einen Stalinisten

Jan.-Feb. 47: Pour une morale de l’ambiguïté (von Beauvoir)

Feb. 47 : erscheint Tous les hommes sont mortels (von Beauvoir, gewidmet Sartre, geschr. 1943-46)

21.1.-20.5.47: Beauvoir in den USA: verliebt sich in Algren; nochmals 2. H. Sept.

24.1.47: Prawda (D. Zaslavskij) greift Existentialismus als ekelerregendes und stinkendes Gebräu an (im Rahmen des Abbruchs der Beziehungen zu nicht-kommunistischen Intellektuellen); Antwort Sartres in Le Procès historique (8.2.47). Weitere Kritik der Kommunisten an Sartre, u.a. Kanapa, L’Existentialisme n’est pas un humanisme, Garaudy (Sartre als Totengräber der Literatur).

Feb 47: Beitritt zum Komitee zur Verteidigung von Henry Miller gegen Vorwurf der Obszönität (mit Breton, Camus, Éluard, Gide)

Feb.-Mai 47: Dolorès in Paris, während Beauvoir bei Algren in den USA ist; Beauvoir muss Rückkehr verschieben, damit Dolorès länger bleiben kann

Feb.-Jul. 47: Qu’est-ce que la littérature?: Kritik am Stalinismus: unverträglich mit der Ehre eines Schriftstellers; die Kritik am Surrealismus führt zum Bruch mit Breton, den er seit 1945 mehrmals traf

Mrz. 47: Théâtre (Sammlung der Theaterstücke)

Mrz.-Jul. 47: Verteidigung Nizans gegen Angriffe der Kommunisten

Apr. 47: das Tabou wird eröffnet: das Frühjahr 47 ist die hohe Zeit der existentialistischen Subkultur in Saint-Germain-des-Prés, die schon 1945 begann (Attacken von Samedi Soir): Cazalis und Gréco erklären sich zu Existentialistinnen. B. Vian eine der Kultfiguren.

Apr. 47: 26 Intellektuelle protestieren gegen die Verleumdungen Nizans durch den PCF (u.a. Sartre, Aron, Breton, P. Bost, P. Brisson, Benda,

24.5.47: Sartre protestiert, dass die Stadt Paris Dullin die Leitung seines Theaters wegnimmt

Mai/Jun. 47: Koestler organisiert ein fruchtloses Treffen Malraux-Sartre-Beauvoir-Camus

31.5.47: Vortrag über Kafka, écrivian juif für die französische Liga für ein freies Palästina

2.6.47: Vortrag über Conscience de soi et connaissance de soi vor der Société Française de Philosophie

27.6.47: unterstützt Genet für Prix Pléiade (Camus dagegen)

Jul. 47 : Reise nach London zur Aufführung von Les Morts sans sépulture und La Putain respectueuse

Jul. 47: unterschreibt Petition zur Exodus-Affäre

Sommer 47: Reise mit Beauvoir nach Schweden, Lappland und Dänemark

Sep. 47: Film Les Jeux sont faits von Delannoy mit Pagliero, Dullin, Mouloudji (am Cannes Festival 47 gezeigt, an dem Sartre teilnimmt; Buch im Sept. 47, geschrieben Ende 1943)

Sep. 47: Sartre trifft in Cannes die amerikan. Journalistin Sally Swing Shelley, mit der er ein Verhältnis beginnt

Okt. 47: Situations I

6.10.-24.11.47: Radioserie La Tribune des Temps Modernes (mit Unterstützung des Ministerpräsidenten Ramadier);

20.10.47: Attacke auf de Gaulle in der Radioserie La Tribune des Temps Modernes; deshalb nach Wahl Schumans als Ministerpräsident Anfang Dez. 47 Absetzung der Sendung; der Generalsekretär der Gaullisten, Soustelle, bezeichnete Sartre 1948 in L’Inexistentialisme de J.-P. Sartre als einen verkappten Stalinisten

27.10.47: in derselben Radioserie leichte Attacke auf den PCF: Hervé schimpft Sartre den Hofnarren Ramadiers (nachdem Hervé kurz zuvor einen Parteilosen zu Sartre geschickt hatte mit dem Versuch um Vermittlung zw. Sartre und PCF)

Herbst 47: Streit mit Aron und (8.10.47) Koestler

Herbst 47: Gespräche mit SFIO (Pivert) und nicht-komm. Teilen des CGT über eine polit. Zusammenarbeit

Nov. 47: Appell an die Welt für ein unabhängiges, vereinigtes, sozialistisches Europa zusammen mit Esprit (Mounier, Domenach), Camus, Bourdet, Breton, Rousset (von Franc-Tireur). Merleau-Ponty zieht seine Unterschrift zurück.

Nov. 47: Diskussion am Radio mit Pontalis, Pouillon, Jeanson, Benda, Mounier und Vailland

Nov. 47: Pour un théâtre de situations; Présence africaine: Beitrag zur ersten Nummer

Dez. 47: Vorwort zu Hare-Ausstellung in Paris (Galérie Maeght)

Dez. 47: neutralist. Manifest von Camus, Sartre, Bourdet, Domenach, Mounier, Merleau für ein einiges und unabh. Europa

Ende 47: Petition gegen Indochinakrieg (Sartre, Bourdet etc.): Camus unterzeichnet nicht, weil er nicht Kommunisten unterstützen will

Weihnachten 47: Ferien in La Pouèze: beginnt Les Mains sales

1947/48: Sartre schreibt an Notizen zu einem Werk über Nietzsche (verlorengegangen)

1948 : Sartre liest viel über Nationalökonomie und Geschichte, beginnt Studie über Mallarmé

1948: Orphée noir als Vorwort zu einer Anthologie schwarzer Poesie, herausgegeben von Senghor; Vorwort zu Portrait d’un inconnu. Sartre arbeitet an den Cahiers pour une morale und an Mallarmé.

1948: Merleau-Ponty übernimmt vollständig die Leitung der Temps Modernes

1948 : Prozess gegen Gallimard wg. Kollaboration: Sartre und Paulhan können eine Verurteilung verhindern.

Jan./Feb. 48: Vorwort zu Giacometti-Ausstellung in New York

14.1.48: Streit mit Koestler (Camus trägt ein blaues Auge davon): Ende der Freundschaft mit Koestler

29.1-5.2.48: Reise nach Berlin: 1.2. Diskussion der Mouches: sowohl die evangelischen und kath. Vertreter wie die sowjet-freundliche Presse greifen das Stück an.

13.2.48: Zeuge im Prozess gegen seinen ehem. Studenten Misrahi, dem vorgeworfen wurde, für die Juden in Palästina Sprengstoff versteckt zu haben

27.2.48: Aufruf zur Beteiligung am R.D.R. (zusammen mit Rousset, Altman, Rous vom SFIO, Fraisse vom Esprit, Stéphane vom Combat u.a.): Sartre schliesst sich R.D.R. an; Veröffentlichungen in dessen Zs. La Gauche

10.3.48: Pressekonferenz mit Rousset für R.D.R.; 12.3. General­versammlung des R.D.R.; 19.3. Ansprache vor R.D.R.-Meeting in der Salle Wagram

Ende Mrz. 48: Camus besucht Proben von Les Mains sales: hervorragendes Stück, aber schade, dass Hoederer gegen Hugo Recht habe

2.4.48: Uraufführung Les Mains sales (mit Wanda; veröffentlicht Mrz. + Apr. 48): Sartres bestbesuchtes Theaterstück: 625 Vorstellung nur in Paris; kommunistische Aktionen gegen Les Mains sales: Sartre als Demagoge der dritten Kraft

2.4.48: Vortrag vor Freimaurern

Apr. 48: 2 Tage mit Beauvoir in Ramatuelle, dann mit Olga auf Capri

Apr./Mai 48: für Israels Unabhängigkeit (u.a. Artikel für die Französische Liga für ein freies Palästina)

Mai 48: Situations II

Mitte Mai-14.7.48: Beauvoir in den USA, Guatemala und Mexico mit Algren; Vanetti hätte nach Paris kommen sollen, doch sagte ab: Beauvoir kürzte Trip von vier auf zwei Monate; Sartre tröstete sich bei Sally Swing Shelley

Jun. 48: Bekanntschaft mit Oliver Todd bei Heirat mit Tochter Nizans

11.6.48: Auftritt an Treffen des R.D.R.

18.6. + 24.11.48: Diskussion mit Rousset und Rosenthal über Politik: im März 49 veröffentlicht als Entretiens sur la politique (provoziert Antworten von Aron und Mauriac)

16.7.48: Schreiben mit Cocteau an Präsidenten Auriol zur Begnadigung Genets

Jul./Aug. 48: mit Dolorès in S-Frankreich

Mitte Aug.-Anf. Sep. 48: Reise mit Beauvoir nach Algerien

Ende Aug. 48: Fadeev schimpft Sartre in Breslau auf dem Internationalen Kongress der Intellektuellen für den Frieden eine Schreibtischhyäne

Okt. 48: Mitglied des Solidaritätskomitees für Garry Davis (mit Camus, Queneau, Gide, Wright, Abbé Pierre, Einstein): distanziert sich jedoch daraufhin von Davis und nimmt am 3.12.48 nicht an der Pressekonferenz von Davis, Camus u.a. teil

Ende Okt. 48: Beauvoir zieht in die 11, rue de la Bûcherie um

27.10.48: Vatikan setzt Sartres gesamtes Werke auf den Index (Beauvoir 1956)

Herbst 48: Mitglied des Leitungsausschusses des Comité français d’échanges avec l’Allemagne nouvelle (u.a. mit Mounier, Vercors, Grosser)

8.11.48: Vorwort zum Ballett La Rencontre ou Œdipe in Paris

18.11.48: Teilnahme an einer Diskussion über Marokko: Ceux qui vous oppriment, nous oppriment pour les mêmes raisons

Nov. 48: L’Engrenage (geschrieben Winter 46)

Nov. 48: TM wird durch Malraux zum Wechsel von Gallimard zu Julliard gezwungen

26.11.48: Uraufführung von Les Faux Nez in Lausanne

Ende Nov. 48: Protest gegen Verfälschung von Les Mains sales in New York, das zu einem antikommunistischen Stück gemacht wurde

Anfang Dez 48: Sowjetunion interveniert in Helsinki für Aufführungsverbot von Les Mains sales

10.12.48: Il nous faut la paix pour refaire le monde

13.12.48: R.D.R.-Meeting in Salle Pleyel mit Breton, Camus, R. Wright, C. Levi, Bourdet, Abdallah Ibrahim, Plievier; auf Verlangen Camus’ wude Merleau-Ponty nicht als Redner eingeladen.

Ende 48: Ende der Zusammenarbeit mit dem Verleger Nagel

Dez. 48: mit Beauvoir in La Pouèze: arbeitet an Saint Genet

Dez. 48-Jun. 49: La Mort dans l’âme: mit seiner Schilderung der Feigheit der Generäle zieht er den Ärger der Bürgerlichen auf sich, mit seiner Erinnerung an den Hitler-Stalin-Pakt jenen des PCF: A. Wurmser (PCF) heisst ihnen einen Lügner und Geschichtsfälscher.

1949: Arbeit an der Moral, die er noch 1949/50 aufgibt, und am vierten Band von Les Chemins de la liberté sowie an Saint Genet;

1949: Sartre verhilft Gréco zum Start als Chansonnnière; Sartre wird mit Cazalis bekannt gemacht

Jan. 49: Petition des R.D.R. für Frieden in Vietnam und Verhandlungen mit Ho Chi Minh;

Jan. 49: Sartre als Zuschauer im Prozess von Kravtchenko (24.1.-4.4.49), der den Gulag kritisierte (Sartre bemängelt die Einäugigkeit der Kritiker der UdSSR angesichts der Kolonialkriege)

Jan.-Feb. 49: Polemik mit Lukács, der in Paris weilt; dieser hatte schon 1948 mit Existentialisme ou Marxisme? den Streit eröffnet

Mrz. 49: Ferien in Cagnes: Arbeit an der Moral und am vierten Tel von Les Chemins de la liberté

24.4.49: Vortrag am Centre d’Études de Politique Étrangère über Défense de la culture française par la culture européenne

30.4.49: verweigert Teilnahme an antikommunistischem R.D.R.-Meeting (u.a.mit Sidney Hook); Beginn des Zerfalls von R.D.R.

Apr./Mai 49: Kontroverse mit Mauriac (Sartres Haltung in der Politik)

Mai 49: Trifft Charlie Parker im Club Saint-Germain

Mai 49: Sartre beginnt sich regelmässig mit Michelle Vian zu treffen (bis an sein Lebensende)

Mai-Mitte Sep. 49: Algren in Paris: Reise mit Beauvoir nach Italien/N-Afrika

Jun. 49: Situations III; Naissance d’Israël (in Hillel)

Jun./Nov. 49: Le Deuxième sexe von Beauvoir : Beauvoir gegen Mutterkult und für freie Sexualität: ein Aufschrei von rechts bis links (Camus: eine Beleidigung des französischen Mannes; Mauriac startet Kampagne); ausser von Sartre erhält Beauvoir nur von wenigen Unterstützung. Begonnen 1946.

16.6.49: Le Noir et le blanc aux États-Unis (in Combat ; Auszug aus den Cahiers pour une morale)

18./19.6.49: Kritik an der Bewegung der Citoyens du Monde von Gary Davis als zu utopisch

30.6.49: Sartre beruft auf eigene Kosten eine Vollversammlung des R.D.R. ein: gewinnt Mehrheit gegen pro-US-Kurs von Rousset und Altman

Sommer 49: Reise nach New York und weiter nach Zentralamerika mit Dolorès (Mexico, Guatemala, Panama, Venezuela, Curaçao, Haiti, Kuba; Interesse an Voudou in Haiti; Besuch Hemingways in Havanna)

4.10.49: Telegramm zur Unterstützung Gary Davis‘ bei seinem Prozess

12.10.49: tritt offiziell aus R.D.R. aus wegen der pro-amerikanischen, vom CIA unterstützten Politik

2.H. Okt. 49: mit Beauvoir in Cagnes

Herbst 49: Krise in Beziehung mit Vanetti

Nov. 49: Stéphane übergibt Sartre den den Text des sowjet. Gesetzes über Zwangsarbeit: wird im Dez. 49 in TM veröffentlicht.

Dez. 49: Rolle und Text im Film La Vie commence demain von Védrès (im Kino 1950)

Ende Dez. 49: Beginn des Verhältnisses mit Michelle Vian: dauert bis zu seinem Tod mit Unterbrechung 1958-61

Ende 49: Camus veröffentlicht Les Justes: Gegenstück zu Les Mains sales und L’Engrenage: ein guter Zweck kann nicht den Tod von Unschuldigen rechtfertigen; Sartre und Beauvoir an der Premiere

Nov. + Dez. 49: Drôle d‘amitié (unvollendeter vierter Band von Les chemins de la liberté)

Weihnachten 49: mit Beauvoir in La Pouèze

1950: stellt politische Aktivitäten fast ganz ein; konzentriert sich auf Geschichte (Soboul, Les Sans-culottes; Braudel) und Ökonomie, liest Marx; arbeitet an Saint Genet;

1950: Sartre und Beauvoir verbringen die meisten Abende von nun an in ihrer Wohnung beim Hören von moderner klassischer Musik

1950: ausführliche Diskussion mit Trần Ðức Thảo, einem vietnamesischen Philosophen, der Phänomenologie und Marxismus durch Husserls Konzept der Lebenswelt miteinander zu verbinden versuchte, über dialektischen Materialismus und Existentialismus (unveröffentlicht und Streit hierüber); auch unveröffentlichte Diskussionen mit Jean Domarchi (über Marx und Geschichte)

Anfang 50: Vorlesung über Theater vor Autodidakten an der rue Mouffetard

Jan. 50: Artikel Les Jours de notre vie von Merleau-Ponty gegen den GULag, auch von Sartre unterschrieben: in der UdSSR kein Sozialismus; doch der Sowjetkommunismus darf nicht mit Faschismus gleichgesetzt werden

Feb. 50: Unterstützung für Komitee zur Revision der Urteile gegen die Führer des Aufstandes 1947 auf Madagaskar

11.2.50: läst Hommage an Dullin (gest. 11.12.49) im Atélier verlesen

Frühling 50: Michelle Vian ist von Sartre schwanger: Abtreibung

Mai-Jun. 50: Reise mit Beauvoir nach Algerien, Sahara, Mali, Niger, Burkina-Fasso, Senegal, Marokko (mit Beauvoir): keine polit. Diskussion mit dem RDA (Révolution Démocratique africaine), da der PCF vor Sartre warnte

Apr. 50: Vorwort zu La Fin de l’espoir (über das frankistische Spanien)

Mai/Jun. 50: Sartre unterzeichnet den von der kommunistisch geführten Friedensbewegung lancierten Stockholmer Appell gegen Atomwaffen nicht, was er später bedauert

Jun. 50: der vom CIA mitfinanzierte antikommunist. Congrès pour la liberté de la culture (Ltg : de Rougemont, mit dabei u.a. Koestler, Silone, Gide, Mauriac, Romains, Rousset, B. Russell, Jaspers) beginnt mit seinen Aktivitäten : Sartre befindet sich zusammen mit Merleau-Ponty und Camus isoliert zwischen zwei Blöcken

25.6.50: Beginn des Koreakriegs durch Angriff Nordkoreas: führt zu Differenzen zwischen Sartre und Merleau-Ponty, der angesichts kommunistischer Aggression in Zukunft nur noch schweigen will (Diskussion im Aug. in Saint-Raphaël): die Führung von TM geht nach und nach auf Beauvoir über;

Ende Jun. 50: Vortrag in Paulskirche in Frankfurt: eingeladen von der Volksbühne zum 60. Jahrestag des Frankfurter Bunds für Volksbildung (FBfV)

Sommer 50: Bruch mit Dolorès Vanetti: zuvor hatte Sartre Vanettis Scheidung bezahlt; sie lebte nun in Cannes

Jul. 50: Faux savants ou faux lièvres? (Vorwort zu Buch über jugoslawischen Kommunismus): für Tito, gegen Stalin (Stalin hatte Tito 1948 exkommuniziert)

Aug. 50: Studie zu Portrait de l’aventurier: Abenteurer im Vergleich zum Revolutionär

Sommer 50: Ferien in Südfrankreich: trifft Gide, als M. Allégret einen Film über ihn dreht (Avec André Gide)

8.7.-30.9.50: Beauvoir in den USA bei Algren

30.12.50: The Chances of Peace (in The Nation; USA)

1950/1951: Sartre arbeitet intensiv an Material zur Französischen Revolution (2 Manuskripte erhalten)

1951: Reise nach England

1951: J. Laurent (Mitglied der leicht faschistoiden Hussards um Nimier) veröffentlicht sein Anti-Sartre-Werk Paul et Jean-Paul

Jan. 51: Jeanson als führender Mitarbeiter in TM

Jan. 51: begleitet Beauvoir nach Auron, die dort skifährt: er arbeitet an Le Diable et le bon Dieu (begonnen in La Pouèze)

Jan. 51: Wiederaufnahme von Les Mouches: Protest der Kommunisten gegen Teilnahme an Festival von Nîmes

Jan. 51: L’Affaire Thorez (mit R. Stéphane) gegen die falsche Empörung der Presse, dass an Thorez sich in der UdSSR operieren lässt

1.2.51: Interview mit G. d’Aubarède in Les Nouvelles littéraires

Mrz. 51: Gide vivant nach dessen Tod 19.2.51

7.6.51: Uraufführung von Le Diable et le bon Dieu (mit Brasseur, Casarès und Wanda; veröffentlicht Jun.-Aug. 51): kurzes Wiederaufleben der Freundschaft mit Camus (wg. Casarès); grosser Hit, verursachte aber Skandal unter Katholiken (u.a. F. Mauriac)

7.6.51: Sartre erklärt, nachdem am Vortag der Pariser Polizeipräfekt Baylot jeden Kommunisten als einen russischen Soldaten bezeichnet hatte, dass der PC das Proletariat vertrete und Antikommunismus bedeute, gegen das Proletariat zu sein.

Jun. 51: unterstützt bei Wahlen zur Nationalversammlung den Ethnologen Paul Rivet (von der Union progressiste). Gegen NATO und für Neutralismus

Jul./Aug. 51: Ferien in Norwegen, Island, Schottland, London (mit Beauvoir)

29.8.51: Premiere des Films Les Mains sales von Rivers, Text überarbeitet von Bost und Rivers, mit Brasseur: heftige Reaktion des PCF: Film muss z.T. unter Polizeischutz gezeigt werden

Okt. 51: Ferien mit Michelle Vian in Venedig, Rom, Neapel, Capri: Beginn von La Reine Albemarle (nach Beauvoir La Nausée des reifen Sartre). Beauvoir ist bei Algren in den USA

15.10.-29.10.51: Beauvoir in den USA: die Liebe zu Algren erkaltet

Dez. 51 : Brief an Präsident Auriol zwecks Begnadigung von Henri Martin (Beauvoir, Bourdet, P. Bost, Cocteau, Domenach, Leiris, Martinet, J. Prévert, Salacrou, Sartre, Stéphane).

Dez. 51/Jan. 52: Faut-il brûler Sade ? (von Beauvoir)

Ende 1951, ev. Anfangs 52: Camus schreibt Sartre einen Brief („Mon cher Sartre“), in dem er um eine Rolle für Amanda Valls, eine Freundin von Maria Casarès, Camus’ damaliger Freundin, bittet.

Winter 1951/52: neue Mitarbeiter bei den Temps Modernes: neben Dort, Guy de Chambure auch Péju, Lanzmann: letztere bringen ihn näher an die Kommunisten

1952: arbeitet an Mallarmé; Sartre liest Henri Guillemins Coup du 2 décembre

1952: Sartre verfasst Vorworte zu fünf Reiseführern über alle fünf nordeuropäischen Länder

Jan. 52: nur Sartre wird von Präsiden Auriol empfangen betr. Begnadigung des kommunistischen Matrosen und Vietnamkriegsgegner Henri Martin: erste Annäherung an die Kommunisten: Kontakte mit Claude Roy und Jean Chaintron

Apr. 52: Sommes-nous en démocratie? (gegen die vermeintlichen Freiheiten der bürgerlichen Demokratie); letztes Treffen mit Camus (mit Beauvoir)

Frühjahr 52: Lanzmann beginnt Mitarbeit an TM als einer der kommunist. Jungen auf Vermittlung Caus

Frühling/Sommer 52: Ferien in Südfrankreich (mit Beauvoir, Bost, M. Vian) und Italien (zuerst mit M. Vian; Rom; bereist dann mit Beauvoir ganz Italien in deren Auto; u.a. Arbeit an Mallarmé, La Reine Albemarle und dem vierten Band von Les Chemins de la liberté: La dernière Chance)

Anfang Jun. 52: Sartre erfährt in Rom von der skandalösen Festnahme des Fraktionsvorsitzenden des PCF, Duclos, bei einer Demonstration am 28.5. gegen den neuen NATO-Oberbefehlshaber Ridgway. Beunruhigt auch durch den missglückten Generalstreik des PCF (4.6.52) schreibt Sartre Les Communistes et la paix I (im Jul. 52 veröffentlicht; v.a. Verteidigung des PCF als Repräsentant der Arbeiterklasse): aber noch sagt er, dass er nur in bestimmten Fragen mit den Kommunisten einig geht und dass Stalinismus der Totengräber des Proletariats sei; während vier Jahren vorwiegend politische statt philosophisch-literarische Arbeiten

Jun. 52: Saint Genet: Mischung aus Vorwort zu Genets Werksammlung und Resten von Sartres Arbeit über die Moral; Sartre diskutiert mit Genet intensiv über Homosexualität

Jun. 52: verurteilt Verbot von Le Colonel Foster plaidera coupable von R. Vailland

Jul. 52: Ferien in Menton

Sommer 52: Beginn der Liebe zwischen Beauvoir und Lanzmann: 1. Trennung von Algren; Beauvoir ist jeden Nachmittag und jeden zweiten Abend bei Sartre

Aug. 52: Réponse à Albert Camus (Herbst 51 L’Homme révolté von Camus; Mai 52 Artikel von Jeanson, 30.6. Brief Camus‘ an Sartre): Bruch mit Camus

Sep. 52: Michelle Vian wird mit Unterstützung Sartres von Boris Vian geschieden (Boris Vian als Schuldiger): Michelle und ihre Kinder sind finanziell von Sartre abhängig. Beauvoir beginnt ihr Verhältnis mit C. Lanzmann

Sep./Okt. 52: erstmals seit 1945 wieder positive Berichterstattung in kommunistischen Massenmedien über Sartre (Les Lettres Françaises)

8.10.52: Premiere des Films La P... respectueuse von Pagliero/Brabant, Text überarbeitet von Bost/Astruc (erhält optimistisches Ende wie sowjetische Fassung 1952), mit Wanda in Nebenrolle

16.10.52: Protest gegen die Verhaftung des Generalsekretärs der CGT, Le Léap, wegen dessen Opposition gegen den Indochinakrieg („Demoralisierung des Volkes“)

Okt./Nov. 52: Les communistes et la paix II : z.T. Antwort auf Camus

15.11.52: unterschreibt das Manifest des C.N.E. gegen den Kalten Krieg

19.11.52: verbietet die Aufführung von Les Mains sales in Wien und auch andernorts ohne Zustimmung der lokalen KP

Nov. 52: Mallarmé 1842-1898

Dez. 1952: Vortrag in Freiburg i.Br. über Philosophie und Besuch bei Heidegger

12.12.52: Rede an der Eröffnungssession des Weltfriedenskongresses in Wien (Ltg: Jolio-Curie; 1. Kongress 1949 in Paris); trifft u.a. Ehrenburg, Neruda und Amado; Sartre schweigt zur Hinrichtung des tschechischen (jüdischen) KP-Führers Slánský durch die Stalinisten (aber Péju darf in TM Artikel über den Slánský-Prozess publizieren): Sartre wird langsam zum Weggenossen des PCF, doch bis 1954 bleibt immer noch eine gewisse Distanz zwischen den beiden

23.12.52: spricht über den Wiener Friedenskongress an einem Meeting der Friedensbewegung im Vel d’Hiv; Artikel in Les Lettres Françaises und in Le Monde Jan. 53

1953: Bekanntschaft mit Evelyne Rey (Schwester von Lanzmann): Beziehung 1953-56

Anfang 53: Mitglied der Leitung des C.N.E.

15.1.53 : Sartre wohnt wenig begeistert der Antrittsvorlesung von Merleau-Ponty am Collège de France bei: Merleau-Ponty ist verletzt.

16.1.53: die Probleme des Kolonialismus (u.a. Algerien) und einer sozialen Demokratie sind miteinander verbunden (Interview mit La République algérienne)

Mrz. 53: neue Kontroverse mit Mauriac (über Antisemitismus in der UdSSR)

Mrz. 53: Brasseur wünscht, dass Sartre für ihn Dumas’ Kean anpasst

Mrz/Apr. 53: Sartre mit Michelle und Beauvoir mit Lanzmann in Saint-Tropez

April 53: Kritik Leforts an Sartres Les Communistes et la paix in TM (entlang den Linien von Socialisme ou Barbarie : gegen Kaderpartei) und Réponse à Claude Lefort: Lefort stellt Arbeit bei TM ein (ebenso Étiemble: lieber Nazo-Nazis als Stalino-Nazis)

5.5.53: Rede auf Kundgebung der Weltfriedensbewegung in Paris, Teilnahme an Diskussion in Mutualité

Mai 53 : nach Streit um Artikel Navilles verlässt Merleau-Ponty die Redaktion von TM: definitiver Bruch

Juni 53: Protest gegen Exekution der Rosenbergs (19.6.): Artikel in Libération (Les Animaux malades de la rage; geschrieben in Venedig), aber kein Protest gegen die Niederschlagung des Arbeiteraufstands in der DDR

Sommer 53: Ferien in Italien (Venedig, Rom; schreibt  Kean) mit Michelle Vian: erfährt in Venedig von Tod der Rosenbergs: heftiger Protest in Libération 22.6.. Dann Reise mit Beauvoir, Vian und Lanzmann nach Jugoslawien, Italien, Schweiz (Berner Oberland, Zermatt), dann mit Beauvoir nach den Niederlanden, Deutschland (u.a. Trier), Elsass, wieder Schweiz (Basel, Lausanne), SW-Frankreich (u.a. Périgord) und Bretagne. Ab 1953 jeden Sommer in Rom (mit Ausnahme von 1960)

Aug./Sep. 53: Sondernummer in TM betr. Vietnam

24.10.53: L’Affaire Henri Martin

31.10./1.11.53: Le Devoir d’un intellectuel est de dénoncer l’injustice partout (Combat)

5.11.53: Premiere von Les Orgueilleux von Y. Allégret, basierend auf Drehbuch Typhus von Sartre: Sartre zog jedoch seinen Namen zurück

14.11.53: Uraufführung Kean (von A. Dumas; mit Brasseur und Wanda, Regie Brasseur) veröffentlicht Feb. 54; ausgearbeitet auf Wunsch Brasseurs seit März 53)

Ende 53 : beginnt an seiner Autobiographie zu arbeiten (erster Titel: Jean sans terre, später Les Mots: das meiste wurde 1954 geschrieben): Sartre kommt zur Überzeugung, dass seine literarische Arbeit Resultat einer Neurose sei

1953/54: beginnt er auch mit der Arbeit an der Critique de la raison dialectique und an der Flaubert-Biografie L’Idiot de la famille

1954: Reise nach Schweden;

1954: Film Huis clos von J. Audry

1954: sein Plan, ein Stück namens Le Pari über die Freiheit zu schreiben, bleibt unverwirklicht ebenso wie das Stück La Part du feu gegen den McCarthyismus

Jan. 54: erstmals wieder Redaktion TM erwähnt: Sartre, Péju (Gen.Sekr.), Cau, Lanzmann

27.1.54: Protest und Referat gegen Europäische Verteidigungsgemeinschaft und deutsch-französische Verträge

Mrz. 54: Opération Kanapa: Hinrichtung Kanapas als Antwort auf dessen Artikel in L’Humanité vom 22.2.54: Kanapa, hatte Sartres Freunde Mascolo und Audry angegriffen (Kanapa, sein ehem. Schüler und nun strammer Funktionär des PCF, hatte Sartre schon 1946 und 1947 [L’existentialisme n’est pas un humanisme] kritisiert; 1952 Versöhnung); Kanapa macht einen Rückzieher am 24.3.54

3./4.4.54 : Teilnahme an einem Ost-West-Schriftsteller-Treffen in Knokke-le-Zoute: Bekanntschaft mit Brecht, Einladung durch Sowjet. Schriftstellerverband nach Moskau

Apr. 54: Les communistes et la paix III (der Kapitalismus bewirkt die Entmutigung des Proletariats; Sartre anerkennt 1964, dass seine vom Malthusianismus geprägten ökonomischen Vorstellungen falsch waren): eindeutig pro-kommunistischer als die Teile I und II; gleichzeitig Erklärung in TM, dass TM nicht am Kreuzzug gegen die Kommunisten teilnehmen wird

Apr. 54: Sartre lässt einen agitierenden Aufruf von Péju zugunsten der vietnamesischen Widerstandkämpfer aus allen Kopien der TM entfernen;

Mai 54: Protest gegen Verbot des Auftritts des Bolshoi Ballets in Paris wegen der Niederlage in Dien Bien Phu;

Mai 54: Sartre spricht vor Renault-Arbeitern über das Buch des tschechischen Widerstandskämpfers Fučik;

Mai 54: Vorwort zu Giacometti-Ausstellung in Paris

24.-25.5.54: Teilnahme an Sondersitzung des Weltfriedensrates in Berlin: Rede über L’Universalité de l’Histoire et son paradoxe (veröffentlicht als La Bombe H, une arme contre l’histoire)

Sommer 54: aus der teilweisen Einigkeit mit den Kommunisten in Les communistes et la paix I wird vordergründig vollständige Übereinstimmung: für die Jahre 1954-56 galt eine Haltung, die er 1961 in Merleau-Ponty vivant mit „ein Antikommunist ist ein Hund“ beschrieb

26.5.-24.6.54: Reise in die UdSSR (Moskau, Leningrad, Usbekistan): Einlieferung in Spital in Moskau (wegen Bluthochdruck; auch zu viel getrunken); Freundschaft mit Ehrenburg; Sartre schreibt Vorwort zu D’une China à l’autre (Bildband von Cartier-Bresson, publ. Nov. 54)

15.-20.7.54: unehrliche, zu positive Berichte über UdSSR in Libération und L’Unità.

22.7.54: Erwiderung in Libération auf die kritische UdSSR-Reportage in France-Soir der Lazareffs

Sommer 54: Ferien in Italien (Rom). Trifft Togliatti

Ende Aug.-Sep. 54: Reise mit Beauvoir ins Elsass und nach Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei; zurück nach Italien

23.9.54: Pressekonferenz in Wien gegen Aufführung von Les Mains sales im Volkstheater

Okt. 54: Beauvoir veröffentlicht Les Mandarins (Prix Goncourt; geschr. 1951-54)

Dez. 54: Vizepräsident der Association France-URSS: Freundschaft zwischen Frankreich und der UdSSR als die einzig mögliche Politik

Ende Dez. 54: Premiere von Huis Clos von Jacqueline Audry

Jan. 55: L’amitié, seule politique possible (gegenüber UdSSR) ;

Jan. 55: TM unterstützt algerische Rebellen, darin Jeanson folgend

20.2.55: Kurze Rede vor der Association France-URSS zum Gedenktag an Stalingrad

Anfang Mai 55: Diskussion mit Ehrenburg in Paris

8.6.55: Uraufführung Nekrassov (mit Vitold und Wanda; veröffentlicht Jun./Jul.-Sep. 55): gegen McCarthyismus und anti-kommunistische Presse (u.a. Lazareff); Rechte attackiert das Stück.

26.6.55: an Weltfriedenskongress in Helsinki, wo er Lukács trifft; Sartre fordert friedliche Verhandlungen mit Nordafrika

Juni 55: Merleau-Ponty veröffentlicht Les Aventures de la dialectique: Vorwurf des Ultrabolschewismus (gerichtet gegen das Verständnis von Partei und Klasse in Les Commmunistes et la paix); Sartre antwortet nicht, dafür Beauvoir mit Merleau-Ponty et le pseudo-sartrisme (Jun./Jul. 55)

7.7.55: Gespräch über Theater mit Robert Mallet am Radio

Sommer: Ferien in Italien

Mitte Aug. 55: Beauvoir zieht zusammen mit Lanzmann in 11a, rue Schoelcher, wo sie bis zu ihrem Tod wohnt

Sep.-Okt. 55: Jean-Paul Sartre nous parle de théâtre

Sep.-Nov. 55: 2 Monate Reise in China mit Beauvoir und C. Levi und Rückkehr via Moskau; Gespräch mit Vizeminister Chen Yi, Empfang bei Mao ohne Gespräch; in Moskau Teilnahme an Kritikerkongress; aus dem beabsichtigten Reisebericht wird nichts, dafür schreibt Beauvoir La Longue Marche (Jun. 57)

Nov. 55: unterzeichnet Erklärung des Comité d’action des intellectuels contre la poursuite de la guerre en Algérie (Organisator: Mascolo)

Nov. 55: Aufruf zur Wahl Garaudys ins Parlament

Nov. 55 : Sondernummer von TM zu Algerien (Jeanson als treibende Kraft)

Nov. 55-Mai 56: Drehbuch von Les Sorcières de Salem: gegen McCarthyismus; zur selben Zeit auch Arbeit an Drehbuch über die französische Revolution mit dem wegen übertriebener Gewalt hingerichteten Kommissar Lebon als Hauptfigur

1955/56: Garaudy und Sartre haben die Idee zu vergleichen, ob die marxistische oder die existentialistische Methode sich besser für Biographien eignet: ein Ausgangspunkt für L’Idiot de la famille

2.1.56: Parlamentswahlen: Sartre stimmt für PCF; aber schon am 12.3.56 stimmt der PCF für Sondervollmachten im Algerienkrieg: heftige Kritik der TM

Anfang 56: Comité pour la Paix en Algérie gegr. (Mascolo, F. Mauriac, Bourdet, Roy, Sartre)

27.1.56: Treffen und Rede im Salle Wagram gegen den Algerienkrieg als Mitglied des Comité d’action des intellectuels contre la poursuite de la guerre en Afrique du Nord: Le colonialisme est un système (veröffentlicht im Mrz./Apr. 56): der Algerienkrieg steht im Zentrum seiner polit. Aktivitäten bis 1962 (zus. mit L’Esprit, L’Express, Mauriac; Camus letztlich eher für die franz. Siedler)

2.2.56: Vorsitz bei Pressekonferenz über China

Feb. 56: Le Réformisme et les fétiches (datiert 10.2.56): Artikel gegen Polemik um Pierre Hervé: gegen Hervés Thesen, aber für mehr Toleranz durch PCF: Stagnation der marxistischen Theorie (Hervé wurde wegen seiner Kritik an der mangelnden Demokratie im PCF am 14.2.aus diesem ausgeschlossen)

Mrz./Apr. 56: Réponse à Pierre Naville (Polemik mit dem Trotzkisten Naville wegen Stalinismus): Sartre kritisiert Publikation von Chruschtschows Rede am XX. Parteitag gegen Stalin

26.-31.3.56: aktive Teilnahme an einer Ost-West-Tagung der Société Européenne de Culture in Venedig, wo er Merleau-Ponty wieder trifft (auch Silone, Barth, C. Levi, Ungaretti, Vercors, osteurop. Schriftsteller)

Frühling: Während vielen Jahren zu viert Osterferien in Saint-Paul-de-Vence: Sartre, Beauvoir und ihre Partner (Michelle Vian/Arlette, Lanzmann/Le Bon)

16.5.56: Vorlesung an der Sorbonne über Idéologie et histoire

Jun./Jul. 56: Sartre trifft erstmals Arlette Elkaïm: diese arbeitet dann an TM mit (zuerst Nachrichten, 1960-65 Filmchronik)

Sommer-Herbst 56 : Reisen nach Italien, Jugoslawien und Griechenland mit Beauvoir, Lanzmann und M. Vian, dann langer Aufenthalt in Italien

8.11.56: Brief des C.N.E. mit Sartre an Kádár gegen sowjetischen Einmarsch (neben Sartre Vercors, Leiris, Audry, Prévert, Péju, Lanzmann, Schwartz)

9.11.56: Interview mit L’Express über Ungarn (Après Budapest, Sartre parle); Sartre tritt aus Protest als Vizepräsident der Association France-URSS zurück, verbleibt aber im C.N.E. und in der Friedensbewegung. Sartre unterstützt einen Aufruf linker deutscher Schriftsteller (v.a. aus Gruppe 47 mit u.a. Böll).

29.11.56: Antwort des C.N.E. auf einen Brief Sholokhovs im Namen des sowjet. Schriftstellerverbands wegen Budapest

Nov. 56: Jeanson scheidet im Streit aus TM aus, weil er die harsche Kritik Sartres am sowjetischen Einmarsch nicht akzeptiert

Nov. 56: für ägyptische Haltung im Suezkrieg 56

Nov. 56: Sartre wird mit Beauvoir auf die polnische Botschaft eingeladen: trifft Jan Kott und Grzegorz Lissowski, für dessen Zs. Twórczość er Questions de méthode schrieb

1./2.12.56: auf Betreiben u.a. Sartres Resolution des Nationalrats der französischen Friedensbewegung gegen den sowjetischen Einmarsch

Nov./Dez56/Jan.57 : Le Fantôme de Staline: Bruch mit dem PCF

1957: beginnt mit der Critique und mit L’Idiot de la famille;

1957: Film Kean, Genio e Sregolatezza von Gassman (am Filmfestival in Locarno gezeigt)

1957: Umfrage in L’Express unter Jugendlichen, wer ihre Generation am meisten geprägt habe: Sartre weit vor Gide und Mauriac

Jan. 57: Reise nach Polen anlässlich Premiere von Les Mouches; Sympathien für die polnische Kommunisten; führt zur Ausarbeitung von Questions de méthode

4.4.57: Tribut an Bertold Brecht am Théâtre des Nations (Brecht et les classiques)

26.4.57: Premiere von Les Sorcières de Salem von Rouleau, Sartres Überarbeitung von Millers The Crucible, mit Montand, Signoret

Mai 57: Vous êtes formidables (erste vehementere Version Une Entreprise de démoralisation im April von Le Monde abgelehnt): gegen Folter in Algerien und für Soldaten, die sich dagegen stellen

1.6.57: Teilnahme an Diskussion der Friedensbewegung über den Algerienkrieg: Einsatz für Unabhängigkeit; im Rahmen seines Kampfes gegen den Algerienkrieg trifft er auch erstmals Aron wieder. Sartre unterstützt das Comité Maurice Andin

Sommer 57: Ferien in Italien (Rom, Capri); Trennung von Cau; Sartre arbeitet an Des Rats et des hommes und an einer Studie über Tintoretto (im Nov. 57 ein Teil als Le Séquestré de Venise veröffentlicht)

Jul-Aug. 57: Portrait du colonisé

Sep. 57: Claude Faux, Mitglied des PCF, wird neuer Sekretär Sartres

Sep.-Okt. 57: Questions de méthode (Marxism i Egzystencjalizm im Apr. 57)

7.12.57: Quand la police frappe les trois coups ...

10.12.57: Entlastungszeuge im Palais de Justice im Prozess gegen Ben Saddok, der des Mordes an Ali Chekhal, dem Vizepräsidenten des algerischen Parlaments, angeklagt ist

1958: arbeitet an Les Séquestrés d’Altona und v.a. an der Critique;

1958: Sartre arbeitet seit 1945 und zunehmend unter dem Einfluss von Orthedrin (=Amphetamin, „Speed“; v.a. Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre), Aspirin (z.T. als Corydran = Mischung aus Aspirin und Amphetamin, 1971 verboten) und Schlaftabletten im Verbund mit Alkohol (ca. 1 Liter/Tag, v.a. Wein und Whisky) und Nikotin, um seine hohe Produktivität behalten zu können (durchschnittlich 20 Seiten pro Tag): beeinflusst positiv nur die Quantität, nicht die Qualität des Geschriebenen; seit 1958 hatte er Bluthochdruck (auch wg. zu fettigem Essen), z.T. im Verbund mit Delirien, Ohrensausen und Schwindelanfällen;

1958: Sartre gerät – trotz hohen Einnahmen und der Oberaufsicht von Beauvoir über seine Finanzen – in grosse finanzielle Schwierigkeiten, als die Steuerbehörden 120'000 FF von ihm fordern: seine Mutter bezahlt die Rechnung.

1958: Beauvoir beginnt mit ihrer Serie der Autobiographien, die mehr Biographien über Sartre sind: Mémoires d’une jeune fille rangée (Okt. 58, geschr. Okt.56-Mrz. 58), La Force de l’âge (Okt.60, geschr. ab Mai 58), La Force des choses (Okt. 63), Tout compte fait (1972), La cérémonie des adieux (1981) ;

1958: Ende Beziehung Beauvoir-Lanzmann

1. Trimester 58: Sartre unterstützt finanziell die linksradikale Zeitschrift La Voie Communiste

13.1.58: Interview mit Jean Daniel (in Le Temps qui reste)

21.2.58: Sartre ehrt d’Astier für seine Tätigkeit in der Friedensbwegung anlässlich Übergabe des Leninpreises

Ende Jan. : Beauvoir tritt als Zeugin zugunsten von Jacqueline Guerroudj auf (ehem. Schülerin in Rouen; Mitglied der A.L.N. (bewaffneter Arm der algerischen Befreiungsfront F.L.N.), angeklagt wg. Bombenattentat)

Feb. 58: Diskussion mit Butor, Vailland und Adamov über Theater und Politik

6.3.58: Une Victoire über Allegs La Question in L’Express (beschlagnahmt; im Observer auszugsweise abgedruckt; Buch erscheint im April in Lausanne)

Mrz. 58: Nous sommes tous des assassins

17.4.58: Malraux, Martin du Gard, Mauriac und Sartre fordern Verurteilung der Folter durch Regierung

Frühling 58: Wiederaufnahme des Kontakts mit den italienischen Kommunisten: Togliatti und PCI werden für ein paar Jahre Vorbild moderner und aufgeschlossener Kommunisten

Mai 58: auf Wunsch von Jean Wahl gibt er Vorlesung über Dialectique et aliénation am Collège philosophique

22.5.58: Le Prétendant (gegen de Gaulle) in L‘Express

26.5.57: Treffen mit Nazım Hikmet, dem Begründer der modernen türk. Lyrik

28.5.58/1.6.58: Teilnahme an Demonstrationen gegen de Gaulle

30.5.58 : Pressekonferenz gegen Menschenrechtsverletzungen in Algerien

1.6.58: weitere Demonstration gegen de Gaulle

Jun.-Dez. 58: erste Version des Drehbuchs über Freud im Auftrag John Hustons (25'000 USD für das Drehbuch)

16.6.-15.9.58: Ferien in Italien (u.a. Capri; trifft Moravia, Merleau-Ponty), zuerst mit Beauvoir, dann M. Vian: entdeckt, dass Michelle seit über 9 Jahren eine Beziehung zu Reweliotty hatte: Bruch mit Michelle (bis 1961; Sartre war über Beziehung gewarnt worden) und Arlette nimmt deren Stellung ein.

11./25.9.58: La Constitution du mépris und Les Grenouilles qui demandent un roi in L’Express gegen Referendum über gaullistische Verfassung (angenommen am 28.9.58): Sartre in so schlechter Verfassung, dass Les Grenouilles von Beauvoir editiert werden müssen

23.9.58: kurze Rede an antifaschistischem Treffen gegen Referendum (zusammen mit u.a. Garaudy)

Okt. 58: gesundheitliche Krise: beinahe Herzinfarkt; arbeitet trotzdem wie besessen weiter: Verschiebung Uraufführung von Les Sèquestrés d’Altona um ein Jahr

Herbst/Winter 58/59: Beauvoir trennt sich von Lanzmann

1959: beendet die Critique

1959: Garaudy publiziert Persepectives de l’homme: existentialisme, pensée catholique, marxisme: Sartre kritisiert in einem darin enthaltenen Brief, dass der Marxismus den Menschen aus dem Blick verloren hat und deshalb der Existentialismus weiter lebt

1959: Beauvoir beginnt sich für Geburtenverhütung einzusetzen (Vorwort zu Buch von Weill-Hallé)

Jan. 59: als Redaktion der TM nur noch Sartre und Péju

2.6.59: Interview mit Jeanson in Vérités pour ... (verbotene Publikation ; erstes Treffen Sartre-Jeanson seit 1956; Jeanson seit Frühling 57 im Geheimaktionen für FLN)

Sommer 59: Ferien in Rom und Venedig: beendet Les Séquestrés d’Altona (Schluss jedoch erst während Proben in definitiver Form)

25.8.59: Sartre spricht im Interview mit Il Messagero di Roma von der Krise der Jugend in Ost und West

23.9.59: Uraufführung von Les Séquestrés d’Altona (mit Wanda und Evelyne Rey; veröffentlicht Okt.-Nov. 59): Deutschland und der Zweite Weltkrieg stehen für Frankreich und den Algerienkrieg

Okt. 59: Aufenthalt mit Arlette in Irland bei Huston wegen Drehbuch über Freud

Winter 59: Sartre und Beauvoir beginnen, sich für serielle Musik zu interessieren

Dez. 59: Vorträge über Dialektik in der Schweiz (La Chaux-de-Fonds, Neuchâtel)

um 1960: Beauvoir beginnt ihr Leben unabhängig von Sartre zu gestalten: eigene Themen wie Alter, Tod und Frauen treten für sie in den Vordergrund; privat hat sie verschiedene lesbische Freundinnen; Sylvie Le Bon, die sie 1960 kennen lernte, wird 1961 zu ihrer beständigen Lebensgefährtin; Sylvie versteht sich gut mit Sartre, aber nicht mit Arlette, so dass ein gemeinsames Leben Beauvoir-Sartre schwieriger wird; die Gemeinsamkeiten zwischen Sartre und Beauvoir beschränken sich nun auf gemeinsame Essen, Abende und Reisen; das wichtigste Band bleibt jedoch die TM, deren Leiter Beauvoir de facto ist; 1960 lernte Beauvoir Liliane Siegel kennen, die bald zu Sartres Freundin wurde

1960-64: Sartre, enttäuscht von der Politik der erwachsenen Parteien, sucht die Nähe der Studenten und gibt ihnen mehrfach Interviews

7.1.60: Albert Camus (starb am 4.1.60)

22.2-24.3.60: Aufenthalt auf und Reise durch Kuba (eingeladen durch Franqui; Treffen mit Fidel Castro und Che Guevara): Sartre ist begeistert von der jungen Revolution; nach Kuba Pressekonferenz in New York (20.3.; für Fair Play for Cuba Committee); 16 Artikel in Lazareffs France-Soir 28.6.-15.7.60 (auf Vermittlung Lanzmanns); auch mehrere Artikel von Beauvoir

29.3.60: Vorlesung an Sorbonne über Theater Théâtre épique et théâtre dramatique

Mrz. 60: Vorwort zu Aden Arabie von Nizan: Verteidigung der frustrierten jungen Generation von 1960

31.3.60: Teilnahme mit Beauvoir am Empfang für Khrushtchow auf der Sowjetbotschaft

Frühjahr 60: Interview mit Madelaine Chapsal über Literatur

Feb.-Sep. 60: Algren in Paris: nach kurzem Aufflammen weitere Entfremdung von Beauvoir

Apr. 60: Critique de la raison dialectique

Mai 60: Reise nach Jugoslawien (Treffen mit Tito 13.5.): an Aufführungen von Les Séquestrés d’Altona und Huis clos

Jun.60-1961: Beauvoir (und Halimi) engagieren sich für die gefolterte Djamila Boupacha

10.-12.6.60: Teilnahme an Congrès national pour la paix en Algérie: für Verhandlungsfrieden

17.6.60: Entlastungszeuge im Prozess gegen den Schriftsteller Georges Arnaud, der in Paris-Presse über eine Untergrundpressekonferenz von Jeanson berichtete

Jul./Aug. 60: Interview mit K.S. Karol in Vérité-Liberté (Sartre Mitglied des Herausgeberkomitees) über Jeunesse et guerre d’Algérie: Beschlagnahmung der Nummer, Überwachung der Redakteure

24.8.-4.11.60: Reise mit Beauvoir nach Brasilien (als Anti-Malraux-Reise, der Lateinamerika 1959 als Kulturminister bereiste: Malraux verteidigt de Gaulles offizielle Algerienpolitik und greift Sartre an: dieser habe während der 2. Weltkriegs seine Stücke von der deutschen Zensur gutheissen lassen, während er vor der Gestapo gestanden habe ): Jorge Amado als ihr Führer; Treffen mit dem Architekten Niemeyer, Präsident Kubitschek; Rückkehr via Kuba (23.-29.10.) und Spanien (weil er befürchtete, an der franz. Grenze verhaftet zu werden); erstmals seit 1953 keine Ferien in Italien; in Brasilien lernte Sartre Cristina Tavares kennen: Sartre trug sich kurzfristig mit dem Gedanken, sie zu heiraten

Aug. 60: Unterzeichnung des Manifests der 121 : Aufruf zur Desertion in Algerien (zusammen mit Beauvoir, Blanchot, Bost, Breton, Duras, Guérin, Lefebvre, Leiris, Florence Malraux, Martinet, Mascolo, Masson, Nadeau, Péju, Pingaud, Pontalis, Pouillon, Robbe-Grillet, Roy, Sarraute, Scipion, Signoret, Vercors, Vidal-Naquet; TM beschlagnahmt)

16.9.60: Brief (von Péju in Sartres Namen geschrieben) an Roland Dumas, den späteren sozialistischen Aussenminister Frankreichs, damals Verteidiger im Prozess gegen das Réseau Jeanson vor dem Militärgericht: von Lanzmann und Péju gem. telefonischen Vorgaben Sartres verfasst, am 20.9. vor dem Gericht vorgelesen

23.9.60: Parlamentsabgeordneter verlangt strafrechtliche Verfolgung Sartres

Okt. 60: TM konfisziert; Veteranen paradieren auf der Champs-Elysées und rufen Fusillez Sartre!

8.11.60: nach Rückkehr aus Brasilien (4.11.) Verhör auf der Polizeistation wegen Unterzeichnung des Manifests der 121; Sartre will strafrechtlich verfolgt werden, was ihm jedoch versagt bleibt: de Gaulle soll gesagt haben: „on arrête pas Voltaire!“

Dez. 60: Merleau-Ponty veröffentlicht Signes, wo er im Vorwort Sartre gegen dessen Selbstanklagen im Vorwort zu Aden-Arabie verteidigt

1.12.60: Pressekonferenz für ein Nein im Referendum vom 6.1.61 über die Selbstbestimmung Algeriens (angenommen)


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1946–1965                                                                                                                                                                                                                                                                1966-1980